Von Weibern, Dirnen, Mägden
Update: 2025-10-08
Description
Warum nennen wir Frauen im Deutschen nicht mehr „Mägde“, „Weiber“ oder „Dirnen“? In dieser Folge sprechen wir über Pejorisierungen von Frauenbezeichnungen und fragen: Spiegelt Sprache hier nur die Gesellschaft wider – oder reproduziert sie Geschlechterverhältnisse?
In dieser Episode nehmen wir euch mit auf eine sprachhistorische Spurensuche: von der Magd zum Mädchen, vom Weib zur Frau, von der Dirne zur Prostituierten. Wir erklären, was Linguist*innen unter Pejorisierung verstehen – und was sie über Geschlechterverhältnisse verraten.
Im Zentrum steht die Kritik der Sprachwissenschaftlerin Damaris Nübling an der sogenannten Invisible-Hand-Theorie von Rudi Keller, die Bedeutungswandel als unbeabsichtigte Nebenwirkung höflicher Kommunikation beschreibt. Nübling zeigt, warum diese Erklärung nicht trägt: Viele Abwertungen lassen sich nur verstehen, wenn wir patriarchale Machtverhältnisse mitdenken. Frauenbezeichnungen spiegeln seit Jahrhunderten soziale Stereotype – über Alter, Verfügbarkeit und gesellschaftlichen Nutzen. Und genau das macht die Sprache nicht unschuldig, sondern zum Speicher und Verstärker von Geschlechterbildern.
Zum Schluss fragen wir: Wenn sich in der Sprache so konsequent männliche Sichtweisen auf Frauen durchgesetzt haben – gilt das vielleicht auch für unser Verständnis von Geschlecht insgesamt?
Hier findest du den Artikel von Damaris Nübling :
- Nübling, Damaris (2011) Von der ‚Jungfrau‘ zur ‚Magd‘, vom ‚Mädchen‘ zur ‚Prostituierten‘: Die Pejorisierung der Frauenbezeichnungen als Zerrspiegel der Kultur und als Effekt männlicher Galanterie?, Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte, vol. 2, no. 1, 2011, pp. 344-362.
Mehr Forschungsgebiete aus der Genderlinguistik:
- Kotthoff, Helga; Nübling, Damaris (2018) Genderlinguistik, Einführung in Sprache, Gespräch und Geschlecht. Tübingen: Narr Francke Attempto.
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