Wer braucht heute noch ein Lexikon?
Update: 2025-12-19
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Momentan können wir live erleben, wie ein neues Lexikon entsteht: „Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen“. Dieses „Lexikon zur historischen Semantik in Deutschland“ will erfassen, wie sich die Bedeutung von Wörtern im Laufe des 20. Jahrhunderts verändert hat.
Dreißig Texte wurden online bereits publiziert. Einer dieser Artikel befasst sich mit den Stichworten Autorität, autoritär und antiautoritär. Ein wichtiger Text, da autoritäre Strukturen weltweit wieder zunehmen. Der Historiker Kristoffer Klammer hat ihn verfasst.
Interessanterweise haben sich die Verwendung und Bedeutung der drei Stichworte aufgrund der Weltkriegserfahrung stark gewandelt. Autorität etwa besaß eine Person in der ersten Jahrhunderthälfte noch aufgrund von Tradition oder sozialer Position.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Autorität dagegen zunehmend problematisiert. Sie musste verstärkt begründet und immer wieder neu legitimiert werden, bevor sie so benannt werden konnte, fand Klammer bei seinen sprachhistorischen Untersuchungen heraus.
Eine noch stärkere Bedeutungsverschiebung erlebte das Adjektiv autoritär, sagt Kristoffer Klammer: „Bis in die 1930er Jahre wird das Wort noch relativ wertneutral, teilweise sogar positiv konnotiert verwendet.“ Mit der Erfahrung der Nazi-Diktatur aber ändert sich das. „Von da an ist autoritär ein negativ konnotiertes Adjektiv, das sich praktisch nicht mehr positiv verwenden lässt.“
In den 1960er Jahren kam dann das Adjektiv antiautoritär auf. Es stammt aus Sozialpsychologie und Pädagogik und wird vor allem im Kontext der Kindererziehung verwendet.
Der Begriff wurde erfolgreich, weil die antiautoritäre Erziehung langlebige autoritäre Strukturen durchbrach und warnte „vor der potenziellen Rückfallanfälligkeit der Gesellschaft für undemokratische politische Systeme“, sagt Kristoffer Klammer.
Auch auf Wikipedia gibt es einen umfangreichen Text mit allerlei Gedanken zum Stichwort Autorität. Kristoffer Klammers Text aber ist methodisch stringenter. Für seine sprachhistorische Untersuchung hat er eine Vielzahl Schriften untersucht: Lexika, Zeitungen, Magazine, Reden, Parlamentsdebatten, Interviews, audiovisuelle Quellen und sogar Blog-Beiträge.
Rund einhundert Artikel sind für das Kompendium „Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen“ geplant. Zum Abschluss des Projektes werden die Texte gedruckt und in fünf Bänden im Schwabe-Verlag erscheinen.
Dreißig Texte wurden online bereits publiziert. Einer dieser Artikel befasst sich mit den Stichworten Autorität, autoritär und antiautoritär. Ein wichtiger Text, da autoritäre Strukturen weltweit wieder zunehmen. Der Historiker Kristoffer Klammer hat ihn verfasst.
Erschütterte Autorität nach dem Zweiten Weltkrieg
Interessanterweise haben sich die Verwendung und Bedeutung der drei Stichworte aufgrund der Weltkriegserfahrung stark gewandelt. Autorität etwa besaß eine Person in der ersten Jahrhunderthälfte noch aufgrund von Tradition oder sozialer Position.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Autorität dagegen zunehmend problematisiert. Sie musste verstärkt begründet und immer wieder neu legitimiert werden, bevor sie so benannt werden konnte, fand Klammer bei seinen sprachhistorischen Untersuchungen heraus.
Autoritär: zunächst neutral, dann durchweg negativ konnotiert
Eine noch stärkere Bedeutungsverschiebung erlebte das Adjektiv autoritär, sagt Kristoffer Klammer: „Bis in die 1930er Jahre wird das Wort noch relativ wertneutral, teilweise sogar positiv konnotiert verwendet.“ Mit der Erfahrung der Nazi-Diktatur aber ändert sich das. „Von da an ist autoritär ein negativ konnotiertes Adjektiv, das sich praktisch nicht mehr positiv verwenden lässt.“
Die antiautoritäre Erziehung der 1960er Jahre
In den 1960er Jahren kam dann das Adjektiv antiautoritär auf. Es stammt aus Sozialpsychologie und Pädagogik und wird vor allem im Kontext der Kindererziehung verwendet.
Der Begriff wurde erfolgreich, weil die antiautoritäre Erziehung langlebige autoritäre Strukturen durchbrach und warnte „vor der potenziellen Rückfallanfälligkeit der Gesellschaft für undemokratische politische Systeme“, sagt Kristoffer Klammer.
Methodische Stringenz statt Wikipedia
Auch auf Wikipedia gibt es einen umfangreichen Text mit allerlei Gedanken zum Stichwort Autorität. Kristoffer Klammers Text aber ist methodisch stringenter. Für seine sprachhistorische Untersuchung hat er eine Vielzahl Schriften untersucht: Lexika, Zeitungen, Magazine, Reden, Parlamentsdebatten, Interviews, audiovisuelle Quellen und sogar Blog-Beiträge.
Rund einhundert Artikel sind für das Kompendium „Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen“ geplant. Zum Abschluss des Projektes werden die Texte gedruckt und in fünf Bänden im Schwabe-Verlag erscheinen.
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