DiscoverSWR Kultur ZeitwortTeetrinken als Weltkulturerbe: Was die ostfriesische Teekultur so besonders macht
Teetrinken als Weltkulturerbe: Was die ostfriesische Teekultur so besonders macht

Teetrinken als Weltkulturerbe: Was die ostfriesische Teekultur so besonders macht

Update: 2025-12-09
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Am Anfang stand brackiges Wasser


Dass Tee und Ostfriesland gut zusammenpassen, liegt eigentlich auf der Hand: Schließlich gibt es bei dem Wind und Regen, der das Leben in Ostfriesland mitunter prägt, kaum etwas Schöneres, als sich mit einer schönen Tasse Tee aufzuwärmen.
Dass aber ausgerechnet Tee das Heißgetränk der Wahl werden sollte, lag an der damalig schlechten Wasserqualität: Das Wasser war so brackig, dass der Kaffee nicht schmeckte. Also fingen die Ostfriesen an, heißes Wasser mit Teeblättern zu aromatisieren – und schufen so ein Ritual, das noch Generationen nach ihnen pflegen.

Teekultur wird auch im Exil gelebt


Gelebt wird diese Teekultur etwa im Berliner Ostfriesenverein. Wer hier Mitglied ist, hat seine Heimat längst verlassen, zelebriert die Kultur aber nach wie vor. Alle vier Wochen treffen sich die Exilanten zur Teetied, also zur Teezeit.
Dass das ein besonderes Ritual ist, zeigt sich schon bei der Zubereitung. Einfach nur kochendes Wasser auf einen Teebeutel kippen ist da nicht. Zunächst kommen lose Teeblätter in eine Kanne: Die klassische Osfriesentee-Mischung enthält nordindischem Assam, Ceylon und Darjeeling. Dann beginnt das Aufgießen.

Der Ostfriese kippt da nur so wenig Wasser drauf, dass der Tee gerade nass wird. Und denn? Dann rauchst Du erstmal eine – fünf Minuten, sieben Minuten - und dann kippst du die Kanne einmal voll.

Quelle: Udo Dirks, Berliner Ostfriesenverein



Kandis, Sahne und ein bisschen Symbolik


Was dann kommt, mutet fast ein bisschen mystisch an. Mitglied Eddy Krahn beschreibt es so: Erst wird ein Stückchen Kandis in eine Tasse gelegt, dann wird der heiße Tee darauf gegossen.

Dann knistert es ein bisschen, wenn sich der Kandis auflöst und dann wird entgegen dem Uhrzeigersinn ein kleiner Guss Sahne eingegossen. Entgegen dem Uhrzeigersinn. Heißt also, man will damit die Zeit aufhalten und den Tee genießen.

Quelle: Eddy Krahn, Berliner Ostfriesenverein



Über Jahrhunderte strukturierte die ostfriesische Teetied den Tagesablauf in dieser ländlich geprägten Region - mit bis zu sechs Teezeiten täglich. Bis heute steht gemeinsames Teetrinken für gemütliches Zusammensein, Gastfreundschaft und den Austausch mit Familie, Freunden oder Kollegen. Ein Brauch, der noch heute die Gemeinschaft zusammenhält.
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