"Kletter-Kirche" in Innsbruck ab Herbst 2026
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Innsbrucks Diözesanbischof Hermann Glettler treibt sein unkonventionelles Projekt, die Kirche Petrus Canisius in der Landeshauptstadt auch für den Kletter- bzw. den Bouldersport zu nutzen, weiter voran. Die Idee dürfe auch österreichweit ausstrahlen, betonte der Bischof am Montag vor Journalisten. Keinesfalls solle damit aber eine “Serie von Kirchenraum-Umwidmungen beginnen”, bremste Glettler und nannte das Projekt, das bis Herbst 2026 verwirklicht sein soll, “eine Ausnahme”.
Dass man an diesem Ort “eine Kooperation” mit einem Vorarlberger Boulderhallen-Spezialisten eingegangen sei, sei jedenfalls “ein Glücksfall”, strich der Bischof heraus. Zudem habe man im Zuge eines ausgelobten Ideenwettbewerbes auch Architekten gefunden, die einen “überaus sensiblen Eingriff in den Kirchenraum vornehmen und die Atmosphäre damit erhalten”, so Gletter bei dem Pressegespräch.
Über solche Eingriffe ließe sich aber ohnehin nur bei “Kirchen der Nachkriegszeit” nachdenken, sagte Glettler weiters, der vor allem “gotische und barocke Kirchen” von diesen Zugriffen unangetastet sehen wollte. Klar sei jedoch, dass die “Kletter-Kirche” in Innsbruck Anstöße geben könne, in der Diözese und bundesweit über etwaige neuartige Nutzungen von sonstigen Kirchenräumen nachzudenken, auch angesichts der schwindenden Zahl der aktiven Katholiken und Messebesuchern, wie es etwa in Petrus Canisius der Fall gewesen sei und nach wie vor ist.
Baubeginn Frühjahr 2026, Pfarrleben “übersiedelt”
Gletter hatte das völlig neue Nutzungskonzept erstmals im September 2024 öffentlich ventiliert. Nunmehr müsse zuerst der Kirchenraum im ersten Stock “profanisiert werden”, benannte Gletter am Montag einen aus Sicht der Kirche wichtigen Schritt, der jetzt anstehe. Künftig solle es sonntags “spirituelle Angebote” und zum Teil auch Gottesdienste geben, das pfarrliche Leben aber verstärkt in der nahe gelegenen Pfarrkirche “Guter Hirte” und im Erdgeschoß von Petrus Canisius stattfinden. In einstigen Sakralraum soll ein “Ort der Gastfreundschaft entstehen”.
Der Boulder-Unternehmer Guntram Mattle stellte schließlich den Zeitplan für das Kletterhallen-Konzept vor: “In dieser Woche werden die Pläne eingereicht, im späten Frühjahr der Baubeginn und bis spätestens November 2026 alles fertiggestellt sein.” Ebenjener Unternehmer wird die Boulderhalle für 100 bis 150 Personen im Kirchenraum sowie eine Gastronomie mit rund 100 Plätzen – 50 davon in einem Gastgarten – betreiben. Für all das würde sich der architektonische Sakralbau des Architekten Horst Parson – der von 1968 bis 1972 errichtet wurde – sehr gut eignen, sagte Glettler dazu. Bei der Kirche im Stadtteil Höttinger Au handelt es sich um einen flach gedeckten, turmlosen Zentralbau über einem quadratischen Grundriss.
Boulder-Unternehmer sah “Vorzeigeprojekt”
Jedenfalls sei “der Funke geflogen”, als man einst ins Gespräch kam, erklärte Unternehmer Mattle. Das Projekt sei “eine super Sache geworden” und sehe beispielsweise vor, dass die Kletterwände regelrecht “im Raum schweben”. Man schaffe ein “Vorzeigeprojekt”, das sowohl für die “Boulder-Community” als auch für die Stadt Innsbruck wichtig sei.
Dem Projekt, dank dem im einstigen Sakralraum ab Herbst 2026 gebouldert werden darf, liegt ein Entwurf der Architektin Judith Widauer zugrunde. Der Entwurf hatte die Ausschreibung für die Gestaltung des Raums im April dieses Jahres gewonnen. Wichtig sei ihr, dass das “diffuse Licht im Raum wie bisher bleibt”, erklärte Widauer. Zudem müsse der “Altar geschützt sein”. Darüber hinaus würden sich die Kletterwände rund 30 Zentimeter über dem Boden befinden, damit im Raum “alles durchfließen kann.”
Diözesankonservator will nicht “maximalen Profit”
Das entspreche auch dem Zugang der Diözese, was das Thema “Verantwortung für Gebäude und Verantwortung für gesellschaftliche Entwicklungen” betreffe, führte schließlich Diözesankonservator Stefan Schöch aus. Man müsse sich schlicht die Frage stellen, wie man “Kirche weiter in Richtung Zukunft tragen kann” und wie Räume bleiben könnten, die sonst auch finanziell nur schwer zu erhalten seien. “Es geht aber nicht um maximalen Profit”, stellte Schöch diesbezüglich klar.
(APA)




