Interview mit Anja Mikulla: Von der PR-Managerin zur Seniorenassistentin
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Wie mit über 50 eine persönliche Erfahrung zum beruflichen Neuanfang führte.
Wenn die eigene Mutter plötzlich zum Pflegefall wird, verändert das alles. Anja Mikulla erlebte 2018, was es bedeutet, wenn eine Krebsdiagnose das Familienleben auf den Kopf stellt. Doch statt sich nur um die eigene Familie zu kümmern, entdeckte die ehemalige PR-Managerin dabei ihre Berufung: Sie wurde 2022 zertifizierte Seniorenassistentin und begleitet heute Menschen dabei, ihren Alltag aktiv, würdevoll und mit Freude zu gestalten.
Ihr Weg zur Seniorenassistenz begann mit einer „Granny Gang" – einer privaten Initiative, bei der sie alleinstehende ältere Damen zum gemeinsamen Essen zusammenbrachte. Diese Erfahrung zeigte ihr, welchen enormen Unterschied menschliche Nähe und soziale Teilhabe im Leben hochaltriger Menschen machen können.
Als Referentin bei der Initiative „Gesundheitsstadt Berlin" bringt die 56-Jährige heute ihre Expertise zum Thema alternde Gesellschaft ein. Im Gespräch mit Claudia Mattheis erklärt sie, was Seniorenassistenz konkret bedeutet, wie die Ausbildung abläuft und warum diese Arbeit weit mehr ist als „nur Kaffeetrinken und Plaudern".
Die wichtigsten 5 Erkenntnisse aus dem Interview
Seniorenassistenz schließt eine wichtige Lücke: Zwischen Haushaltshilfe und professioneller Pflege gibt es einen Bereich, den qualifizierte Alltagsbegleiter abdecken.
Einsamkeit ist ein unterschätztes Gesundheitsrisiko: Regelmäßige soziale Kontakte lassen hochaltrige Menschen wieder aufblühen und haben präventiven Charakter.
Angehörige werden massiv entlastet: Seniorenassistenten sind oft der „verlängerte Arm" der Familie und schaffen Vertrauen durch professionelle Begleitung.
Die Ausbildung ist praxisnah: Von Demenzpartner-Schulung bis Biografiearbeit werden konkrete Fähigkeiten für den Umgang mit hochaltrigen Menschen vermittelt.
Es ist eine sinnvolle Zweitkarriere: Menschen ab 50 können ihre Lebenserfahrung einbringen und gleichzeitig einen gesellschaftlich wichtigen Beitrag leisten.
Warum wir Anja Mikulla eingeladen haben
Weil sie zeigt, dass berufliche Neuorientierung auch mit über 50 noch möglich und bereichernd ist. Weil sie aus persönlicher Betroffenheit heraus eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe übernommen hat. Und weil sie beweist, dass Seniorenassistenz weit mehr ist als ein „netter Service“, sondern ein professioneller Beitrag zur Gesundheitsvorsorge im Alter.