ERF Plus - Wort zum Tag Zuhause bei Gott
Description
Als junger CVJM – Jugendsekretär war ich mit einer großen Kinderschar unterwegs, um einen der Nürnberger Hausberge zu bezwingen. Wir erlebten einen bunten und schönen Tag. Nach einem Geländespiel im Wald und einem geistlichen Impuls sowie einer kräftigen Mahlzeit sammelten wir uns zum Rückmarsch zum Bahnhof im Tal. Doch beim Durchzählen waren es statt 66 Kindern nur 65. Also noch mal gezählt. Beim dritten Mal stellte sich dann raus, wer fehlte. Mit den Mitarbeitern und mit Gebet durchkämmten wir das Gelände. Der fehlende Junge tauchte nicht auf. Dann telefonierte ich mit der Polizeistation. Antwort: wir könnten ihnen einen Suchtrupp bzw. sogar einen Hubschrauber schicken, aber vielleicht rufen sie mal unten beim Bahnhof an. Das tat ich dann auch. Der Gaststättenbesitzer im Bahnhof teilte mir mit, dass genau dieser beschriebene Junge seit zwei Stunden mutterseelenallein am Bahnhof steht. Uns allen fiel eine große Last von der Seele.
So ähnlich wird es den Eltern von Jesus auch gegangen sein. Sie waren mit ihrem zwölfjährigen Sohn gemäß der Festordnung Israels zum Passahfest nach Jerusalem hinaufgezogen. Mit diesem Alter wurde man religionsmündig und empfing die Bar-Mizwah. Übersetzt heißt Bar- Mizwah Sohn des Gebotes. Mit vielen tausenden von anderen Festpilgern nehmen sie die strapaziöse Reise auf sich. Von Nazareth bis Jerusalem sind immerhin 400 Höhenmeter zu überwinden. Man reiste meist in Gruppen, denn es gab in dieser Gegend auch Räuber und wilde Tiere. Es waren schon einige Festtage vergangen und Maria und Josef machten sich mit ihrer Reisegruppe auf den Heimweg. Sie nahmen an, dass Jesus sich in der Reisegruppe befand. Doch nach einer Tagesetappe merkten sie: Jesus ist nicht da. Besorgt und voller Angst kehrten sie um und suchten ihn überall in Jerusalem. Schließlich fanden sie ihn im Tempel. Dort gab es Lehrhallen, wo man intensiv über Gottes Wort nachdachte, und wichtige Fragen stellte. Jesus war mittendrin. Seine verständigen Antworten fielen auf. Er war eben mehr als nur ein gelehrsamer Mensch. Vorwurfsvoll spricht Maria Jesus an: Kind, wie konntest Du uns das nur antun. Wir, dein Vater und ich haben dich schmerzhaft vermisst? Die Antwort von Jesus stellt die richtige Reihenfolge her: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ Übersetzt heißt das doch: ihr seid meine irdischen Eltern, aber es gibt einen, der steht über euch, an der Spitze: Das ist mein himmlischer Vater. In seiner Nähe muss ich sein. Bei ihm muss ich bleiben und seinen Willen erkennen und erfüllen. Der Tempel steht als besonderer Ort für seine Gegenwart. Damit macht er klar, dass er sich auf seinem weiteren Weg nicht den Wünschen und Vorstellungen von Menschen anpassen wird, auch wenn es die liebsten Menschen auf Erden sind. Nachdem Jesus seinen Eltern dieses Ranking klargemacht hat und die nur Unverständnis zeigten, zieht er mit ihnen doch gehorsam und dienend nach Nazareth zurück. Noch lagen einige Jahre Wachsen und Reifen vor Jesus bis er dann mit ca. 30 Jahren seine öffentliche Wirksamkeit beginnt.
Darf ich fragen: wer steht bei Ihnen an der Spitze Ihres Lebens? Bei wem oder was sind Sie zuhause? Auf wen hören Sie und wem folgen Sie? Auf Jesus und sein lebendiges Wort oder auf menschliche Meinungen oder Ideologien?
Und ein zweites: Sind Sie als Eltern oder verantwortliche Leiter in den Gemeinden bereit, Ihre leiblichen und geistlichen Kinder in ihrem Glauben zu prägen und zu ermutigen? Manchmal mit schmerzhaften Erfahrungen wie bei Maria und Josef und doch mit großem Vertrauen, dass sie bei Jesus das Leben finden, das sich wirklich lohnt.
Hintergrundinfos zum Lukasevangelium:
Autor: Matthias Rapsch
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