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Pensionslücke zwischen Frauen und Männern über OECD-Schnitt

Pensionslücke zwischen Frauen und Männern über OECD-Schnitt

Update: 2025-11-27
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Die Pensionslücke zwischen Männern und Frauen ist in Österreich deutlich über dem Schnitt der OECD-Staaten. Das geht aus dem neuesten OECD-Bericht “Pensions at a Glance 2025” hervor, der am Donnerstag vorgestellt wurde. Während der durchschnittliche geschlechtsspezifische Unterschied bei der Pensionshöhe in den OECD-Ländern von rund 28 Prozent im Jahr 2007 auf 22,8 Prozent im Jahr 2024 sank, lag sie in Österreich im Vorjahr bei 35,6 Prozent.





Österreich weist damit die viertgrößte Lücke der 35 OECD-Staaten auf. Größer war der Unterschied zuletzt nur in Japan (47,3 Prozent), Großbritannien (36,7) und den Niederlanden (36,3). Hinter Österreich wies mit 35,4 Prozent noch Mexiko eine Lücke von mehr als 35 Prozent auf. Auf Platz acht rangierte die Schweiz mit einem Gap von 31,2 Prozent, die USA auf Platz zwölf mit 28,9 Prozent, Italien auf Platz 13 mit 28,6 Prozent und Deutschland auf Platz 15 mit 25,8 Prozent Unterschied.



Weniger als zehn Prozent Pensionsunterschiede gab es zuletzt in Estland (5,6), Island (7,1), der Slowakei (8,4), Tschechien (9,6) und Slowenien (9,7).



In Österreich größere Lücke als 2007



Die größten Rückgänge gab es in Deutschland, Griechenland und Slowenien, wo die Lücke zwischen 2007 und 2024 um mehr als 15 Prozentpunkte verringert wurde, sowie in Luxemburg, Norwegen, Portugal und der Türkei um mehr als 10 Prozentpunkte.



In Österreich wurde die Lücke laut OECD-Daten sogar größer: Sie stieg von 33,3 Prozent im Jahr 2007 auf die genannten 35,6 Prozent. Allerdings war der Unterschied hierzulande laut den OECD-Daten zwischenzeitlich im Jahr 2015 mit 39 Prozent höher als zuletzt. Nur in vier weiteren Ländern vergrößerte sich die Lücke ebenfalls.



In vielen OECD-Ländern trugen laut dem Bericht stark rückläufige Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt zwischen Männern und Frauen zu dieser Verringerung der geschlechtsspezifischen Pensionslücke bei. Allerdings dauere es, bis diese Veränderungen vollständig in weniger Ungleichheit bei den Pensionen sichtbar werden, so die OECD.



OECD: Bei Beschäftigung, Arbeitszeit und Gehältern ansetzen



Als effizienteste Maßnahmen, um eine langfristige Senkung des Gender Pay Gaps zu erreichen, nennt die OECD die Beseitigung von geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Beschäftigung, Arbeitszeit und Gehältern. Auch der ungleiche Anteil unbezahlter Fürsorgearbeit zwischen Männern und Frauen sowie anhaltende Unterschiede in Bildung und beruflichen Laufbahnen haben demnach große Auswirkungen.



Starke Bevölkerungsalterung erwartet



Die OECD wies darüber hinaus auf die sich verändernde Demografie hin. In den nächsten 25 Jahren werde die Bevölkerungsalterung schnell voranschreiten. Gleichzeitig würden die Geburtenrate in vielen Ländern weiterhin sinken. Frühere Bevölkerungsprojektionen hätten die Entwicklung der Gesamtfruchtbarkeitsrate “systematisch überschätzt”.



Über Länder hinweg wird – laut aktueller Gesetzeslage – das durchschnittliche reguläre Pensionsalter (für Männer) mit einer durchgehenden Erwerbstätigkeit mit 22 Jahren (ab dem Jahr 2024) in etwa auf 66,4 Jahre steigen. Zum Vergleich: Diejenigen, die im Jahr 2024 in Pension gingen, waren im OECD-Schnitt 64,7 Jahre alt.



Das normale Pensionsantrittsalter der Männer wird – bleibt es bei den bestehenden Gesetzen – in der Hälfte der OECD-Länder steigen. Der stärkste Anstieg wird für die Türkei erwartet, von derzeit 52 auf 65 Jahre für Männer. Das niedrigste zukünftige Renteneintrittsalter für Männer beträgt 62 Jahre in Kolumbien, Luxemburg und Slowenien. In Österreich sind – Stand jetzt – keine Anpassungen des gesetzlichen Pensionsantrittsalters vorgesehen, das für Männer bei 65 Jahren liegt und für Frauen derzeit schrittweise ebenfalls auf 65 Jahre angehoben wird (alle Frauen, die ab Juni 1968 auf die Welt gekommen sind, müssen bereits bis 65 arbeiten).



Rufe nach Pensionsreform



Agenda Austria und Industriellenvereinigung sahen in dem Bericht einen Aufruf zu einer Pensionsreform. Wer nur auf den großen Abstand zwischen Männer- und Frauenpensionen “starre”, sehe das halbe Bild. Unter Vollzeitbeschäftigten seien die Unterschiede deutlich geringer und stark rückläufig, meinte Agenda Austria-Ökonomin Carmen Treml. Ansetzen würde sie anderswo. Während halb Europa das Pensionsalter anhebe, glaube Österreich ernsthaft, sich trotz weiter steigender Lebenserwartung ein Antrittsalter aus einer anderen Epoche leisten zu können. Ein Pensionssystem, das mit einer Nettoersatzrate von 86,8 Prozent zu den höchsten Europas zähle, aber strukturell unterfinanziert sei, funktioniere nur mit viel politischem Wegschauen.



Seitens der Industriellenvereinigung meinte Generalsekretär Christoph Neumayer, man dürfe vor dem strukturellen Reformbedarf im österreichischen Pensionssystem nicht weiter die Augen verschließen, es brauche eine Anpassung beim gesetzlichen Pensionsantrittsalter und eine substanzielle Einschränkung der gesetzlichen Frühpensionsmöglichkeiten.



ÖGB-Seniorenchefin Monika Kemperle konzentrierte sich in ihrer Reaktion auf das unterschiedliche Pensionseinkommen zwischen den Geschlechtern. Die Pensionslücke sei eine soziale Ungerechtigkeit, die man nicht länger akzeptieren dürfe.



(APA)

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