Heißes Eisen Pensionsreform – Ist Österreich bereit für den Wandel?
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Das österreichische Pensionssystem ist auf drei Säulen aufgebaut, wobei die erste auf den Beiträgen zur gesetzlichen Pflichtversicherung beruht. Beiträge werden dabei sowohl vom Arbeitgeber als auch vom Arbeitnehmer einbezahlt. Die zweite Säule ist die betriebliche Altersvorsorge und stellt eine freiwillige Sozialleistung des Arbeitgebers dar. Dabei kann im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses eine zusätzliche Pensionsvorsorge abgeschlossen werden – darunter fallen Pensionskassenzusagen zu in- oder ausländischen Pensionskassen, die betriebliche Kollektivversicherung (BKV), direkte Leistungszusagen und Lebensversicherungen. Die dritte Säule ist die freiwillige private Pensionsvorsorge, etwa durch Lebensversicherungen, Investitionen am Aktienmarkt und Ähnliches.
Demografie und Reformstau belasten Pensionssystem
Demografische Veränderungen, die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation, die Nichteinhaltung des regulären Pensionsantrittsalters und eine unzureichende Finanzbildung innerhalb der Bevölkerung setzen das System stark unter Druck. Doch eine umfassende Pensionsreform bleibt ein heißes politisches Thema, das bisher kaum jemand anpacken möchte. Im Reformclub der „Die Presse“ diskutieren Expertinnen und Experten darüber, wie Österreich wieder auf Kurs gebracht werden kann. Es geht darum, erste Veränderungen anzustoßen und notwendige Reformen umzusetzen. Eva Komarek von der „Die Presse“ sprach dazu mit Carmen Treml, Ökonomin bei der Agenda Austria, und Gregor Pilgram, CEO der Generali Österreich.
Einen dringenden und umfangreichen Reformbedarf des heimischen Pensionssystems ortet Ökonomin Carmen Treml. „Es ist extrem veraltet, nicht mehr zukunftssicher und es wird politisch nicht angegangen, da man die Wählergruppe der Pensionisten und älteren Menschen nicht vergraulen will“, so die Expertin. „Bis zum Jahr 2050 kann man davon ausgehen, dass die Anzahl der Pensionisten um 900.000 Personen anwachsen wird, die Gruppe der aktiv Erwerbstätigen aber gleichzeitig um 270.000 Personen schrumpft. Hier klafft bereits eine deutliche Lücke.“ Deshalb plädiert Treml für eine Anhebung des Pensionseintrittsalters auf 67 Jahre.
Warum die private Vorsorge an Bedeutung gewinnt
Um die Menschen zur privaten Pensionsvorsorge zu motivieren, sind Anreize und ein ausreichendes Einkommen unerlässlich. Je früher man mit dem Ansparen beginnt, desto geringer sind die nötigen Beträge, erklärt Gregor Pilgram, CEO der Generali Österreich. Ein gewisses Maß an Finanzbildung und das Bewusstsein für langfristiges Sparen seien jedoch grundlegende Voraussetzungen. Statt erst kurz vor der Pensionierung mit der Vorsorge zu beginnen, ist es wichtig, frühzeitig auf verschiedene Anlageinstrumente zu setzen. Für diesen Zweck eignen sich besonders Lifecycle-Produkte, die in der Ansparphase Aktienfonds und fondsgebundene Lebensversicherungen nutzen. Je näher der Pensionszeitpunkt rückt, desto mehr wird auf stabile Anlageformen gesetzt, um die Volatilität zu minimieren.
Für beide Experten ist klar, dass das österreichische Pensionssystem dringend reformiert werden muss, da sonst die langfristige Finanzierung der Renten nicht gesichert ist.
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Information**
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Reformclubs statt und wird finanziell unterstützt von Generali Österreich und Agenda Austria.