Identitätssuche - Essay über die Suche nach meiner Identität
Description
Diese Folge gleicht eher einem Essay über die Suche nach meiner Identität. Meine Identität ist dabei untrennbar mit meinem autistischen Sein verbunden. Es geht in dieser Folge um die Vorstellung der Welt aus nicht-autistischer Sicht, die Standard ist. Die Identität von Autistinnen ist demgegenüber nicht selbstverständlich. Sie werden selten in dieser als absolut gesetzten Weltsicht und Kultur gesehen, höchstens vielleicht als „exotische“ Wesen mit besonderen Fähigkeiten. Bis zum Verstehen ist es noch ein sehr weiter Weg. Ich glaube, wir befinden uns in dem Anfang einer emanzipatorischen Bewegung: Der Abnabelung, der Freimachung der autistischen Menschen von dem nicht-autistischen Blick auf sie als die „Anderen“, die nicht als autonome Wesen betrachtet werden. Die nicht-autistischen Menschen sind die Subjekte, die autistischen Menschen die Objekte, die auf einen Subtypus des Menschen reduziert werden. Die vielen Stimmen von Autistinnen erheben sich gegen diese selbstverständliche Vorstellung der nicht-autistischen Welt. Sie bringen sie nicht ins Wanken, aber sie rütteln gehörig an ihrer Selbstverständlichkeit. Sie beginnen, die Definitionsmacht über sich selbst an sich zu reißen, entrümpeln ihr Gehirn von dem defizitären Bild, das die nicht-autistische Gesellschaft versucht, ihnen einzupflanzen. Da werden sie nicht stehen bleiben. Selbstbestimmung und Sichtbarkeit sind die Schlagworte.
Darüber hinaus ist meine Identität jedoch nicht nur autistisch. Mich macht noch mehr aus, mich hat vieles geprägt. Das, was man „Heimat“ nennen mag, ist mir verloren gegangen, ist mir weggebrochen (worden). Und so habe ich mich wie in einem Tunnel auf mein autistisches Sein gestürzt, sah nach der späten Diagnose darin meine Rettung. Aber ich wurde nicht gerettet.
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