Urlaub für Alle!
Description
Eine Milliarde Überstunden jährlich in Deutschland – die Hälfte davon unbezahlt. Während Unternehmerverbände nach längeren Arbeitszeiten rufen, kämpfen Millionen Deutsche ums nackte Überleben: Sie verzichten auf Mahlzeiten, damit ihre Kinder essen können. Gleichzeitig subventioniert jeder Bundesbürger die Luftfahrtindustrie mit über 100 Euro pro Jahr, während Bahnfahrten zum Luxus werden.
Doch woher kommt eigentlich unser Konzept von Urlaub? Das mittelhochdeutsche „Urloup“ bedeutete ursprünglich „Erlaubnis wegzugehen“ – ein Begriff aus militärischen Hierarchien, der die Unfreiheit bereits in sich trägt. Was heute selbstverständlich scheint, musste hart erkämpft werden: von der Gewerkschaftsbewegung gegen die Fabrikherren der Industrialisierung, später instrumentalisiert von den Nazis mit „Kraft durch Freude“, schließlich demokratisiert im Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit.
Heute erzeugt der Tourismus 8,8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen – mehr als ganze Volkswirtschaften. Der Iran führt überraschend die globale Urlaubsstatistik mit 53 Tagen an, während die USA als einziges entwickeltes Land null gesetzliche Urlaubstage garantieren. In diesem Urlaubsspecial analysieren Patrick und Jens die Kulturgeschichte der Erholung: von römischen Feriae über skandinavisches Jedermannsrecht bis zu französischen Grand Vacances – und warum Urlaub immer eine Frage von Macht, Klasse und Kontrolle war.
Themen
- Kulturhistorie des Urlaubs: Vom mittelalterlichen „Urloup“ zur modernen Urlaubsgesellschaft
- Globale Urlaubsstatistiken: Iran führend mit 53 Tagen, USA ohne gesetzlichen Anspruch
- Industrialisierung und Arbeiterbewegung: Der Kampf um Freizeit und Erholung
- Nationalsozialismus: „Kraft durch Freude“ als Instrument der Sozialtechnik
- Massentourismus und Umweltauswirkungen: 8,8% der weltweiten CO2-Emissionen
- Klassenfragen beim Urlaub: Wer kann sich welche Form der Erholung leisten?
- Internationale Urlaubskulturen: Französische Grand Vacances, japanische Golden Week
- Skandinavisches Jedermannsrecht: Freier Zugang zur Natur als Demokratisierung der Erholung
- Aktuelle Bedrohungen: Arbeitszeitschutzgesetz und neoliberale Angriffe auf Urlaubsrechte
Erwähnte Personen & Organisationen
- Katharina Reiche: CDU-Politikerin, Forderung nach längeren Arbeitszeiten
- Johann Wolfgang von Goethe: Deutscher Dichter, Beispiel für bürgerlichen Bildungsurlaub
- Thomas Cook: Pionier der Pauschalreise (1841)
- Kraft durch Freude: NS-Organisation zur Freizeitgestaltung und Überwachung
- Christopher Clark: Historiker, Autor von „Frühling der Revolution“
- Roger Willemsen: Autor und Publizist, Beispiel für Bildungsreisen
- Harald Juhnke: Entertainer, Zitat „Keine Termine und leicht einen sitzen“
Begriffe
- Urloup (mittelhochdeutsch): Ursprünglicher Begriff für „Erlaubnis wegzugehen“, militärischen Ursprungs
- Feriae: Strukturierte Freizeit in der römischen Antike entlang religiöser Feiertage
- Otium: Römisches Konzept der Muße als Gegenpol zum Negotium (Geschäft)
- Sommerfrische: Aufenthalte des Bürgertums in ländlichen Gebieten zur Gesundung
- Grand Vacances: 8-9 wöchige französische Sommerferien als kulturelle Institution
- Golden Week: Japanische Urlaubszeit mit bis zu 10 zusammenhängenden freien Tagen
- Allemannsretten/Jedermannsrecht: Nordisches Prinzip des freien Zugangs zur Natur
- Workation: Selbstausbeutung im Urlaub durch Arbeit am anderen Ort
- Cool-cations: Neue Tourismusform zu kühleren Orten wegen Klimawandel
Weiterführende Quellen
- Geschichte des Tourismus (Wikipedia)
- Deutsche Arbeiterbewegung
- Jedermannsrecht in Skandinavien
- Tourismus und Umweltauswirkungen
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