Wie uns vergessene Kindheitserfahrungen ein Leben lang prägen
Description
Die sogenannten Verschickungskinder sind eines der letzten Tabuthemen der alten Bundesrepublik. Mehr als 2.000 Kurkliniken in Westdeutschland haben unbegleitete Kinder und Jugendliche mit teils fragwürdigen Therapien behandelt. Besuchsverbot, Essenszwang, Abhärtung. ZEIT-WISSEN-Reporterin Hella Kemper wurde als Fünfjährige mit Asthma zur Kur nach Norderney geschickt. Warum kann sie sich an diese Zeit nicht erinnern? Sie macht sich auf den Weg, ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen – und entdeckt mithilfe ihrer Therapeutin ein Verhaltensmuster, das sie mit den vergessenen Kindheitserfahrungen erklären kann.
Außerdem: Eine Erinnerungswerkstatt in Hamburg hilft Trauernden, den persönlichen Besitz von verstorbenen Angehörigen in Andenken umzuwandeln. Und in der unmöglichen Kolumne geht Christoph Drösser dem Rätsel der Déjàvus auf den Grund.
Shownotes
in der Quellendokumentation der Diakonie Niedersachsen untersuchen Historiker, was zwischen 1945 und 1980 in sechs Kurheimen mit Verschickungskindern geschehen ist.
Anja Röhl hat 2019 mit ihrem Buch Das Elend der Verschickungskinder die Debatte über die Heimaufenthalte der allein verschickten Kinder nach 1945 angestoßen. Sie hat auch die Website www.verschickungsheime.de initiiert, wo es sehr viele und sehr gute Informationen gibt. Wer sich an seinen Heimaufenthalt erinnert, kann hier Zeugnis ablegen.
Im November 2024 gibt es den 6. Bundeskongress zur Aufarbeitung der Kinderverschickung in Bad Kreuznach.
Der Bericht von Report Mainz über Misshandlungen und Leid in den Kurheimen ist in der ARD-Mediathek abrufbar.
An der Humboldt-Universität zu Berlin gibt es die bislang größte wissenschaftliche Untersuchung der Kinderverschickungen. Voraussichtlich im Herbst 2024 sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden.
Die Erinnerungswerkstatt von Anemone Zeim ist unter https://vergiss-mein-nie.de zu finden.
Ehemalige Verschickungskinder können ihre Erinnerungen, die sie teilen möchten, an hella.kemper@zeit.de schicken.
Die Studie Are involuntary autobiographical memory and déjà vu natural products of memory retrieval? ist hier erschienen.
Den “Deja-Vu-Generator” hat Anne Cleary in einem Artikel im Magazin Aeon beschrieben.
Kapitel
(Wenn Werbung eingespielt wird, verschieben sich die Kapitel um circa 45 Sekunden)
(00:00 ) Verborgene Erinnerungen
(03:14 ) Das Leid der Verschickungskinder
(06:25 ) Die Rückkehr ins Seehospiz
(08:22 ) Schikane oder medizinischer Nutzen?
(11:14 ) Die Natur der Trigger
(13:22 ) Die Erklärung für mein Beuteschema
(17:06 ) Die Erinnerungswerkstatt
(20:53 ) Welche Geschichten erzählen unsere Dinge?
(24:28 ) Was verrät ein Déjá-vu?
(28:54 ) Vorschau auf ZEIT WISSEN
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