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Die Teufelsscheune von Strackholt - Friesenzeit #12

Die Teufelsscheune von Strackholt - Friesenzeit #12

Update: 2025-09-14
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Description



  • Jürgen Jester
    (Erzähler)






Unglaublich, woran merkt man, dass man schon eine Weile keinen Podcast mehr aufgenommen hat? Eine kleine Spinne hat hier tatsächlich ein Netz gebaut, ist das zu glauben? Ein Grund mehr, in die Tasten zu hauen und euch eine neue Geschichte zu präsentieren. Heute geht es nach Strackholt in den alten Tagen. Strackholt ist eine Ortschaft der ostfriesischen Gemeinde Großefehn. Westlich des Geestdorfes liegt die Ortschaft Bagband, östlich die Stadt Wiesmoor mit den zugehörigen Ortsteilen Voßbarg und Zwischenbergen. Und in dieser Region spielte vor ein paar hundert Jahren diese Sage der Teufelsscheune.


Viel Spaß und wenn Dir diese Folge gefallen hat, freue ich mich, wenn Du sie teilst, abonnierst oder einen netten Kommentar dalässt, damit noch mehr Menschen die alten Geschichten nicht vergessen. Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt „Willkommen bei Friesenzeit“.


Jürgen


Transcript der Folge:


Unsere heutige Geschichte führt uns zurück in eine Zeit, als der Tag an der Küste noch mit dem ersten Hahnenschrei begann und mit dem flackernden Licht der Öllampe endete. Damals – in einem kleinen Dorf im Herzen Ostfrieslands, wo der raue Küstenwind das flache Land beugt und die Menschen mit harter Arbeit ihr Brot verdienen,

lebte einst ein Bauer.

Das Dorf, das wir heute als Strackholt kennen, war damals noch jung. Sein Name bedeutet übrigens „langgestreckter Wald“ und tatsächlich lag es eingebettet zwischen Feldern, Mooren und knorrigen alten Bäumen, etwa zwanzig Kilometer südlich von Aurich.

Und dort, an genau diesem Ort, nahm eines Nachts etwas seinen Lauf, das bis heute hier niemand so recht vergessen hat…


„Die Teufelsscheune von Strackholt“


Es war ein heißer Spätsommer, die Felder standen voll reifen Getreides. Die Ernte war nah. Doch dann… schlug ein Unglück zu.

Mitten in der Nacht brach auf dem Hof des Bauern ein Feuer aus und die Scheune des Guts brannte dabei völlig nieder.


Unrettbar war sie niedergebrannt, denn das Bauernpaar hatte alle Hände damit zu tun, das Feuer am Übergreifen auf das Wohnhaus zu hindern. Und da sie em Ende zumindest etwas retten konnten, stellte sich dann die Frage „Wohin mit der Ernte“ – denn alles schien verloren.


Was einst Leben und Zukunft bedeutete, lag nun in Asche.


Der Bauer, der in einer Nacht der Familie Zukunft verloren hatte,ward zum gebrochenen Mann. Wohin mit der Ernte, und was tun, wenn der Winter kommt – wovon sollen wir nur leben – das war die einzige Sorge, auf die er keine Antworten fand.


An Schlaf war nicht mehr zu denken, sodass er auch in der Nacht nach dem Unglück nicht schlafen konnte und zurück an die Brandstelle kehrte, um zu überlegen, wie es weitergehen sollte.


Zwischen den rußgeschwärzten Balken ging er auf und ab. Er trat dorthin, wo gerade Platz für Vieh entstanden war. Dort, wo seine Kinder hätten spielen können. Dort, wo bald die Ernte keinen Platz mehr finden würde.


Die Sonne war längst untergegangen. Ein kühler Wind strich durch die Trümmer, und gerade als der letzte Glanz des Tages verschwand,spürte der Bauer plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Eine tiefe Stimme sagte:


„Warum starrst du so traurig auf die Trümmer? Stell dir doch mal vor, dein Hof stünde wieder – genau so wie er war.“


Der Bauer fuhr herum.


Hinter ihm stand ein Fremder.


Dunkel gekleidet, mit fremden Augen, der wie glühende Kohlen in der Dunkelheit leuchteten.


„Wer bist du?“, fragte der Bauer misstrauisch.

„Das tut nichts zur Sache“, erwiderte der Fremde. „Sag mir nur, bis wann alles fertig sein soll. Ich baue dir Haus und Scheune – genau wie sie waren.“


Der Bauer konnte es nicht glauben, aber was hatte er zu verlieren?


„Nun gut – also hier. Auf derselben Stelle. Bevor der erste Hahn kräht.“


Der Bauer zögerte noch einmal, ehe er sagte :


„Dann fang an. Alles muss sein wie früher. Und wenn auch nur das kleinste fehlt – dann bin ich Dir nichts schuldig.“


Der Fremde nickte.


„Einverstanden. Aber wenn alles fertig ist, dann gehört mir… das erste Kind, das dir geboren wird.“


Dem Bauern gefror das Blut in den Adern.


Doch dann erinnerte er sich: Seit zwölf langen Jahren hatten sie auf ein Kind gehofft. Vergeblich.


„Dann sei es so“, sagte der Bauer, der noch immer nicht glaubte, was hier vor sich ging.

„Möge Gott mir meine Sünde vergeben!“, dachte er.


Der Fremde verschwand.


Doch aus der Dunkelheit klang es, als würde eine Elster höhnisch lachen.


Der Bauer kehrte heim zu seiner Frau. Er sagte ihr kein Wort von dem, was geschehen war. Sie schlief ein. Er jedoch nicht.


Und nach einer Weile drehte sie sich zu ihm und flüsterte: „Ich habe geträumt… Ein seltsamer, aber schöner Traum. Zu Weihnachten, mein lieber Mann… werden wir ein Kind erwarten.“


Der Bauer fuhr hoch.


Jetzt wusste er, warum der Fremde gelacht hatte. Und sein Schweigen wurde schwer wie Stein. Seine Frau spürte, dass etwas nicht stimmte. Um sich zu beruhigen, schlug sie vor, gemeinsam nach draußen zu gehen, um etwas Luft zu schnappen.


Der Mond stand hell am Himmel.Die Luft war still. Die Brandstelle lag leer da, wie ausgestorben.


„Siehst du?“, sagte sie. „Es war nur ein Traum.“


Plötzlich schlug die Uhr Mitternacht.

Und dann wurde es lebendig um sie herum.

Ein Flattern, ein Sausen, ein Wispern.

Dutzende kleine Gestalten erschienen aus dem Nichts.

Sie flogen heran, trugen Balken, Ziegel, Mörtel.

Sie hämmerten, sägten, mauerten. Wände wuchsen empor.

Der Stall stand schon beinahe und das binnen Minuten, statt Stunden oder Tagen.

Die Frau starrte ihren Mann an und mit Tränen in den Augen erzählte ihr, welchen Handel er mit wem geschlossen hatte.


„Wann… hast du gesagt, muss es fertig sein?“

„Bevor der erste Hahn kräht“, flüsterte er.

„Dann gibt es noch Hoffnung!“, rief sie und rannte los.

Sie riss den Hühnerstall auf und weckte so das Federvieh – und in der nächsten Minute erschallte ein „Kikeriki!“ aus dem Stall.


In diesem Moment erstarrten die kleinen Gestalten. Sie kreischten, fauchten, ließen alles stehen und liegen – und verschwanden in der Dunkelheit.

Stille kehrte ein. Der neue Hof stand da. Fast fertig. Aber eben nur… fast.


Das Bauernpaar lag sich in den Armen und wagte es nicht zu Bett zu gehen. Aber nichts weiter sollte in dieser Nacht passieren.


Am nächsten Morgen war das Gebäude noch immer da. Die Scheune waren vollständig errichtet – bis auf ein einziges Brett, das am hinteren Giebel der Scheune fehlte.


„Gott sei Dank!“, rief der Bauer. „Der Vertrag ist gebrochen!“

So ließen Sie ließen das fehlende Brett vom Zimmermann ersetzen.


Doch am nächsten Tag… war es wieder verschwunden.

Immer wieder setzten sie es ein.

Immer wieder… verschwand es über Nacht.

Und so blieb eine Lücke.

Bis heute.


Und die Leute nennen sie noch immer:

Die Teufelsscheune von Strackholt.


So endet die Geschichte von der Teufelsscheune – ein altes Stück aus der ostfriesischen Sagensammlung.


Ob sie wahr ist? Ja, wer weiß das schon. Aber vielleicht achtest du beim nächsten Besuch in Strackholt einmal genauer auf die Giebel der alten Scheunen.

Und wenn dort ein Brett fehlt, dann weißt du ja jetzt, warum.


Wenn Dir diese Folge gefallen hat, freue ich mich, wenn Du sie teilst, abonnierst oder eine Bewertung darlässt, damit noch mehr Menschen die alten Geschichten nicht vergessen. Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt „Willkommen bei Friesenzeit“.


Der Beitrag FZ012 Die Teufelsscheune von Strackholt erschien zuerst auf Nakieken.

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