Wer hält das Stromsystem im Gleichgewicht?
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Die Systemführung bei einem Stromübertragungsnetzbetreiber ist wie das Cockpit eines Flugzeugs – nur dass hier nicht ein einzelner Jet gesteuert wird, sondern das Rückgrat der Stromversorgung für Millionen Menschen. In einem hochsicheren Kontrollraum, der an ein Raumfahrtzentrum erinnert, überwachen erfahrene Fachleute rund um die Uhr das Stromnetz. Sie sehen auf riesigen Monitoren, wo Strom fließt, wo es eng wird und wo sie eingreifen müssen, um die Stabilität zu sichern.
Das wichtigste Instrument ist das sogenannte Leitsystem – eine Art digitales Nervensystem, das alle Daten aus dem Netz in Echtzeit sammelt und visualisiert. Es zeigt Spannungen, Stromflüsse, Frequenzabweichungen und den Zustand jeder Leitung und Umspannanlage. Mit Hilfe dieses Systems können die Systemführer das Netz aktiv steuern, wenn es erforderlich ist. Sie können Leitungen an- und ausschalten, die Einspeiseleistung von Wind- und Solarparks drosseln und Kraftwerkseinsätze anfordern.
Ein zentrales Werkzeug sind verschiedene Prognosesoftwaretools. Sie berechnen unter anderem, wie viel Strom wo im Netzgebiet in den nächsten Tagen und Stunden aus Wind und Sonne zu erwarten ist, wie sich der Verbrauch entwickeln wird und wo es zu Engpässen kommen könnte. Diese Vorhersagen sind wie ein Wetterbericht für das Stromnetz – sie helfen, frühzeitig Maßnahmen zu planen und Risiken zu minimieren.
Wenn das Netz aus dem Gleichgewicht zu geraten droht, etwa durch plötzliche Laständerungen, Erzeugungsausfälle, Überlastungen von Leitungen oder Transformatoren oder durch nicht ausgeglichene Bilanzkreise, kommen Regelenergie und Redispatch zum Einsatz. Regelenergie ist wie ein Puffer, der kurzfristig Strom einspeist oder Last reduziert, um die Netzfrequenz stabil bei 50 Hertz zu halten. Redispatch bedeutet, dass Kraftwerke gezielt hoch- oder heruntergefahren werden, um das Netz vor gefährlichen Überlastungen zu schützen – wie bei einem Stau auf der Autobahn und einer Umleitungsempfehlung.
Über europäische Plattformen wie ENTSO-E stimmen sich die Systemführer grenzüberschreitend ab, tauschen Daten aus und koordinieren gemeinsame Maßnahmen. Das Stromnetz kennt keine Landesgrenzen – deshalb ist Teamarbeit über Länder hinweg entscheidend.
Die Herausforderungen für die Systemführung werden mit immer mehr Strom aus Sonne und Wind größer. Die Prognoseabweichungen nehmen zu, es stehen in Zukunft weniger regelbare Kraftwerke zur Verfügung und neue Anlagentypen wie Großbatteriespeicher müssen in das System integriert werden. Diese Aufgabe ist mit den bisherigen Werkzeugen kaum noch zu bewältigen, deshalb entwickelt 50Hertz gemeinsam mit anderen europäischen Übertragungsnetzbetreibern ein sogenanntes Modulars Control Center System, kurz MCCS.
Im Podcast sprechen die Leiterin der Operativen Systemführung, Anne-Katrin Marten, und der Leiter Digitalisierung Systemführung darüber, wie das System heute und in Zukunft gesteuert und im Gleichgewicht gehalten wird.
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Der Podcast „Strom zum Anfassen“ ist eine Produktion der Klangkantine Studios im Auftrag von 50Hertz.
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