DiscoverChlorgesängeFolge 129: Blind Vertrauen
Folge 129: Blind Vertrauen

Folge 129: Blind Vertrauen

Update: 2025-10-08
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Diesmal geht es um Menschen, für die es sehr schwer ist, schwimmen zu lernen. Und denen es zusätzlich auch noch schwer gemacht wird: Menschen, die blind sond oder eine starke Sehbeeinträchtigung haben. Zu Gast ist Julie Rühberg, die als Sportlehrerin im Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Hamburg arbeitet. Und dort blinden und sehbeeinträchtigten Kindern das Schwimmen beibringt.

Keine leichte Aufgabe - denn vor allem von Geburt an Blinde haben überhaupt keine Vorstellung davon, wie schwimmen überhaupt funktioniert. Sie sehen keinen Beckenboden, haben keine Vorstellung von Tiefe und wissen nicht, wo das Becken zuende ist. Wasser in den Augen macht es zusätzlich schwierig, denn gerade weil die Kinder nicht sehen können, ist das für die meisten sehr unangenehm. Hinzu kommt, dass es in Schwimmbädern oft sehr laut ist und es in der Regel sehr hallt. Blinde und sehbeinträchtigte Menschen hören diese Geräusche noch viel stärker als Sehende und können sie viel schlechter filtern.

All das macht es für sie schwerer, das Schwimmen zu lernen - aber eben überhaupt nicht unmöglich, sagt Julie. Im Gegenteil - jeder und jede solle diese Chance bekommen, findet sie. Denn nur wer schwimmen kann und mindestens das Bronze-Abzeichen hat, darf dann auch allein ein öffentliches Schwimmbad besuchen. Allerdings - öffentliche Schwimmkurse für Blinde und Sehbehinderte gibt es praktisch nicht. Das Problem: Es gibt viel zu wenig Schwimmlehrer:innen, die darin ausgebildet sind und sich das zutrauen. Und wer einen Verein für blinde und sehbehinderte Schwimmer:innen besuchen will, muss in der Regel vorher schwimmen können.

Im Hamburger Bildungszentrum hat man sich deshalb zum Ziel gesetzt, allen Kindern verbindlich Kurse zur Wassergewöhnung und Schwimmvermittlung anzubieten. Das Ziel: Wenigstens das Seepferdchen, wenn möglich aber noch mehr. Hilfreich ist, dass die Schule ein eigenes Therapieschwimmbecken auf dem Gelände hat, man buche aber auch Wasserzeiten bei den öffentlich Bädern, erzählt Julie. Zunächst gehe es darum, sich nicht nur an das Wasser zu gewöhnen, sondern auch die Umgebung abzutasten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo man sich eigentlich bewegt. Das Schwimmenlernen selbst finde in lauter kleinen Abschnitten statt, mit geführten Bewegungen und ganz viel Halt. Nicht nur die Kinder genießen das - auch die Eltern sind oft erstaunt, weil sie das ihren Kindern oft gar nicht zugetraut haben.

Julie ist mit großem Engagement bei der Sache. Nicht nur im Schwimmbecken - sie hofft, dass ihre Schule auch Vorbild für andere sein kann. Und dass die Bäderbetriebe und andere Organisationen merken, wie wichtig es ist, dass wirklich alle Menschen, auch mit Beeinträchtigungen, schwimmen lernen können. Und entsprechende Schwimmlehrer:innen ausbildung. Ein gutes Beispiel ist für sie die Stiftung „Deutschland schwimmt“ - denn die bildet bereits deutschlandweit Inkusionsschwimmlehrer:innen aus.

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Folge 129: Blind Vertrauen

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Ute Zill, Martina Schrey