Wolfgang Thierse über Populismus, Pluralität und Zuversicht
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Wolfgang Thierse warnt eindringlich vor der Erosion demokratischer Kultur. Die Gleichzeitigkeit globaler Krisen – Krieg, Migration, Klimawandel, technologische Umbrüche – überfordert viele Menschen, sagt er. Daraus erwachse eine gefährliche Sehnsucht nach einfachen Antworten und autoritären Lösungen. Doch Demokratie sei kein Versprechen auf schnelle Beruhigung, sondern eine Einladung zur Beteiligung. Sie verlangt Geduld, Streit und die Bereitschaft, Ambivalenz auszuhalten. „Politik kann Probleme nicht so schnell lösen, wie es sich eine verängstigte Menschheit wünscht“, sagt Thierse. Aber sie muss es versuchen – offen, redlich und ohne falsche Heilsversprechen.
Besonders kritisch sieht Thierse die Rolle sozialer Netzwerke. Sie beförderten eine gespaltene Wirklichkeitswahrnehmung und zersetzten das Fundament gemeinsamer Debatte. Wenn öffentliche Räume nur noch zur Empörungsproduktion oder zur Selbstvermarktung genutzt würden, verliere die Demokratie ihre Verbindlichkeit. „Die AfD missbraucht das Parlament, um Clips für soziale Medien zu produzieren“, sagt Thierse – und stellt damit die Frage nach dem Ernst, mit dem politische Auseinandersetzungen noch geführt werden. Gleichzeitig warnt er davor, jene Bürger vorschnell abzuschreiben, die sich von der Politik nicht mehr gehört fühlen. Demokratische Überzeugung brauche Gespräch – auch mit denen, die zweifeln.
Im Zentrum steht für Thierse nicht Optimismus, sondern Zuversicht. Sie sei „eine Haltung, die das Richtige tut, auch wenn es mühsam ist“. Demokratie werde nicht allein von Institutionen verteidigt, sondern vor allem von Bürgerinnen und Bürgern, die sich einmischen, einander zuhören und Verantwortung übernehmen.
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