Ingmar Stadelmann über Höcke, Humor und den Ernst der Lage
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Der Rechtsextremismus tritt heute nicht mehr mit Springerstiefeln und Parolen auf, sondern im Gewand der Bürgerlichkeit – rhetorisch geschickt, medial versiert, scheinbar harmlos. Diese Normalisierung rechter Positionen geschieht nicht plötzlich, sondern schleichend. Was früher als extrem galt, ist heute oft akzeptierter Bestandteil öffentlicher Debatten. Der Kabarettist Ingmar Stadelmann warnt: „Es gibt keinen Schnipsmoment, ab dem Faschismus plötzlich da ist. Es ist ein Prozess.“ Wer ihn ignoriert, läuft Gefahr, seine Gefährlichkeit zu unterschätzen.
Stadelmann beobachtet dabei nicht nur die Verschiebung des Sagbaren, sondern auch das Versagen der demokratischen Parteien, dieser Entwicklung kommunikativ etwas entgegenzusetzen. Während die AfD auf TikTok Reichweitenrekorde erzielt, halten andere Parteien an Kommunikationsformen fest, die längst nicht mehr ausreichen. Besonders im Osten sei die AfD identitätsstiftend geworden – nicht, weil die Menschen per se radikal seien, sondern weil sie sich nicht gesehen fühlen. „Im Osten wurde oft vergessen, unsere eigenen Leute in demokratischen Werten zu bilden“, sagt Stadelmann. Daraus entstehen Lücken, die autoritäre Kräfte füllen.
In seinem aktuellen Bühnenprogramm "Stadelmann liest Höcke" seziert er satirisch und analytisch die Gedankenwelt des thüringischen AfD-Politikers – nicht, um Höcke zu diskreditieren, sondern um die demokratische Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Es ist ein Abend, der mitunter zum Lachen bringt, oft aber auch verstört. Denn wer mit eigenen Ohren hört, was dort tatsächlich geschrieben steht, erkennt schneller, wohin sich der politische Tonfall verschoben hat. Stadelmann sagt: „Ich mache diese Show nicht wegen Höcke – sondern wegen der 70 Prozent, die glauben, dieser Staat sei überfordert.“
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