2002: Interview mit Reinhard Mey

2002: Interview mit Reinhard Mey

Update: 2021-02-05
Share

Description

"Ich habe Glück gehabt mit meiner aller ersten französischen Schallplatte" - Reinhard Mey erinnert sich an seinen ersten Schallplatten-Preis in FrankreichFür "Die Zeit" vom 14.6.1985 war er "ein Sänger, der jedes bürgerliche Bedürfnis befriedigt" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 28.10.1998 nannte ihn einen "Mikrokosmonauten der kleinen Alltagsdinge". Seit etwa 60 Jahren steht Reinhard Mey auf der Bühne und während dieser Zeit hat er die deutsche Liedermacherszene entscheidend mitgeprägt.

Die erste Gitarre

Zur Welt kam Reinhard Mey am 21.12.1942 in Berlin als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Lehrerin. Er wuchs in wohlbehüteten Verhältnissen auf und machte sein Abitur im Jahr 1963. Danach folgten eine Lehre als Industriekaufmann und ein Studium der Betriebswirtschaft. Doch schon in frühen Jahren galt sein Interesse vor allem der Musik. Nach eigenen Angaben, hat er mit vierzehn Jahren seine erste Gitarre bekommen und dieses Instrument begleitet ihn bis heute. Seine ersten Soloauftritte sollen noch im Gymnasium stattgefunden haben, doch der tabellarische Lebenslauf von Renhard Mey auf seiner Internetseite bestätigt diese Begebenheit allerdings nicht (reinhard-mey.de). Mit zwanzig Jahren vertonte Reinhard Mey die Balladen von François Villon und Gedichte von Georg von der Vring - doch das war nur der Einstieg. Bald darauf erschien sein erstes Chanson "Ich wollte wie Orpheus singen" (1964), dem ebenfalls ein Debüt beim 1. "Chanson Folklore International" im gleichen Jahr folgte. Beim Chansonfestival im belgischen Knokke (1967) sang er für Deutschland und bekam anschließend einen Plattenvertrag in Frankreich. Die Kariere von Reinhard Mey sollte nun endgültig beginnen.

Gut beschäftigt

Die schon zitierte "Die Zeit" vom 14.6.85 konstatierte unter anderem auch: "Reinhard Mey ist Ende der sechziger Jahre der erste Liedermacher gewesen; der Begriff entstand mit seiner Karriere." Und diese nahm ihren Lauf zunächst in Frankreich. Unter seinem Künstlernamen "Frédérik" feierte er dort große Erfolge und für seine erste Platte "Frédérik Mey, Volume 1" wurde er als erster Ausländer mit dem "Prix International" der "Académie de la Chanson Française" ausgezeichnet - eine weitere Auszeichnung mit diesem Preis sollte 1984 folgen. Auch in Deutschland gewann Reinhard Mey zunehmend an Popularität. Es folgten nun Platten für den deutschen Markt und bereits im Jahr 1971 erhielt er für die drei ersten Alben seine erste Goldene Schallplatte und wurde bald ebenfalls mit der Goldenen Europa der Europawelle Saar ausgezeichnet - wohl nicht das letzte Mal. Im gleichen Jahr ging Reinhard Mey auf eine Deutschland-Tournee und feierte mit ihr einen großen Erfolg. Im Laufe der Jahre absolvierte der Musiker zahlreiche weitere Tourneen, die meist komplett ausverkauft waren. Mit erstaunlicher Regelmäßigkeit erschienen die LP's von Reinhard Mey - jedes Jahr mindestens eine - und dieser Rhythmus scheint bis heute anzuhalten. Denn nach eigenen Angaben nahm er 2019 in einem Studio in Berlin Material für das 2020-er Doppel-Album "Das Haus an der Ampel" auf. Viele von den im Laufe der Jahre veröffentlichten Platten wurden auch "vergoldet". In dieser Zeit entstand ebenfalls ein Lied, das mit ihm besonders eng verbunden wird: der Ohrwurm "Über den Wolken", den bis heute ganze Generationen mitsingen können. Doch Reinhard Mey stand nicht nur auf der Bühne mit der Gitarre.

Kein unbeschriebenes Blatt auf der Mattscheibe

Ebenfalls das Fernsehen wollte in seinem Programm an der Popularität von Reinhard Mey partizipieren. Bereits 1972 gab es beim ZDF die "Reinhard-Mey-Show", ein Jahr danach stellte er in einer Fernsehreihe bekannte und unbekannte Liedermacher vor. Den Titel "Zwei Herren im Dreiviertelfrack" erhielt eine Gemeinschaftssendung mit dem belgischen Sänger Salvatore Adamo. Seine eigene Show "Ich hab' dich lieb" entstand im Jahr 1982 beim ZDF. Immer wieder war er bei den beliebten "Montagsmalern" des SWF zu sehen. Es erschien ebenfalls eine Biographie von Reinhard Mey. Der Liedermacher wurde allerdings nicht nur mit "Goldenen Schallplatten" ausgezeichnet. So ist er unter anderem Träger des "Bundesverdienstkreuzes", der ihm 1984 verliehen wurde, seit 1987 Träger des Verdienstordens des Landes Berlin, ebenfalls wurde er mit dem "Deutschen Schallplattenpreis Echo" für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Dagegen eine Nominierung für den Musikpreis "Echo" Pop in der Kategorie "Schlager" wies er zurück. Vielmehr schlug er vor, eine neue Preiskategorie "Chanson" einzuführen. "Der Spiegel" vom 8.2.1999 zitiert Reinhard Mey's Begründung in diesem Zusammenhang mit folgenden Worten: "Ein Schlager ist nur gut, wenn er sich gut verkauft. Ein Chanson kann ein Meisterwerk sein, auch wenn es nur drei Kunden findet." Bereits die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 28.10.98 stellte unter anderem fest: "Aus den Essenzen des Unscheinbaren bastelte Mey über die Jahre ein Gesamtkunstwerk". Aus der deutschen Liedermacherszene ist er nicht weg zu denken.

Im Mai 2002 Sprach DW-Redakteur Jürgen Brendel mit Reinhard Mey über seinen musikalischen Weg.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Uta Hardes-Schmeißer
Comments 
00:00
00:00
x

0.5x

0.8x

1.0x

1.25x

1.5x

2.0x

3.0x

Sleep Timer

Off

End of Episode

5 Minutes

10 Minutes

15 Minutes

30 Minutes

45 Minutes

60 Minutes

120 Minutes

2002: Interview mit Reinhard Mey

2002: Interview mit Reinhard Mey

DW.COM | Deutsche Welle