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Bundesregierung verweigert Information zu israelischen Soldaten auf Fliegerhorst Holzdorf in Brandenburg: „Vertrauliche Kooperation“

Bundesregierung verweigert Information zu israelischen Soldaten auf Fliegerhorst Holzdorf in Brandenburg: „Vertrauliche Kooperation“

Update: 2025-12-04
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Auf dem Fliegerhorst Holzdorf in Brandenburg haben am 3. Dezember Generalinspekteur Carsten Breuer und der Inspekteur der Luftwaffe, Holger Neumann, die Inbetriebnahme des Flugabwehrsystems Arrow 3 aus israelischer Produktion in die Wege geleitet. Die NachDenkSeiten wollten vor diesem Hintergrund wissen, wie viele IDF-Soldaten und Militär-Techniker sich derzeit in Holzdorf befinden, um Aufbau, Bedienung und Training an dem Flugabwehrsystem zu betreuen, wer die Systeme bedient, bis die Bundeswehrsoldaten fertig ausgebildet sind, auf welcher Rechtsgrundlage dies geschieht und welche Gesamtkosten mit Arrow 3 verbunden sind. Die Bundesregierung zeigte sich zugeknöpft und verwies auf „nicht öffentliche Informationen“, „vertrauliche Kooperation“ und „unterliegt militärischer Sicherheit“. Von Florian Warweg.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Hintergrund

An der Ländergrenze zwischen Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen liegt der Fliegerhorst Holzdorf, rund 100 Kilometer von Berlin entfernt. Bereits zu DDR-Zeiten war er als Militärflughafen genutzt worden. Im Zuge der sogenannten „Wiedervereinigung“ übernahm die Bundeswehr den Fliegerhorst. 1995 erfolgte dann die Integration in die NATO-Strukturen. Wegen der Nähe zu Berlin wurde entschieden, den ersten Komplex des für rund vier Milliarden Euro von Israel erworbenen Flugabwehrsystems Arrow 3 in Holzdorf zu errichten. Am 3. Dezember verkündeten dann Generalinspekteur Carsten Breuer (61) und Luftwaffen-Inspekteur Holger Neumann (57) die „Initial Operational Capability“, also die Freigabe des Basis-Systems: Das heißt, Raketen, Radarsysteme und Kontrolltechnik stehen bereits bereit, der Aufbau der restlichen Module erfolgt dann noch.

Verteidigungsminister Boris Pistorius wähnt sich bereits in seiner erträumten europäischen Führungsrolle und erklärte anlässlich der Inbetriebnahme der ersten Phase:

„Die strategische Fähigkeit, die das israelische System mitbringt, ist im Kreis unserer europäischen Partner einmalig. Damit sichern wir unsere zentrale Rolle im Herzen Europas.“

Bei Springer titelte man dazu: „Abwehr gegen Russen-Gefahr: Deutschland aktiviert Raketenschild“ und lässt mehrere „Verteidigungsexperten“ der Regierungskoalition zu Wort kommen, die in eine ähnliche Kerbe hauen wie BILD. So wird beispielsweise der SPD-Politiker Falko Droßmann (51) mit den Worten zitiert, dass „angesichts der Spannungen mit Russland“ der „Start des Systems Arrow 3“ ein wichtiges Signal sei, mit dem „unser Land Schutz vor Bedrohungen durch ballistische Raketen gewinnt“.

Thomas Erndl (51), verteidigungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, erklärt gegenüber BILD, dass Arrow eine „bislang bestehende Fähigkeitslücke“ schließe und „ein zentraler Schritt“ sei, „um Deutschland, seine kritische Infrastruktur und insbesondere unsere Bevölkerung angesichts der wachsenden Bedrohungslage wirksam zu schützen.“

Vier Milliarden Euro für ein System, das aktuelle russische Raketentypen gar nicht abschießen kann

Doch auf ein prinzipielles Problem von Arrow 3 gehen weder die Springerpresse noch die Verteidigungspolitiker der schwarz-roten Koalition ein: Arrow 3 wurde zum Abschuss von Raketentypen entwickelt, über die Russland, zumindest bisher, gar nicht verfügt:

Pistorius hat tatsächlich recht, wenn er erklärt, dass außer Deutschland niemand in Europa derzeit die Fähigkeit zur sogenannten exo-atmosphärischen Verteidigung hat. Allerdings hat diese herbeigeredete „Fähigkeitslücke“ auch einen ganz banalen Grund. Der ebenso herbeigeredete Hauptgegner Russland verfügt aktuell gar nicht über Raketen, die exoatmosphärisch angreifen, und plant nach bisherigem NATO-Wissensstand auch nicht die Entwicklung solcher Raketentypen.

Denn das israelische Arrow-3-System ist ausschließlich für den Einsatz im Weltraum konzipiert. Das sogenannte „Kill Vehicle“ kann erst außerhalb der Erdatmosphäre freigesetzt werden, um den aus dem All anfliegenden Sprengkopf aus seiner Flugbahn zu rammen. Konzipiert wurde Arrow 3 explizit gegen den Einsatz von iranischen Raketen, die tatsächlich in den Orbit geschossen werden und dann im Steilflug niedergehen.

Doch die Haupt-Raketentypen der Russischen Föderation, Kinschal und Iskander, verlassen die Atmosphäre, wenn überhaupt, nur für einen sehr begrenzten Zeitraum – nach Meinung so ziemlich aller Militärexperten zu kurz, um Abfangmanöver mit Arrow 3 einzuleiten. Alle anderen gängigen russischen Marschflugkörper verbleiben während des gesamten Fluges in der Erdatmosphäre und können daher von Arrow 3 gar nicht abgefangen werden.

Ntv befragte in diesem Zusammenhang den renommierten Sicherheitsexperten Fabian Hoffmann von der Universität Oslo. Dieser führte gegenüber dem Nachrichtenportal aus, dass unter 100 Kilometern Entfernung das Kill Vehicle von Arrow 3 durch diese erwähnte Spezialisierung gar nicht agieren kann:

„Es stützt sich auf verschiedenste Messgeräte und Kameras. Diese Sensorik ist hochsensibel und nur deshalb verwendbar, weil außerhalb der Erdatmosphäre fast keine Luftreibung mehr stattfindet. Innerhalb der Erdatmosphäre jedoch würde die Luftreibung das sensible Kill Vehicle sofort zerstören. Es ist nicht aerodynamisch, nicht hitzebeständig, es würde mit seiner enorm hohen Geschwindigkeit schlicht verglühen.“

Das heißt, die Bundesregierung redet zum einen einem angeblich drohenden russischen Angriff das Wort, erwirbt dann aber zum anderen für mehrere Milliarden Euro ein Abwehrsystem, das gar nicht zur Abwehr von russischen Raketentypen geeignet ist, sondern explizit zur Abwehr der sehr spezifischen iranischen Raketensysteme entwickelt wurde. Bundesrechnungshof, übernehmen Sie!

Auszug aus dem Wortprotokoll der Regierungspressekonferenz vom 3. Dezember 2025

Frage Warweg
Auf dem Fliegerhorst Holzdorf an der Landesgrenze zwischen Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen haben heute Generalinspektor Breuer und der Inspektor der Luftwaffe, Holger Neumann, die Aktivierung der ersten Phase der Inbetriebnahme des israelischen Flugabwehrsystems Arrow 3 eingeleitet. Da würde mich interessieren: Wie viele IDF-Soldaten und Militärtechniker befinden sich derzeit in Holzdorf, um Aufbau, Bedienung und Training an dem Flugabwehrsystem aus israelischer Produktion zu betreuen?

Müller (BMVg)
Das kann ich Ihnen nicht sagen. Das würde auch die vertrauliche Kooperation betreffen, insofern ist das keine öffentliche Information.

Ich kann nur ganz klar betonen, dass es ein Beispiel einer ganz engen Kooperation mit Israel ist. Die drei Nationen USA, Israel und Deutschland haben da ganz eng zusammengearbeitet. Just in diesem Moment – das läuft, soweit ich weiß, gerade in Holzdorf – nehmen wir die Anfangsbefähigung des Arrow-Systems – nicht Arrow 3; das ist nur der Flugkörper – in Betrieb und schaffen damit die Möglichkeit, sogenannte exoatmosphärische Flugkörper – also ballistische Mittelstreckenraketen und Langstreckenraketen, die von oberhalb der Erbatmosphäre kommen – abzufangen.

Das ist eine ganz wichtige Komplettierung der deutschen Luftverteidigung. Sie wissen, dass wir verschiedene Schichten haben. Wir reden immer vom Zwiebelschalensystem: Erst kommt der Nah- und Nächstbereich, dann kommen irgendwann IRIS-T und Patriot, und jetzt haben wir zum ersten Mal für Deutschland die sogenannte territoriale Flugkörperabwehr und sind damit in der Lage, auf diese gefährliche Bedrohung, die in der Welt existiert – die auch Proliferation unterliegt und die wir zum Beispiel in Russland sehen -, zu reagieren und diese Flugkörper abzufangen.

Zusatzfrage Warweg
Mehrere Quellen haben mir unabhängig voneinander bestätigt, dass die Bundeswehr ein umfangreiches koscheres Catering just für diesen Fliegerhorst bestellt hat, also gehe ich einmal davon aus, dass dort israelische Soldaten präsent sein werden.

Das führt mich zu der Frage: Auf Seite 21 des Einigungsvertrags heißt es, dass der Vertrag über den Aufenthalt ausländischer Streitkräfte in der Bundesrepublik nicht für die fünf neuen Bundesländer gilt. Da würde mich interessieren, auf welcher Rechtsgrundlage sich die israelischen Soldaten derzeit im Gebiet der fünf neuen Bundesländer oder explizit auf dem Fliegerhorst aufhalten. Könnten Sie das kurz ausführen, Herr Müller?

Müller (BMVg)
Das kann ich. – Das ist ja keine Stationierung. Das, was Sie ansprechen, würde eine Stationierung bedeuten. Wenn wir ausländische Streitkräfte zu Besuch haben – was an verschiedensten Standorten der Fall ist, zum Beispiel in Berlin und auch regelmäßig an Standorten in den neuen Bundesländern -, dann sind diese im Rahmen von Dienstreisen oder Rüstungskooperationen vor Ort und dann greifen diese Regelungen nicht.

Zusatzfrage Warweg
Es hängt ja davon ab, wie lange die israelischen Soldaten auf dem Fliegerhorst präsent sein werden. Könnten Sie das grob ausführen?

Müller (BMVg)
Wie ich ausgeführt habe: Wenn diese nicht stationiert sind, dann sind diese Regelungen nicht greifend.

Frage Rusch (Epoch Times)
Auch zu dem Arrow-System: Bis 2030 soll das gesamte System stehen. Wozu ist

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Redaktion NachDenkSeiten