Von Windows 10 auf Linux: Was tun, wenn der Computer nicht für Windows 11 geeignet ist?
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Microsoft beendet den Support für sein Betriebssystem Windows 10. Das ist die Gelegenheit, sich dabei helfen zu lassen, Linux auszuprobieren. Wie läuft so ein Workshop ab? Und wie kriegt man seine Daten auf den neuen Linux-Rechner? Wir fragen Harald Reingruber, der sich bei der Initiative „End of 10“ engagiert und solche Workshops anbietet.
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Heute ist der letzte Tag des Supports für das Betriebssystem Windows 10. Der Anbieter Microsoft empfiehlt einen Umstieg auf Windows 11. Eine Gnadenfrist gibt es für Windows-10-Geräte noch, wenn man sich für das Programm Extended Security Updates (ESU) registriert. Aber auch dieses Programm endet unweigerlich, nämlich am 13. Oktober 2026.
Windows-10-Nutzer stehen vor einem Problem: Nach Ablauf des Software-Supports durch Microsoft erhalten sie keine Sicherheitsupdates mehr und werden dadurch mit erheblichen Sicherheitsproblemen konfrontiert. Denn längst nicht jeder Computer ist für ein Update auf Windows 11 tauglich. Millionen Menschen müssen daher eigentlich voll funktionsfähige Computer ersetzen, wenn sie die hohen Anforderungen des Updates nicht erfüllen.
Aber Microsoft ist nicht alternativlos. Wer sich von Windows verabschieden und dem Open-Source-System Linux schon immer mal eine Chance geben und es ausprobieren wollte, hat gerade viele Möglichkeiten, sich dabei helfen zu lassen. Denn weil das zeitliche Ende von Windows 10 gekommen ist, bieten sich mehr Gelegenheiten als sonst, dabei praktische Hilfe zu bekommen.
Das liegt an Menschen wie Harald Reingruber. Er hat Informatik an der TU Wien studiert und kümmert sich beruflich um die Entwicklung von 3D-Visualisierungsmodulen für Krankenhaussoftware. Er hilft außerdem dabei, ältere Hardware wieder benutzbar zu machen, und organisiert mit weiteren Helfern ein Repair-Café in Oberösterreich. Und er engagiert sich bei der Kampagne „End of 10“, die Umstiegswillige unterstützt, wenn sie ihren Computern mit Linux eine erste oder zweite Chance geben wollen.
Wir haben mit Harald Reingruber über den Umstieg auf Linux und über die Initiative „End of 10“ gesprochen. Er erzählt, wie er solche Veranstaltungen zur Umstiegshilfe gestaltet und was typische Fragen sind. Wie fragen ihn auch, was die Motivationen der Menschen sind, die Windows hinter sich lassen wollen.
Was ist „End of 10“?
netzpolitik.org: Harald Reingruber, wie kamst Du zu der Initiative „End of 10“ und was machst Du dabei?
Harald Reingruber: Ich bin dazugestoßen über ein Reparatur-Initiativen-Netzwerk in Deutschland. Dort war ein Webinar darüber ausgeschrieben worden, wie man mit Linux das Windows-10-Update-Problem lösen kann für die Computer, die Windows 11 nicht unterstützen. Das war speziell für Repair-Cafés, denn das ist deswegen ein Thema, weil mit Ende von Windows 10 viel Elektroschrott auf uns zukommt.
So bin ich dazugestoßen und habe gesehen, wie man mitmachen kann, und mich in den Community-Chat reingehängt. Ich habe angefangen, Workshops für Repair-Cafés zu planen, und bin dann gefragt worden, ob ich mitmachen will. So bin ich da reingewachsen, das hat super gepasst.
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netzpolitik.org: Wer steckt hinter der Initiative „End of 10“?
Harald Reingruber: Angestoßen wurde sie von KDE Eco, einer Gemeinschaft von Leuten, die Freie Software unterstützen. „End of 10“ ist Distro-unabhängig, also offen für verschiedene Linux-Varianten. Es ist der Versuch, aus dem ganzen Free-Software- und Linux-Umfeld die Kräfte zusammenzuziehen. Wir geben keine speziellen Distro-Empfehlungen ab.
netzpolitik.org: Wenn Du in einem Repair-Café Leuten Hilfe zum Umstieg auf Linux anbietest, wie gehst Du vor?
Harald Reingruber: Meistens erkläre ich ihnen, wenn sie es nicht ohnehin schon wissen, dass und warum ihr Computer nicht für Windows 11 geeignet ist. Manche interessieren sich aber einfach nur für Linux, das kommt auch manchmal vor. Ich versuche dann auch, schnell einmal ein Linux vom USB-Stick zu booten. Das ist ja das Geniale, dass man das schnell zeigen kann.
Das Erklären ist sonst oft abstrakt. Viele haben schon mal von Linux gehört, aber können sich nicht wirklich was darunter vorstellen. Man kann es in ein paar Minuten einfach direkt am Laptop sehen, dann bekommt das eine ganz andere Dimension.
netzpolitik.org: Wie vielen Leuten gleichzeitig kannst Du Hilfe anbieten?
Harald Reingruber: Wir schauen, dass es immer nur so eine Handvoll Teilnehmer sind. Je nachdem, wie die Gruppe drauf ist, schauen wir uns zwei oder drei verschiedene Distros an, also Linux-Varianten. Manche Distros haben sich schon herauskristallisiert, weil sie speziell für Windows-Umsteiger praktisch sind und auch gut funktionieren auf verbreiteter Hardware.
Ich versuche meistens, gleich einen Eindruck davon zu geben. Das hat für viele einen Wow-Effekt, dass man einfach einen USB-Stick ansteckt und dann läuft das auf ihren Rechnern und hat nichts mit dem Windows zu tun, was dort installiert ist. Manche sind überrascht, dass die Unterschiede weniger krass sind, als sie erwartet haben. Es gibt ja viele Mythen um Linux. Viele sind auch positiv überrascht, dass auch LibreOffice ziemlich vertraut wirkt.
„Fast nur Linux Mint“
netzpolitik.org: Welche Distros, also Varianten von Linux, empfiehlst Du Menschen, die gewöhnt sind, Windows zu benutzen?
Harald Reingruber: Wir haben in meinem Repair-Café fast nur Linux Mint installiert. Das hat einige Vorteile, denn es ist stark verbreitet. Das heißt, man findet leicht jemanden, der Erfahrung damit hat. Und die Oberfläche ist sehr intuitiv, die Installationsprozesse sind relativ einfach.
Linux Mint läuft auch auf älteren Geräten überraschend gut. Wenn nicht, würde ich eine MX-Linux-Variante ausprobieren. Nach dem Booten vom USB-Stick kann man einen Browser mit einer etwas anspruchsvolleren Website öffnen. Dann hat man normalerweise schon einen guten Eindruck.
netzpolitik.org: Wenn die Leute dann einen Blick auf Linux Mint oder eine andere Linux-Variante geworfen haben, was sind die typischen Fragen, die kommen?
Harald Reingruber: Die erste Frage ist oft: Wie kriegt man die Daten drauf? Da hat sich bei uns bewährt, dass wir ein paar Festplatten auf Vorrat gekauft haben. Wir bieten meistens an, gegen Selbstkosten die Festplatte zu tauschen und in ein externes Gehäuse zu geben.
Das ist relativ preiswert: Eine 250-Gigabyte-Festplatte, was für die meisten Leute reicht, kostet um die zwanzig Euro, plus etwa zehn Euro für das Gehäuse. Da kann man auch mit geringem finanziellen Aufwand ein paar Festplatten auf Vorrat kaufen. Das hat auch noch folgenden Vorteil: Falls irgendwas nicht klappt, kann man relativ rasch auch wieder die alte Festplatte benutzen.
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Wie viel Zeit braucht man?
netzpolitik.org: Wie lange dauert so ein Workshop zum Umstieg auf Linux?
Harald Reingruber: Unsere Veranstaltungen dauern drei bis vier Stunden. Meistens ist die Datenmigration der aufwendigste Teil. Die Installation auf der Festplatte geht relativ flott. Falls unerwartete Probleme auftreten, etwa ein Gerät oder ein Treiber nicht unterstützt wird, kann man wieder zurückgehen. Wir geben auch dem Benutzer die Festplatte mit. Das heißt, er hat auch drei Wochen später noch die Möglichkeit, auf sein altes System zurückzugehen, wenn er das will. Bis jetzt ist das zum Glück noch nicht vorgekommen.
netzpolitik.org: Wer kreuzt bei solchen Veranstaltungen auf, was sind das für Menschen?
Harald Reingruber: Das ist wirklich ganz unterschiedlich. Altersmäßig kommen viele Ältere, weil ihnen wichtig ist, Geräte zu reparieren und lange zu nutzen. Das sind Werte, die ihnen wichtig sind, sie brauchen oft nicht immer die neuesten Gadgets. Aber Dreißigjährige kommen genauso.
Manche kommen mit einem neuen Laptop und sagen, dass sie sich sow