Energieexperte Lion Hirth: „Der Klimazug fährt in vielen Teilen der Welt wieder rückwärts“
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Schafft Deutschland die Energiewende? Oder haben wir uns als Volkswirtschaft mit der Umstellung auf Erneuerbare heillos übernommen – und nehmen sehenden Auges eine Deindustrialisierung in Kauf? Darüber spricht Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier mit Lion Hirth, Professor für Energiepolitik an der Berliner Hertie School.
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Probieren Sie es einfach aus und lesen Sie die Titelgeschichte der Dezember-Ausgabe "Chroniken des Niedergangs" von Ben Krischke, Ferdinand Knauss und Carsten Korfmacher.
Inhalt Podcast:
06:07 "Sie haben gefragt, ist es realistisch? Ich glaube, das ist schon realistisch. Wir können als Gesellschaft klimaneutral werden bis Mitte des Jahrhunderts. Das ist aber noch ein ganz schön großer Weg und da wird es einige an Schwierigkeiten geben und nicht nur Technologie, sondern das ist auch volkswirtschaftlich, ökonomisch eine teure Angelegenheit und ich finde, das ist eine Diskussion, die man führen kann und führen muss, ob wir das wollen als Gesellschaft oder ob wir andere Prioritäten setzen, das ist eine legitime Frage." (Lion Hirth)
12:44 "Ich finde es tatsächlich eine wahnsinnig schwierige Frage, um es ganz offen zu sagen. Also die beiden Antworten, die die sozusagen die Camps geben, ich nenne es mal irgendwie die Klimaschützer, die sagen, Klimaschutz ist richtig und wir sollen es machen und das Gefangenen-Dilemma ist uns egal, habe ich mir noch nie darüber nachgedacht. Wir laufen einfach geradeaus. Die verkennen aus meiner Sicht das Dilemma, was wir gerade besprochen haben, die inhärente, gigantische, das gigantische Problem. Dass Klimaschutz zwar global rational, aber individuell irrational ist. Das kann man nicht einfach wegreden. Und auf der anderen Seite sind sozusagen die Klimaskeptiker, sind vielleicht auch keine Klimaskeptiker, aber die sagen, wir leben in der Welt des Nash-Gleichgewicht- und Gefangenendilemma. Wir werden jetzt einfach, ich würde sagen, wir pusten raus, was geht, uns ist alles egal. Das ist gewissermaßen ja auch die moralische Selbstaufgabe. Also, ich hab… Also ich hätte Probleme, meinen eigenen Kindern da noch in die Augen zu sehen, wenn wir sozusagen da die Hände in den Schoß legen und gar nichts machen. Und wo bleiben wir dann? Ich muss sagen, ich weiß es nicht." (Lion Hirth)
23:17 "Ich glaube, zu Atomkraft kann man sagen, diese gigantischen Großprojekte sind wahnsinnig langwierig, wahnsinnig komplex und ich spreche einfach nur empirisch aus, was jetzt da passiert, das ist gar keine Meinung, in der Vergangenheit, in den letzten Jahren wahnsinnig teuer gewesen. Ich bin trotzdem niemand, der diese Sachen kategorisch ausschließt. Ich würde sagen, wenn irgendjemand mit privatem Geld in Deutschland in Atomkraft investieren will, ich würde mich freuen. Ich wäre da total offen. Ich hätte überhaupt nichts dagegen. Bin ich dafür, dass wir jetzt 24 Milliarden Euro Steuermittel verwenden, um einen neuen Reaktor zu bauen, der dann 2060 fertig wird, wenn alles gut läuft? Da glaube ich, können wir was Besseres machen mit dem Geld." (Lion Hirth)
39:53 "Was wir brauchen, da bin ich überzeugt als Deutschland, um günstige Energieversorgung zu bekommen, sind eben nicht mehr Subventionen und mehr Gießkanne, sondern sind Strukturreformen, die das Stromsystem besser, effizienter und günstiger machen. " (Lion Hirth)



