DiscoverScience on Player FMBergbauern - Nachhaltig aus Tradition - radioWissen
Bergbauern - Nachhaltig aus Tradition - radioWissen

Bergbauern - Nachhaltig aus Tradition - radioWissen

Update: 2024-09-30
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Description

Bergbauern haben die einzigartige alpine Landschaft entscheidend geprägt - und pflegen diese bis heute. Doch was auf den ersten Blick einfach und ursprünglich wirkt, ist ein komplexer und vielfältiger Job, der auf der Erfahrung vieler Generationen fußt. Autor: Lukas Grasberger

Credits
Autor dieser Folge: Lukas Grasberger
Regie:  Anja Scheifinger
Es sprachen: Katja Schild, Johannes Hitzelberger
Technik: Simon Lobenhofer
Redaktion: Iska Schreglmann


Im Interview:
Regina Hölzl, Bergbäuerin und Sennerin auf der Schellenbergalm, Waakirchen
Nikolaus Schreyer, Bergbauer, Fischbachau
Klaus Einwanger, Fotograf und Autor des Bandes „Bergbauern“, Rosenheimem. Prof. Markus Schermer, Arbeitsgruppe Agrar- und Regionalsoziologie und früher stv. Leiter des Forschungszentrums Berglandwirtschaft



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IQ Wissenschaft und Forschung - Alles Natur: Bergwelten   HIER


Linktipps:


Berglandwirtschaft , Universität Innsbrung   HIER

Artenvielfalt dank Almbewirtschaftung, 
Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein   HIER

Literaturtipp:


Bergbauern - Fotografien von Klaus Maria Einwanger  HIER  


Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.


Radiowissen finden Sie auch in der ARD Audiothek:
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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.


Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:


Sprecherin:



Es ist ein Samstag-Nachmittag wie gemalt im oberbayerischen Mangfallgebirge: Markant ragen Bergspitzen in den wolkenlosen Himmel, darunter Wald, dazwischen saftiggrüne Wiesen, auf denen gemächlich Braun- und Fleckvieh grast.


Atmo Kuhglocken auf Alm, Wanderer unterhalten sich


Sprecher:


Mittendrin im Alpen-Panorama, auf der Schellenbergalm, hat serviert  die Bergbäuerin Regina Hölzl einem halben Dutzend Wanderinnen und Wanderern ihre letzten Getränke. Von dem Kaffee, den Regina Hölzl frühmorgens aufgebrüht hat, sind nur noch ein paar Schluck in der alten Plastikkanne - die sich die Wanderer dennoch dankbar teilen. 


O-Ton 1 Regina Hölzl, Bergbäuerin, Sennerin auf der Schellenbergalm  


„Fließend heißes Wasser,ein Wasserkocher, Kaffeevollautomat, ist halt ned so! Auch wenn ich eine Tasse Tee will: Feuermachen! Der muss eine Stunde warten, bis ich wieder Feuer gemacht hab. Und dann denke ich mir: Das mache ich aber auch ned, weil: Dieser Energieaufwand! Dass ich für eine Tasse Kaffee - nur weil dieser Wanderer jetzt den Wunsch äußert…. Ich denke, das schadet gar net, wenn man sich mit den Ressourcen ein bisserl auseinandersetzt, und nicht immer in Hülle und Fülle lebt. Das ist auf 1500 Meter Höhe eine ganz andere Liga...ganz andere Gedanken, die man sich da machen muss“ 


Sprecher


Der Blick der Bergbäuerin wandert über die Almlandschaft. Wie auch der der Urlauber, die sich kaum an der Natur sattsehen können. Und doch: Es ist kein schweigendes Einvernehmen, kein gemeinsames Genießen des Almweide-Idylls. Denn Regina Hölzl sieht die Kühe mit anderen Augen, nimmt deren Glockengeläut anders wahr als die Ausflügler neben ihr, auf der Holzbank des Almbauernhofs.


O-Ton 2 Hölzl


„Das Gebiet ist so groß und unübersichtlich, durch die Buckel und Leiten, du siehst sie ja nicht….Dann schau ich zuerst einmal mit dem Fernglas. Ich sehs ja zuerst einmal nur von der Farbe - oder der Glocke her. Die haben alle Glocken dran, das ist ohne Glocken dran da heroben absolut nicht zu bewältigen. Dann spitze ich die Ohren: „Wo ist das Geläut von den Kuhglocken?“ 


Sprecher


Ein gutes Gehör, Voraussicht und Weitblick, die seien das A und O in der Almwirtschaft, sagt Regina Hölzl. Dazu komme ein Gespür für Gefahr.


O-Ton 3 Hölzl


„Das ist auch ein ganz wichtiger Job für den Senner – oder denjenigen, der da heroben die Tiere anvertraut kriegt, dass der im Blick hat: Ups, das könnte gefährlich werden, da muss ich einschreiten, die muss ich jetzt da herunterholen. Die jungen Viecher am Steilgelände...weil das schönste Graserl wächst am Stoa... da fangen die an, dass sie mehr steigen, dass sie sich verzetteln und noch höher wollen. Und dann kommt´s auch vor, dass die nimmer rauskommen. “


Sprecher:


Es kommt vor, dass eine Kuh am Steilhang stolpert und abstürzt. Da Zufahrtswege zu hochgelegenen Almen selten sind, muss zuweilen ein Hubschrauber kommen, um das verletzte oder tote Tier zu bergen. 


M The good, the bad, the ugly 1 Länge: 1´00´´


Sprecherin:


Um dies zu vermeiden, wird Jungvieh bereits im Tal in eine Art Weide-Schule geschickt, erklärt Klaus Schreyer. Der Bergbauer hat einen Hof in Fischbachau, bewirtschaftet gemeinsam mit einem Kollegen - aber auch eine Hochalm im Rotwandgebirge.


O-Ton 4 Klaus Schreyer, Bergbauer, Fischbachau


„Ich hab zur Leitzach hin eine Hanglage mit fünf Hektar, und da werden die zum Vortraining geschickt, für die Alm. Die Viecher müssen lernen, aus einem Wassergefäß zu trinken, oder, ich hab darunten einen Bach, dass sie auch mal aus einem Bach raustrinken. Und müssen sich rein in der Fläche fortbringen mit dem Fressen. Man muss sich Zeit nehmen, und sie zum richtigen Zeitpunkt rausbringen, dass sie das auch erlernen.


Sprecherin


Im September endet der Almsommer. Bis dahin müssen Bergbauern es schaffen, dass ihre Kühe die Weideflächen gleichmäßig abfressen. Doch auch zu früh dürfen sie die Tiere nicht auf die Alm treiben.  


O-Ton 5 Schreyer


„Dann passiert das, dass ich eine Überbestoßung hab, das heißt, eine zu große Viehdichte. Dann wächst mir zu wenig nach, und dann mache ich meine Fläche kaputt. Das ist so schwierig, da muss man selber ein Fingerspitzengefühl dafür kriegen. Ich muss so viel raufkriegen, dass meine Fläche nicht kaputtgeht. Und so viel auch, dass kein Überbestand kommt, vom Grasbestand her. Weil wenn das nimmer abgefressen wird, dann kommen Unkräuter, und die dürfen ja nicht kommen.“


M Im stillen Tal Länge: 0´34´´


Sprecher


Klaus Schreyer hält auf dem Sunnara-Hof und seiner Alm 50 Kühe, seine Kollegin Regina Hölzl ist auf der Schellenbergalm verantwortlich für zwei ausgewachsene Milchkühe, 16 Stück Jungvieh und zwei Kälbchen. Dazu kommen fünf Ziegen, zwei Hennen und ein Hahn. Doch als Sennerin hilft Hölzl nur aus. Sonst bewirtschaftet die sehnige, temperamentvolle Frau mit ihrer Familie einen Bergbauernhof im nahen Waakirchen, mit 30 Milchkühen und kleinen Kälbern. 


Sprecherin


Damit ist der Hölzl-Hof einer von gut 14.000 Bauernhöfen mit „Betriebssitz in den Alpenlandkreisen und Flächen innerhalb der Berggebietskulisse“, wie es das bayerische Landwirtschaftsministerium in seinem Agrarbericht 2024 formuliert. Die Zahl der Bergbauern im engeren Sinn dürfte indes deutlich geringer ausfallen, sagt Klaus Maria Einwanger. Der Fotograf aus Rosenheim hat acht Bergbauernfamilien über mehrere Jahre begleitet – und dazu ein Bu

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