Baumann sucht Zukunft für einzigartige Krippensammlung
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Im zarten Alter von zwei Jahren entdeckte Erk Baumann seine Faszination für Krippen. 1970 sah er auf einem Schallplattencover eine Darstellung der Weihnachtsgeschichte. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagt der heute 57-Jährige. Seine erste eigene Krippe baute er mit drei Jahren. «Schuhkarton, Bindfäden, Tempotaschentücher als Gesichter und farbige Servietten als Kleidung - und so nahm das Unheil seinen Lauf.»
Inzwischen hat Baumann viele Tausend Krippenfiguren aus annähernd 100 Ländern zusammengetragen. Vieles ist im Bamberger Krippenmuseum zu sehen, das der Restaurator und Kunsthistoriker seit fast 25 Jahren alleine führt. Rund 60 Weihnachtskrippen aus vier Jahrhunderten präsentiert er hier, weitere lagern im Depot. Das älteste Ausstellungsstück ist eine Barockkrippe von 1750: Über dem Stall thront ein Engel, Maria, Josef und das Jesuskind tragen Heiligenscheine.
Glasbläserkunst aus Böhmen
Viele Objekte des Museums stammen aus Böhmen oder dem Alpenraum. Besonders lang verweilen Besucher vor der böhmischen Glaskrippe mit etwa 300 Bauteilen.
Figuren in anderen Krippen sind aus Holz, Papier, Bernstein, Bronze, Porzellan, Ton, einige sogar aus Rinderknochen geschnitzt. «Ich habe den Anspruch zu dokumentieren, was es an Krippen auf der Welt gibt», sagt Baumann, der manchmal Jahrzehnte die Herkunft eines Exponates erforscht.
«Mir geht es um ein schönes, schlüssiges Bild»
Krippen im heutigen Sinne gibt es nach Angaben Baumanns seit etwa 1600. Bei den anfangs sehr statischen Darstellungen habe das Jesuskind im Mittelpunkt gestanden, die übrigen Figuren seien nur Dekoration gewesen. «Über die Jahrhunderte ging man zum Erzählen von Geschichten über.» Und es gebe interessante moderne Darstellungen: «Ich durfte mal eine Krippe für den Bamberger Weihbischof bauen - die Geburt Jesu im Milieu obdachloser Jugendlicher in der heutigen Zeit.»
«Es war wohl doch gut»
Viele Exponate hat Erk Baumann von Privatpersonen im Internet erworben. Dabei erlebt er auch rührende Geschichten wie diese: Die Söhne eines demenzkranken Mannes entrümpelten das Haus des Vaters in Nordrhein-Westfalen und wollten dessen Krippensammlung loswerden, darunter ein aufwendig konstruiertes Fachwerkdorf aus der Rhön. Baumann reiste mit einem Transporter an und nahm vier große Krippen mit.
Später wollte der Senior seine Krippen aber noch einmal sehen und fuhr mit den Söhnen nach Bamberg. «Anfangs war ich für ihn der Böse, der ihm seine Krippen geklaut hatte», erzählt Baumann. Doch als der Mann die Kunstobjekte würdevoll aufbereitet im Museum sah, seien ihm die Tränen gekommen. «Dann sagte er nur: Es war wohl doch gut.»
Neuer Standort wird gesucht
Wie lange Baumanns riesige Krippensammlung in Bamberg bleiben wird, ist unklar. Denn der 57-Jährige will die Stadt verlassen. Jedes Jahr kämen weniger Besucher, längst sei das Museum ein Draufzahlgeschäft. Auch das Interesse der Stadt habe nachgelassen. «Bis vor einigen Jahren gab es im Historischen Museum jedes Jahr eine Krippenausstellung oder zumindest eine Ausstellung zu einem Weihnachtsthema, jetzt nicht mehr», sagt der Museumsleiter.
Auch die Broschüre zum «Bamberger Krippenweg» gibt es nicht mehr, wie Baumann beklagt. Früher seien Besucher angereist, um alle 40 Stationen des Krippenweges zu beschreiten. «Aber alleine sind wir zu klein, als dass die Besucher nur unseretwegen kommen würden.» Als künftigen Museumsstandort wünscht sich der Museumsleiter deshalb eine Stadt, die seine Krippen eines Tages erben möchte: «Ich habe nicht 50 Jahre lang gesammelt, um irgendwann alles verkaufen zu müssen, nur damit es weg ist».
Quelle: dpa




