DiscoverKlinisch Relevant PodcastSexuelle Gesundheit: Was ist, wenn die Worte fehlen? - mit Ina Blume und Cordula Winterholler
Sexuelle Gesundheit: Was ist, wenn die Worte fehlen? - mit Ina Blume und Cordula Winterholler

Sexuelle Gesundheit: Was ist, wenn die Worte fehlen? - mit Ina Blume und Cordula Winterholler

Update: 2025-12-02
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Podcast mit Ina Blume: Sexualität, sexuelle Gesundheit – und was ist, wenn die Worte fehlen?


In dieser Folge spricht Cordula Winterholler mit Ina Blume, einer Kollegin in Norwegen. Ina wurde 1976 in Arnsberg (NRW) geboren, studierte an der TU Dortmund Sondererziehung und Rehabilitation bei Sprachbehinderung. Nach dem Studium hat sie in der logopädischen Praxis und in einer Spezialklinik für MS gearbeitet. 2007 zog sie aus familiären Gründen nach Stavanger, lernte norwegisch und erhielt 2010 eine Anstellung als Logopädin am Johannes læringssenter Stavanger (ITO avdeling, „Abteilung für individuell angepassten Unterricht") Heute ist sie Fachleiterin für ITO-Abteilung (interdisziplinäres Team, bestehend aus mehreren sonderpädagogischen Fachgruppen, dass Therapien für erwachsene Patienten mit angeborenen oder erworbenen Schwierigkeiten anbietet). Anlass unseres Austausches war die Frage: Wie gehen wir in der Logopädie mit dem Thema Sexualität um?“
Norwegen geht mit dem Thema „Sexualität, sexuelle Gesundheit“ offensiver um, als wir das in Deutschland tun. Die norwegische Politik bezieht sich hauptsächlich auf WAS https://worldsexualhealth.net/resources/declaration-of-sexual-rights/. Daraus wurde eine Art norwegischer Strategieplan "Snakk om det!" "Sprich darüber!" für sexuelle Gesundheit entwickelt:https://www.regjeringen.no/contentassets/284e09615fd04338a817e1160f4b10a7/strategi_seksuell_helse.pdf. Dieser gilt zunächst einmal für alle Menschen, enthält aber ein eigenes Kapitel über sexuelle Gesundheit bei Krankheit oder Behinderung. Dort steht klar zu lesen, dass Menschen mit funktionellen Einschränkungen das gleiche Recht auf Information über Sexualität wie alle anderen Menschen haben und, dass sie darüber hinaus praktische Hilfe/ Unterstützung und Anpassungen benötigen können, um ihre Sexualität ausleben zu können. Es gibt mehrere Forschungsprojekte und ein norwegisches Netzwerk, dass unter anderem Unterrichtsmaterial für die aktuelle Zielgruppe und deren Angehörige/ Fachkräfte anfertigt (Netzwerk für Menschen mit Behinderung und für Sexualität und Zusammenleben, "NFSS nettverk: Funksjonsnedsettelse, seksualitet og samliv"). Eine praktische Verankerung dieser Thematik sieht man des Weiteren im Hilfsmittelkatalog der Hilfsmittelzentrale in Norwegen. Sexualhilfsmittel haben hier nicht unbedingt nur etwas mit Impotenz/ Beckenbodentraining, Blasenschwäche und einer Überweisung durch den Urologen zu tun. Die Hilfsmittelzentrale ist ein nationales Organ, dass dem NAV untersteht (Norwegische Arbeits- und Sozialverwaltung). NAV hat anderweitig Aufgaben, die dem Jobcenter/ Sozialamt ähneln, umfasst aber eben auch die landesdeckende Versorgung von Menschen mit Bedarf für Hilfsmittel (hier: Sowohl Sexualhilfsmittel, als auch Kommunikationshilfsmittel). Hier handelt es sich um ein, von einer Firma für persönliche Assistenz erstelltes, Handbuch für persönliche Assistenz in der Sexualität. Sehr konkret und Ina meint: „Das kann ich mir im deutschen Zusammenhang nur schwer vorstellen. In der logopädischen Therapie hier bei uns haben Logopäden und ein Sonderpädagoge (Unterstützte Kommunikation) Berührungspunkte mit dem Thema Sexualität: - in Wohneinrichtungen für geistig Behinderte - bei Patienten mit Kommunikationsproblemen durch unterschiedlichste Ursachen (Aphasie, ALS, ...)“. In Norwegen haben sie besonders gute Erfahrungen mit z.B. Super Core 50 Grid (Abilia) oder auch TD Snap Core first (Tobii Dynavox) gesammelt, denn in diesen Kommunikationslösungen liegen bereits frei zugänglich viele relevante Symbole. Kategorie: "sexuelle Begriffe", "Geschlechtsorgane", ""sexuelle Gefühle", "Geschlechtskrankheiten", usw. Der Hersteller Abilia pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der norwegischen Kripos hat (entspricht vermutlich den deutschen Bundes-/ Landeskriminalämtern). Dabei werden symbolbasierte Kommunikationsmöglichkeiten entwickelt, um Menschen mit UK-kommunikation die Möglichkeit zu geben, in einem polizeilichen Gespräch kommunizieren zu können, dass sich um sexuelle Übergriffe oder ähnliches handelt. Ina: „Als ich anlässlich des geplanten Podcastes Abilia kontaktiert habe, konnte meine Kontaktperson darüber informieren, dass das norwegische Abilia deutliche Unterschiede in der Haltung zum Thema, bei den unterschiedlichen Ländervertretungen von Abilia beobachtet. In Norwegen sind die relevanten Symbole ein frei zugänglicher Teil der Grundversion, es bleibt dem Netzwerk um eine Person mit UK-Kommunikation überlassen, welche Symbole man zunächst herausnimmt oder wann man sie gegebenenfalls präsentiert oder zugänglich macht (ethisches Abwägen). Im Gegensatz dazu scheinen viele andere Ländervertretungen dieses Herstellers (und auch anderer UK-Firmen), diese Symbole als Download nur auf Anfrage anzubieten. Das finde ich ziemlich interessant.“ Die norwegischen Kolleginnen und Kollegen verwenden außerdem ein dänisches Material für z.B. Arztbesuche. Dieses Material ist in großen Teilen eine direkte Übersetzung eines Materiales vom Aphasia Institute, Toronto. Ina betont, dass „wir Logopäden dieses Material nicht sofort in die Therapie unreflektiert einbauen“. Nur wenn sie den Patienten und gegebenenfalls seine Familie gut kennen und sie Unterstützungsbedarf sehen oder angefragt wird, machen sie auf das Material aufmerksam.
ina.blume@stavanger.kommune.no
Johannes læringssenter spesialavdeling - Nyheter (minskole.no)


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Dr. med. Kai Gruhn, Dr. med. Dietrich Sturm, Prof. Markus Wübbeler