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Studie: Berichte über Armut oft polarisierend

Studie: Berichte über Armut oft polarisierend

Update: 2025-11-24
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Über Armut wird medial verstärkt dann berichtet, wenn sich damit emotionalisieren oder polarisieren lässt. Zu diesem Schluss kommt eine Medienanalyse des Instituts “Media Affairs”. Über verschiedene Gruppen von Armutsbetroffenen wie Obdachlose oder Migranten werde demnach öfter berichtet als über Armut bei älteren Menschen, Menschen mit chronischer Krankheit oder sogenannte Working Poor. Selbst kämen die Betroffenen dabei nur selten zu Wort.





Für die Studie im Auftrag der Hilfsorganisation LebensGroß, der Armutskonferenz und der Arbeiterkammer wurden die Printausgaben von “Krone”, “Heute”, “Österreich”, “Kurier”, “Standard”, “Presse” und “Kleine Zeitung” aus dem Jahr 2024 analysiert. In nur acht Prozent der Berichte kamen die Armutsbetroffenen selbst zu Wort. Große Unterschiede gebe es nach Art der Zeitung: Während Boulevardmedien besonders oft das individuelle Schicksal, das Mitleid, aber auch ein Neid-Narrativ hervorstrichen bzw. bedienten, setzten sich die Qualitätsblätter “Standard” und “Presse” am häufigsten mit strukturellen Gründen der Armut sowie intersektionaler Diskriminierung auseinander.



“Armut ist aber nicht immer so sichtbar”, erklärte Studienautorin Maria Pernegger bei der Präsentation am Montag. “Wenn sie weniger polarisiert, wenn sie weniger Extreme zeigt, aber dafür eher im Stillen, im schambehafteten Bereich ist, dann ist Armut ganz oft unsichtbar.” Als Beispiele nannte Pernegger die Working Poor (also Menschen, die trotz Arbeit nicht über die Runden kommen; Anm.), Kinderarmut oder Armut bei älteren Personen. Dabei hätten diese Gruppen einen wesentlich größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung. Insgesamt seien rund 14 Prozent der Bevölkerung in Österreich laut Statistik Austria armutsgefährdet.



Einzelfälle, um Neiddebatte zu schüren



Häufig würde Armut im Vorfeld von Weihnachten, verbunden mit Spendenaufrufen, oder im Zusammenhang mit der Sozialhilfe aufgebracht. Pernegger erinnert hier an den Fall einer syrischen Großfamilie, die eine vergleichsweise hohe Summe an Sozialhilfe erhielt. “Das sind Einzelfälle, die aufgegriffen werden, (…) um zu zeigen, ‘dieses Sozialsystem funktioniert eigentlich nicht’. Auch um eine Neiddebatte zu schüren”.



Wenn über armutsbetroffene Asylbewerber oder Arbeitslose mit Migrationsbiografie berichtet werde, sei die Darstellung zudem oft negativ und die Dargestellten würden als “undeserving”, also “keine Hilfe oder Mitleid verdienend” gezeichnet. Nicht nur in Medien, auch in der politischen Debatte sei dies zu beobachten. Martin Schenk von der Armutskonferenz sieht bei Neiddebatten auch politisches Kalkül. Es gebe oft die Erzählung: “Wenn andere, meist Ärmere, weniger bekommen, dann bekomme ich mehr.” Dies sei aber eine “Lüge”, um Menschen mit ähnlichen Interessen zu spalten. “Das ist wie bei Trickdieben, (…) einer muss ablenken, damit dir der andere die Geldtasche aus dem Sack ziehen kann”, so Schenk, der vor allem die Bundesländer in einem “Wettlauf” sieht, “wer am widerlichsten zu den Ärmsten ist.”



Neiddebatten würden besonders vor Wahlen angezettelt, sagte Norman Wagner von der Arbeiterkammer Wien. Es brauche dagegen einen “faktenbasierten Journalismus, (…) der sensibel gegenüber der Lebenslage der Betroffenen” ist. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen schaffen, um “einen guten Journalismus zu fördern”. Es gebe hier auch positive Beispiele, so Susanne Maurer-Aldrian von LebensGroß. Als Beispiel nennt sie die Berichterstattung über Menschen mit Behinderung, hier habe sich in den vergangenen Jahren “tatsächlich einiges getan”.



(APA)

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