Gibt’s eigentlich noch gute Rockmusik?
Update: 2025-10-05
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Wir gehen dieses Mal auf Spurensuche! Nicht in den Archiven der Classic-Rock-Götter, sondern dort, wo neue Gitarrenmusik heute entsteht: in kleineren Studios, überdrehten Proberäumen und auf Bühnen, auf denen sich Bands ihre Identität noch Nacht für Nacht erspielen müssen. Die Frage ist simpel: Gibt’s 2025 wirklich noch gute Rockmusik von jungen Bands? Die Antwort könnte in dieser Folge deutlicher ausfallen, als viele vermuten würden.
Geese aus New York liefern mit „Getting Killed“ ein Album, das sich weigert, brav oder herkömmlich zu sein. Die Band rund um Sänger und Frontmann Cameron Winter verdichtet auf ihrem neuen Projekt Art-Rock, psychedelische Elemente und klassischen Indie-Rock zu einem fiebrigen Strom. Aufgenommen in nur zehn Tagen mit Produzent Kenny Beats, kommt vieles sehr roh, spontan und bewusst überladen daher. Winter agiert in seinem Gesang theatralisch – mal charmant, mal auch durchaus anstrengend – worin sich die Geister scheiden: Für die einen ist diese Stimme der überspringende Energiefunke, für die anderen eher Sand im Getriebe. Unstrittig ist jedoch die Energie, mit der Geese ihr Material nach vorn prügeln. Der Titeltrack „Getting Killed“ bündelt wechselnde Tempi und nervösen Breaks – durchaus riskant und lebendig, was zeigt, wie Rock klingen kann, wenn man die Zügel löst. Das hören wir uns näher an.
Aus New York führt die Spur weiter nach Dublin, wo Sprints gerade mit beeindruckender Schlagzahl arbeiten. Ein Jahr nach dem Debüt „Letter to Self“ erscheint schon das zweite Album „All That Is Over“. Die Band um Karla Chubb klingt merklich größer und dichter, kanalisiert Wut nicht mehr nur in direkter Rohheit, sondern lässt auch Luft und zeigt Fortschritte, wird grungig oder fast schon shoegazig, ohne die Punk-Prinzipien zu vergessen. Vor allem die Albummitte stellt eine wahnsinnige Abfolge von geordnet hektischen Songs dar, die kein Bremspedal kennen. Sprints spielen mit Dynamik, können Spannung aufbauen und in einer explosiven Befreiung auflösen. Sowohl Sprints als auch Geese zählen definitiv zu den spannendsten Genrevertretern der Gegenwart.
Umgekehrt ist Robert Plant seit Jahrzehnten Referenzfigur, wenn es um Rock geht. Die Led Zeppelin-Legende meldet sich mit seiner Band Saving Grace zurück und hat ein Album mit Neuinterpretationen unterschiedlicher Lieder (u. a. von Memphis Minnie, Blind Willie Johnson oder Low) gemacht. Dabei vereint er einiges seiner musikalischen DNA: Folk, Blues, Americana. Stimmlich klingt der 77-Jährige dabei wie immer – was schlicht beeindruckend ist. Auch in dieses Album hören wir hinein.
Wer es radikaler mag, landet bei jemandem wie Geordie Greep. Der frühere Black-Midi-Frontmann hält auf seinem 2024 erschienen Solo-Album „The New Sound“ nicht viel von konventionellen musikalischen Normen. Er lässt sich in kein Genre drängen, experimentiert mit unterschiedlichen Genres, Singmustern und Melodien. Avantgarde-Rock trifft auf jazzige Arrangements, immer wieder gibt er sich einem kontrollierten Chaos hin, mit exzentrischem Gesang oder dissonanten Gitarren und Bläsern, bei galoppierender Percussion. Sein Sound ist sicherlich herausfordernd und verlangt Aufmerksamkeit und Zeit, belohnt aber Hörer:innen mit einem wuchtigen Klangerlebnis.
Außerdem noch in dieser Ausgabe: Die Ötztaler Sängerin Nenda mit ihrer neuen Single „Alone“. Dort zeigt sie sich von einer neuen Seite, vereint einen gesungenen Refrain mit lässig gerappter Strophe auf einer einnehmenden Gitarrenmelodie. Introvertierter als ihre bisherigen Lieder, aber in der Aussage nicht weniger klar.
Und weil Pop in dieser Ausgabe trotzdem nicht ausgeklammert wird, starten wir auch mit Taylor Swift in die Episode. „The Life of a Showgirl“, das zwölfte Album des Superstars, ist erschienen, und setzt auf Sicherheit statt Risiko. Außerdem hat sie mit ihrem Lied „Actually Romantic“ schon für Diskussionen gesorgt, da sehr viele Hörer:innen und Kritiker:innen den Song als Seitenhieb in Richtung Charli XCX lesen. Das muss auch besprochen und angehört werden.
Viel Freude mit der neuen Episode - über Kommentare würden wir uns freuen.
Unser Podcast ist lizenziert durch AKM und AUSTRO MECHANA.
Tracks der Ausgabe:
Taylor Swift - The Life of a Showgirl
Taylor Swift - Actually Romantic
Geese - Trinidad
Gesse - Getting Killed
Sprints - Descartes
Sprints - Something's Gonna Happen
Robert Plant - Everybody's Song
Geordie Greep - Holy, Holy
Nenda - Alone
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