Montage lehren - Wenn Schnitt Schule macht
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Kann man Montage unterrichten? Kann man Intuition und Kreativität in einem Seminarraum weitergeben? Oder ist der Schneideraum ein mystischer Ort, dessen Gesetze man nur durch jahrelanges, einsames Schneiden erlernt? Diese Fragen sind so alt wie die Filmschulen selbst. Doch wenn jemand vom Schauspiel vor die Kamera stolpert, um dann dahinter seine wahre Berufung zu finden, lohnt es sich, genau zuzuhören.
Heute geht es im „Credit to the Edit Podcast" um genau diesen Spagat zwischen Theorie und Praxis. Wir sprechen darüber, wie man Studierenden die Angst vor dem leeren Timeline-Fenster nimmt und warum das Drehbuch manchmal nur eine höfliche Empfehlung ist.
Zu Gast ist der Filmeditor Kaya Inan, der nicht nur preisgekrönte Filme montiert, sondern sein Wissen auch u.a. an der Filmakademie Baden-Württemberg weitergibt. Dabei geht es weniger um den erhobenen Zeigefinger, als vielmehr um das „Hosen runterlassen": Kaya berichtet entwaffnend ehrlich, warum er seinen Studierenden auch mal seine misslungenen Rohschnitt-Fassungen zeigt und weshalb ein „Safe Space" im Schneideraum wichtiger ist als jedes Tastaturkürzel.
Kaya Inans Weg zur Montage war dabei alles andere als geradlinig. Ursprünglich wollte er Schauspieler werden und landete über ein Casting in einer Gratiszeitung sogar in einem Kinofilm. Doch am Set faszinierte ihn nicht das Rampenlicht, sondern das, was danach passierte. Der Besuch im Schneideraum wurde zur Initialzündung. Heute vermittelt er genau diese Faszination in Seminaren.
Zu Gast
Kaya Inan, 1983 im schweizerischen Muri als Sohn türkischer Gastarbeiter geboren, ist ein vielfach ausgezeichneter Filmeditor, der zwischen Schweiz und Deutschland arbeitet. Über ein Streetcasting landete er als Neunzehnjähriger zunächst als Schauspieler in der Schweizer Komödie „Achtung, fertig, Charlie!", entdeckte dort aber seine Leidenschaft für den Schnitt und studierte von 2006 bis 2011 Montage an der Filmakademie Baden-Württemberg, inklusive eines Auslandsjahres an der Ryerson University in Toronto. Heute montiert Kaya Spiel- und Dokumentarfilme wie „Above and Below", „Cahier Africain", „In den Gängen", „Wanda, mein Wunder", „Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes" oder die Serie „Hausen" und wurde u. a. zweimal mit dem Schweizer Filmpreis für die beste Montage sowie dem Bild-Kunst Schnitt Preis ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Schweizer, der Deutschen und der Europäischen Filmakademie und gibt seine Erfahrung als Lehrender an Filmhochschulen wie der Filmakademie Baden-Württemberg und der Zürcher Hochschule der Künste weiter, wo er mit Seminaren zu szenischer und musikalischer Montage die nächste Generation von Filmeditor:innen begleitet.
Hört rein, wenn ihr wissen wollt, warum man Filme manchmal am besten lernt, wenn man sie komplett neu erfindet – und warum selbst erfahrene Editoren manchmal nicht weiterwissen (und das völlig okay ist).
Timeline-Shortcuts
00:00 Anmoderation
03:20 Kann man Montage lehren?
05:55 Vom Schauspieler zum Editor: Kayas Werdegang
15:34 „Entschleunigung": Die Kunst des Sichtens
18:40 Dozent oder Editor? Über Ehrlichkeit im Unterricht
28:00 In die Figur hineinversetzen: Empathie als Schnittwerkzeug
38:30 Musikalische Montage & „Above and Below"
43:10 Seminar „Reinventing the Scene": Das Drehbuch als Option
52:56 Kategorien feat. Liv, Jolle, Revan und Viola ❤️
01:05:41 Abmoderation
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