SC167 SoilTalk: CSI BODEN - Citation Scene Investigation
Description
SoilTalk goes True Crime! Im Februar 2017 wird ein Gutachten veröffentlicht, das dem Verdacht auf Bildung eines Zitierkartells in bodenkundlichen Fachzeitschriften nachgeht. Anhand dieses Falls lassen sich interessante und grundsätzliche Fragen zum wissenschaftlichen Publikationswesen stellen. Kommt mit und verfolgt einen Krimi der ganz anderen Art – ein Angebot, das ihr unmöglich ausschlagen könnt!
Thema: Das bodenkundliche Zitierkartell.
Die Aufregung war groß, als die EGU im Februar 2017 ein Gutachten über Bodenkundler veröffentlicht, um dem Verdacht der Manipulation von Zitationen nachzugehen. Ein anonymer Hinweisgeber gab den Tipp, dass acht Wissenschaftler*innen als Editor und Reviewer ungewöhnlich große Literaturlisten zum Einbau empfehlen würden. Listen, in denen vornehmlich ihre Studien, aber auch die von ihnen betreuten Journals auftauchen.
Das EGU-Gutachten kommt zum Schluss, dass ein Wissenschaftler – Artemi Cerda – tatsächlich eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Empfehlungen ausgegeben wurde, und dies merklich Einfluss auf den Impact Factor einzelner Journals hatte. So empfahl er als Reviewer und Editor bei insgesamt 79 Studien 1045 zusätzliche Quellen. Als Resultat stieg der Impact Factor der Land Degradation & Devlopment mit Cerda als Editor in Chief innerhalb eines Jahres von 3,089 auf 8,145.
Als direkte Konsequenz erklärte der Verlag Wiley die Abberufung von Cerda](https://onlinelibrary.wiley.com/page/journal/1099145x/homepage/statementregardingallegationsofcitationirregularitiesin_ldd.htm)), der sich selbst aber keiner Schuld bewusst war](https://retractionwatch.com/2017/03/24/ousted-editor-speaks-not-manipulate-citations/)). Im April 2025 wurde er aber erstmals wieder als Editor einer Zeitschrift aufgenommen](https://retractionwatch.com/2025/10/10/soil-scientist-artemi-cerda-citation-scandal-appointed-editor-role-elsevier-journal/)), und er ist Editor in Chief einer derzeit noch nicht publizierenden Fachzeitschrift. Ebenso publiziert er weiterhin sehr aktiv.
Der Fall zeigt eindrücklich die Grauzone von Reviewverfahren und die Schwächen im System des wissenschaftlichen Publikationswesens. Denn: Wie eine umfassende Netzwerkstudie der fraglichen Paper treffend festhält: Eine Sanktion der fraglichen Beiträge hätte vor allem ein Opfer – die Autor*innen.



