DK153 - Schwitzende Bäume und kühle Köpfe
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DK153 - Schwitzende Bäume und kühle Köpfe
Und: Wo ist der richtige Ort für den richtigen Baum?
"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lasen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.
In Folge 153 geht es um Bäume in Städten. Bäume sind kein Allheilmittel, aber mächtige Verbündete beim Kampf gegen die urbane Hitze. Es reicht aber nicht, einfach wahllos irgendwo Bäume hinzupflanzen. Es müssen die richtigen Bäume am richtigen Ort sein. Wie Bäume sinnvoll eingesetzt werden können, schauen wir uns in dieser Folge anhand aktueller Forschung an.
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Warum Bäume kühlen
Bäume sind mehr als nur schön anzusehen – sie wirken wie natürliche Klimaanlagen. Sie spenden Schatten, reflektieren Sonnenstrahlen, speichern weniger Wärme als Asphalt und kühlen durch Transpiration, also das „Schwitzen“ ihrer Blätter. Dabei verdunstet Wasser, was der Umgebung Wärme entzieht und die Luft spürbar erfrischt. Ein einzelner großer Baum kann an einem heißen Tag bis zu 100 Liter Wasser verdunsten. Dieser Effekt ist so stark, dass ganze Parks oder Alleen merklich kühlere Mikroklimata schaffen.
Allerdings können Bäume auch Wärme speichern und nachts die Abkühlung behindern, wenn dichte Kronendächer die Wärmestrahlung blockieren. Ob sie kühlen oder eher wärmen, hängt also stark vom Standort und der Baumart ab.
Die Metastudie zur Kühlleistung von Stadtbäumen
Wir schauen uns die Studie Cooling Efficiency of Trees Across Cities is Determined by Background Climate, Urban Morphology and Tree Traits an, die 182 Einzelstudien ausgewertet hat. Sie kommt zu dem Schluss: Bäume sind kein Allheilmittel, aber sie können entscheidend zur Hitzeminderung beitragen – wenn man die richtigen Faktoren beachtet.
Die Studie identifiziert drei zentrale Einflussgrößen:
- Hintergrundklima: In heißen, trockenen Regionen erzielen Bäume durch Verdunstung besonders große Kühleffekte – bis zu 12 Grad Temperaturunterschied. In feuchten Tropen verpufft dieser Effekt, da die Luft schon gesättigt ist.
- Stadtstruktur: Enge Altstädte mit hohen Gebäuden (Local Climate Zones 1–3) profitieren weniger von zusätzlichem Schatten, da ohnehin wenig direkte Sonneneinstrahlung den Boden erreicht. Hier können dichte Baumkronen sogar für Hitzestau sorgen. Effektiver sind lockere Pflanzungen oder Alternativen wie Dachbegrünungen.
- Baumarten und Eigenschaften: Laubbäume kühlen besonders im Sommer, immergrüne Arten wirken das ganze Jahr über, aber weniger stark durch Transpiration. Eine Mischung verschiedener Baumarten – hoch und niedrig, Laub- und Nadelbäume – erzielt die beste Kühlwirkung und erhöht gleichzeitig die Biodiversität.
Die Empfehlung der Forschenden lautet daher: Right Tree, Right Place – der richtige Baum am richtigen Ort.
Mehr zu den Local Climate Zones findet ihr in dieser Studie.
Stadtplanung mit Weitblick
Die Pflanzung von Stadtbäumen ist ein langfristiges Projekt. Bäume brauchen Jahrzehnte, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Deshalb müssen Stadtplanerinnen und -planer berücksichtigen, wie sich das Klima in 20 bis 30 Jahren entwickeln wird. Bäume, die heute gepflanzt werden, müssen auch in einer wärmeren Zukunft widerstandsfähig sein und ihre Kühlleistung erbringen können.
Darüber hinaus ist die Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Alte Bäume werden oft emotional verteidigt, selbst wenn jüngere oder andere Arten für die Klimaanpassung geeigneter wären. Stadtgrün ist also nicht nur eine Frage der Wissenschaft, sondern auch ein sensibles gesellschaftliches Thema.
Interaktive Karte
Zur Studie gehört auch eine interaktive Karte.
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