DiscoverGin And TalkCaro Matzko über Familie, Trauma und Radikalisierung
Caro Matzko über Familie, Trauma und Radikalisierung

Caro Matzko über Familie, Trauma und Radikalisierung

Update: 2025-10-30
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Wenn die Vergangenheit nicht vergeht

Die Journalistin, Autorin und Moderatorin Caro Matzko beschreibt in ihrem Buch "Alte Wut" ein Gefühl, das nicht laut, aber tief verankert ist: ein Erbe jener Generation, die mit Verlust, Entwurzelung und dem Schweigen lebte. Es ist eine Wut, die selten benannt wird, aber weiterwirkt – als latente Spannung in Familien, als diffuse Unruhe im gesellschaftlichen Miteinander. Ihr Vater, geboren in Ostpreußen, verlor im Krieg alles. Der emotionale Nachhall dieser Erfahrung reichte bis in Matzkos eigene Biografie – geprägt von Essstörungen, Überforderung und der Suche nach Stabilität. Erst durch eine intensive Traumatherapie wurde ihr bewusst, wie eng ihre eigene Lebensgeschichte mit der ihres Vaters verwoben war – und wie sehr sich politische Haltungen aus emotionalen Altlasten speisen können.


Die gesellschaftliche Dimension wird dort sichtbar, wo persönliche Verlusterfahrungen auf politische Ohnmacht treffen – etwa in Ostdeutschland nach der Wende. Matzko kritisiert, dass westdeutsche Überheblichkeit vielen ostdeutschen Biografien ihren Wert abgesprochen habe. „Damit haben wir jemanden zum Niemand gemacht“, sagt sie – ein Gefühl, das anfällig mache für autoritäre Verlockungen. Wo sich Menschen nicht gesehen fühlen, greift das Bedürfnis nach Zugehörigkeit – selbst, wenn es in den radikalisierten Raum führt. Die AfD bietet einfache Erklärungen für komplexe Ängste: überfremdete Heimat, abgehängte Regionen, verlorene Kontrolle. Doch die Ursache sitzt tiefer – im Erleben eines Identitätsbruchs, der nie aufgearbeitet wurde.


Matzko beschreibt ihren persönlichen Weg zur Aufarbeitung als schmerzhaft, aber heilsam – und ermutigt dazu, unbequemen Fragen nicht auszuweichen. „Wenn ihr das Gefühl habt, etwas tun zu müssen – dann macht es“, sagt sie. Man müsse nicht alles analytisch durchdringen, aber beginnen – mit einer Reise, einem Gespräch, einer Konfrontation. Und man müsse lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Denn Wut, so Matzko, ist oft nur die Oberfläche. Darunter liegt die Angst, nicht mehr mitzukommen. Und der Wunsch, in einer komplexen Welt wieder handlungsfähig zu werden.


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