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Die Kunst des Verweilens – eine Einladung des Nordens

Die Kunst des Verweilens – eine Einladung des Nordens

Update: 2024-02-25
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Die Kunst des Verweilens ist es, was sich hinter den Trendbegriffen Entschleunigung und Achtsamkeit verbirgt. Während sich die Medien unaufhörlich mit Anleitungen zum simplen Verweilen im Augenblick füllen, laden die Länder des Nordens seit jeher dazu ein. Entschleunigung im Norden ist wirklich möglich. Was theoretisch simpel wäre, ist angesichts unserer hektischen Zeit leider gar nicht simpel. Zeitdruck, Leistungsdruck, Pflichten und mangelnde Ausdauer bestimmen unseren Alltag. Und zunehmend auch den Urlaub. Seit 2014 Jahren lebe ich da, wo andere Urlaub machen. Zuerst in der Nähe der beliebten dänischen Badeorte Løkken und Blokhus, und jetzt in Norwegen an der südöstlichen Schärenküste, gleich beim beliebten schwedischen Bohuslän. Da ich mich im Prinzip täglich mit Reisen und Urlaub in Skandinavien auseinandersetze, bewege ich mich in einer Skandibubble. Und schaue anderen Menschen beim Urlauben und Schwärmen vom Norden zu. Ich beobachte und wundere mich, wie sich Vieles verändert (hat). Wissenschaftliche Untersuchungen, die meine Beobachtungen bestärken oder entkräften, liegen mir nicht vor. Darum soll es mir in diesem Beitrag nicht gehen. Wenn du gerade keine Zeit für persönliche Beobachtungen hast, so ist dieser Artikel eher nichts für dich. Falls ich dich neugierig gemacht habe, so folge mir gerne in die Ruhe des Nordens. Inneres Wohlbefinden und die Kunst des Verweilens Bist du schon mal an einem Ort gewesen, wo deine Ohren nichts hören können? Ich meine wirklich nichts. Gar nichts. Kein Wind. Kein Rauschen oder Rascheln. Kein Plätschern. Kein von Mensch und Maschinen erzeugter Laut, weil niemand außer dir dort ist. Nur du. Dein Atem. Deine Gedanken. Kannst du das ertragen? Genau diese Frage stellte ich vor wenigen Tagen auf Instagram und zeigte ein 16 Sekunden langes Video. Es ist ein kurzer Ausschnitt aus einem Film, den ich in einer späten Sommernacht am norwegischen Nisser gemacht habe: Obwohl es nur 16 Sekunden skandinavische Ruhe zeigt, beträgt die durchschnittliche Wiedergabedauer neun Sekunden. Gemäß Instagrams Angaben zu den Insights nimmt die Zielgruppenbindung bereits nach zwei Sekunden massiv ab. Weniger als 50 Prozent der Menschen, die sich wie ich in der Skandibubble wohlfühlen, schaffen es, nach sieben Sekunden weiterhin in der Stille des Nordens zu verweilen. Die vollen 16 Sekunden schaffen nur 36 Prozent. Nichts anderes aber sieht und hört man, wenn man dort im realen Leben sitzt und das innere Wohlbefinden durch die allgemein gefeierte, nordische Ruhe auftankt. Das Verweilen ist zur Kunst geworden. Das Tempo hat nicht nur in den Medien zugenommen. Entschleunigung wird zum unerfüllten Sehnen. Im Norden soll sie gefunden werden. Vom Bleiben Letzten Sommer entschieden wir uns nach einem lapidaren Wochenendeinkauf im schwedischen Nordby weiter an Schwedens westlichsten Festlandspunkt zu fahren. Steigt man auf die Felsen über der lauschigen Badebucht zwischen Kungbäck und Lökholmen, so gelangt man an einen Ort, der schöner nicht sein könnte. Man blickt auf eine traumhaft schöne Schärenwelt hinab und hat gleichzeitig Norwegen und die Inseln von Hvaler im Blick. Lesetipp: Die beste Wanderroute auf Hvaler Oben angekommen packten wir unser Picknick aus und staunten in alle Himmelsrichtungen. Dann kam ein junges Paar. Wie wir war es begeistert und hielt die herrliche Aussicht mit dem Handy fest. Nachdem ich die beiden vor der prachtvollen Kulisse fotografiert hatte, machten sie sich wieder an den Abstieg. Wir blieben. Vom Urlaubsstress und Roadtrip Eins vorab: Jede/r verbringt die schönste Zeit im Jahr so, wie er/sie es mag und gut findet. Und ich möchte diesen Artikel nicht dazu nutzen, irgendjemandem vorzuschreiben, wie er/sie zu urlauben hat. Ich beobachte. Ich hinterfrage, mehr nicht. Ich war vor Ort anwesend, als Dänemark immer mehr in den Fokus der Deutschen zu rücken begann. Ich erlebte vor Ort das Einsetzen des Massentourismus in der Hauptsaison und die Zunahme des Reiseverkehrs in der Nebensaison. Ich kenne sprichwörtlich jeden Stein Nordjütlands. Und Dank Instagram kann ich die Urlaubszeit vieler Dänemarkfans mitverfolgen. Nicht wenige von ihnen absolvieren in nur wenigen Tagen ein Besuchsprogramm, dem ich hiermit größten Respekt zolle. Erkennbar unzählige Kilometer werden jedes Jahr runtergerattert, nur um die Highlights des Landes aufzusuchen. Jeden Tag sind sie woanders! Bei den Menschen, die in Schweden und Norwegen urlauben, ist das ähnlich. Habe ich vor vielen Jahren über die Touristenbusse mit Asiaten geschmunzelt, die nach dem Prinzip „Hinfahren, aussteigen, fotografieren, weiter“ durch Europa eilten, sehe ich das tatsächlich nun hier in Norwegen. Und es sind keine Touristenbusse. Spätestens seit der Pandemie ist die Nachfrage nach Wohnmobilen und Camper-Vans angestiegen. Immer mehr wollen jetzt auf einen Roadtrip gehen, um möglichst viel von der nordischen Atmosphäre einzufangen. Für mich sieht das oftmals wie ein Hetzen von einem Ziel zum nächsten aus. In der Öffentlichkeit wird das (kostenlose) Freistehen in der Natur zelebriert – auch dort, wo es nicht erlaubt ist. Diejenigen, die schon vor diesem Hype zum Camping durch die nordischen Länder gereist sind, sind traurig darüber, dass mit den Neuzugängen Verschmutzung und Zerstörung sprunghaft angestiegen sind. Manche/r mag das jetzt empört von sich weisen, es ist aber so und sorgt dafür, dass nun alle Camper kritisch beäugt werden. Von der nordischen Atmosphäre bekommen sie sicherlich nicht viel mit. Denn die spürt man nur, wenn man verweilt. Entschleunigung im Norden – eine Einladung zum Verweilen Am erholsamsten sei ein langweiliger Urlaub, schrieb die Zeit schon vor 13 Jahren. Inzwischen hat sich unser aller Lebensalltag viel verändert. Das Tempo ist schneller geworden, die Fähigkeit, sich auf Momente und Realität einzulassen, ist gesunken. Der Wunsch nach Erholung begleitet uns alle durch den hektischen Alltag. Und in den Wunsch nach Urlaub. Nach einer Auszeit. Aber nicht alle erleben sie! Das Handy ist heute immer und überall dabei. Und damit sowohl die Nachrichten der Arbeitgeber als auch die Augen von Millionen, die die Urlaubsberichte in den sozialen Netzwerken betrachten. Und bewerten. Spätestens bei der Heimreise ist sämtliche Erholung – wenn man sie denn gefunden hat – verloren. Zeitgleich füllen sich die Medien weiter unaufhörlich mit Texten, Bildern und Videos, die sich mit der Suche nach Achtsamkeit und Entschleunigung auseinandersetzen. Schließlich kommt der Stress immer wieder zurück. Bei vielen setzt er unmittelbar nach dem Aussteigen aus dem Fahrzeug ein, mit dem der Urlaub begonnen hat. Der Mensch will Ruhe und hofft, sie in Dänemark, Norwegen, Schweden oder Finnland zu finden. Denn dort gibt es sie noch. Der Norden lädt dazu ein, jene zu finden! Aber finden sie sie wirklich? Ich meine, wirklich wirklich? Natürlich muss niemand die kompletten Urlaubstage an einem Ort absitzen. Natürlich soll jede/r die Gegend entdecken dürfen, in die er/sie gefahren ist, um Erholung zu finden. Lesetipp: Folge den Schleifenquadraten Doch wie wäre es, mal eben nicht vorab jeden Tag einer Reiseroute zu planen? (Und die dann fleißig zu absolvieren. „Zack zack, geschlafen wird daheim“, sagte mein Vater hierzu immer.) Wie wäre es, mal nicht alle Highlights abzufahren? Wie wäre es, mal spontan den Schleifenquadraten zu folgen und unbekannte Ziele zu entdecken? Wie wäre es, einfach mal nur zu sitzen und die Sinne auf Reisen zu schicken? Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen. Astrid Lindgren Ist es nicht die Stille und die Ruhe, die alle am Norden lieben? In diesem Sinne wünsche ich allen eine erfüllende Entschleunigung im Norden, Du brauchst mehr Entschleunigung im Norden? Stöbere gerne ein bisschen auf meiner Seite. Hier findest du viele Reisetipps, die dich in die Weiten des Nordens entführen. Wir wäre es mit: Halle Vagnaren oder Sonnenuntergänge machen süchtig oder Wo Ruhe vollkommen ist? Viel Vergnügen bei der Entschleunigung! Viel Vergnügen im Norden.


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