Die Woche 248 – Europarente, faire Beratung und das Ego-Problem
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Moin aus Hamburg und herzlich Willkommen zu Folge 248 unseres Podcasts. Heute ist Freitag, der 28. November 2025.
Und diese Themen haben wir heute für Sie:
• Im Schmolltalk widmen wir uns der neu zu reformierenden Europarente.
• Mit Verkaufstrainer und Buchautor Christian Seeger sprechen wir über sein neues Buch, faire Beratung und das Ego-Problem der Branche.
• Und in den News der Woche sind die Bundesländer überhaupt nicht mit der Aktivrente zufrieden. Einige Rentner arbeiten jetzt schon freiwillig weiter. Eine KI als Anlageberater können sich die meisten Deutschen nicht vorstellen. Und die Aktuare empfehlen einen stabilen Höchstrechnungszins.
Aus der Redaktion (#Schmolltalk)
Wir unterhalten uns über die geplante Reform der Europarente und die Kritik daran.
Im Gespräch
Mit Buchautor Christian Seeger
„Wir haben in der Branche ein Ego-Problem“. Das sagt Christian Seeger, Buchautor und Verkaufstrainer für Versicherungsvermittler & Finanzberater. Viele Vermittler und Berater glauben nämlich seiner Ansicht nach, sie können alles, sie wissen alles und Fehler machen sie sowieso nicht. Für den Kunden ist das nicht besonders fair, meint Seeger. Und genau darum geht es in seinem neuem Buch „Fairkauft“. Für den Spiegel-Bestseller hat sich Seeger mit zehn der besten Versicherungsvermittler hierzulande unterhalten – und auch Geschichten von Kunden eingebunden. Was die Besten anders machen als der Rest, das besprechen wir jetzt mit Christian Seeger im Interview.
https://www.amazon.de/FAIRKAUFT-Geheimnisse-Versicherungsberatung-Vermittler-verdienen/dp/3987551712
Die News der Woche
Die Bundesländer greifen die Pläne der Bundesregierung zur Aktivrente an. Der Gesetzentwurf dazu stand nämlich auf der Tagesordnung des Bundesrates. Dort war man damit nicht sonderlich zufrieden und schickt ihn mit Dank und Forderungen zurück.
Hintergrund: Die Aktivrente soll Menschen dazu bringen, auch nach Eintritt in die Rente noch weiterzuarbeiten. Sie sollen dafür bis zu 2.000 Euro Einkommen im Monat steuerfrei erhalten können. Berlin kalkuliert mit rund 168.000 Rentnern, die somit weiter arbeiten würden.
In seiner Stellungnahme fordert nun der Bundesrat vereinzelte klarzustellende Punkte. Vor allem verweist er auf erhebliche Steuerausfälle, die sich aus dem Vorhaben ergeben. Zwischen 2026 bis 2030 dürften sich nämlich entgangene Einnahmen der Länder auf rund 1,9 Milliarden Euro belaufen, und die der Gemeinden auf rund 700 Millionen Euro. Ist ja nicht mal ne Milliarde. Die Länder weisen darauf hin, dass ihre Haushalte und insbesondere die der Gemeinden schon genug strukturelle Geldprobleme haben.
Also fordern sie vom Bund, die durch die Aktivrente entstehenden Steuerausfälle von Ländern und Kommunen nachhaltig auszugleichen. Er könnte mehr Geld für das Deutschlandticket zur Verfügung stellen oder sich stärker an den Ausgaben der Länder für Flüchtlinge beteiligen. Die Stellungnahme des Bundesrats geht nun an die Bundesregierung. Dann ist der Bundestag dran und muss entscheiden. Wenn er das Gesetz beschlossen hat, kommt es erneut in den Bundesrat, der dann wiederum zustimmen muss.
Jingle
Und nochmal Aktivrente. Die soll ja Rentner dazu bringen, noch weiterzuarbeiten. Hatten wir gerade. Jetzt hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin mal nachgesehen, wie viele Ältere jetzt schon weiterhin aktiv sind. Dafür nutzte es Daten des Mikrozensus 2022.
Mit der Erkenntnis: 7 Prozent der älteren Menschen arbeiten jetzt schon weiter, auch wenn sie die Regelaltersgrenze für die Rente schon erreicht haben. Dabei leisten sie im Durchschnitt 19 Wochenstunden. Je besser die gesundheitliche Verfassung und je höher das Ausbildungsniveau, desto größer die Arbeitsbereitschaft im Alter. Bei guter oder sehr guter Gesundheit arbeitet noch rund jeder Fünfte mit 66 bis 69 Jahren.
Außerdem gehen die Forscher der Frage nach, wie viele Ältere in Berufen mit personellem Engpass unterwegs sind. Demnach sind sie mit 23 Prozent etwa genauso häufig wie Jüngere in Berufen tätig, in denen die Arbeitsnachfrage das Angebot auch langfristig übersteigt. Etwas seltener hingegen sind es Berufe, in den der Fachkräftemangel lediglich droht. Dort arbeiten rund 40 Prozent der Menschen, die jünger als 66 Jahre sind, aber nur 30 Prozent der Älteren.
Das macht die Senioren ausgesprochen wertvoll. „Ältere lindern schon heute teilweise den zunehmenden Fachkräftemangel. Es sollte also verstärkt darauf hingearbeitet werden, dass ein höherer Anteil von Erwerbstätigen jenseits der Regelarbeitsgrenze im Arbeitsmarkt bleibt“, sagt Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat. „Gesundheitsfördernde Maßnahmen, Fort- und Weiterbildung auch in höherem Alter oder Reformmaßnahmen im Steuer- und Sozialrecht können dies begünstigen.“
Jingle
Online-Banking oder schnell mal mit dem Smartphone bezahlen – die Deutschen nutzen die Möglichkeit, ihre Finanzen digital zu regeln gern. Künstliche Intelligenz (KI) kommt aber bisher kaum zum Einsatz. 77 Prozent der Bürger würden einer Beratung durch eine KI auch weniger vertrauen als der Beratung durch einen Bank-Mitarbeiter. Das sind Ergebnisse der Digitalstudie 2025 der Postbank, für die 3.050 Menschen in Deutschland befragt wurden.
Ob sich das groß ändern wird, ist fraglich. Denn nur rund ein Drittel der Befragten kann sich vorstellen, KI künftig für Finanzangelegenheiten zu nutzen – vor allem bei einfacheren Themen wie Fragen zu Girokonten (79 Prozent), Sparkonten oder Tagesgeld (74 Prozent) und Ratenkrediten (70 Prozent). Drei von vier Befragten halten die Technologie noch nicht für ausgereift genug für eine Beratung zur Geldanlage.
„Viele Kundinnen und Kunden können sich KI bei alltäglichen Bankgeschäften vorstellen, aber wenn es um die Geldanlage geht, zählt weiterhin der persönliche Austausch“, sagt Thomas Brosch, Leiter Digitalvertrieb der Postbank. „Das zeigt: Bei sensiblen Entscheidungen fehlt – noch – das Vertrauen in die neue Technologie. Das ist ein wichtiges Signal für unsere Branche“.
Jingle
Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) empfiehlt, den Höchstrechnungszins für 2027 nicht zu verändern. Aktuell liegt der Zins bei 1,0 Prozent für Neuverträge in der Lebensversicherung.
Unterschiedliche Faktoren seien in die Einschätzung eingeflossen, sagt DAV-Vorsitzende Susanna Adelhardt. Mittelfristig sei davon auszugehen, dass der Leitzins der Europäischen Zentralbank bei rund 2 Prozent bleibe. Das heutige Zinsniveau ist damit spürbar höher als in den Jahren der Niedrigzinsphase vor 2022.
Auch die Inflation habe sich nach den hohen Werten der Jahre 2021 bis 2023 spürbar beruhigt. In Deutschland und im Euroraum liegt sie inzwischen wieder bei der Zielmarke der EZB von rund 2 Prozent.
Vor diesem Hintergrund kommen die Aktuare zu dem Ergebnis, „dass der vom Bundesfinanzministerium festzulegende Höchstrechnungszins für neu abgeschlossene Lebensversicherungsverträge bei 1,0 Prozent stabil gehalten werden sollte“, so die DAV.
Abmod
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Dann hören wir uns auch garantiert am kommenden Freitag wieder! Bis dahin gilt wie immer: Bleiben Sie optimistisch, genießen Sie das Wochenende und kommen Sie gut in die neue Woche.























