Wo sind unsere dritten Orte!?
Description
1600 öffentliche Schwimmbäder sind seit 1990 in Deutschland verschwunden. 25% aller Grundschulen haben keinen Zugang mehr zu Schwimmbädern. Fast 500 Bibliotheksstandorte wurden geschlossen. Die Zahlen sprechen eine erschreckend deutliche Sprache: Unsere dritten Orte sterben.
Was sind dritte Orte? Neben Zuhause (erster Ort) und Arbeitsplatz (zweiter Ort) brauchen Menschen Räume für ungezwungene Begegnung – das Wohnzimmer der Gesellschaft. Doch während die neoliberale Wende seit den 1980ern alles der Verwertungslogik unterwirft, verschwinden genau diese Räume. Wo sollen sich Jugendliche treffen, die kein Geld haben? Wo können verschiedene Schichten aufeinandertreffen? Die Antwort der Politik: Nirgendwo. Stattdessen Hostile Architecture – Metallspikes gegen Obdachlose, segmentierte Bänke, die das Liegen verhindern. Der öffentliche Raum wird zur Konsumzone umfunktioniert.
Der amerikanische Soziologe Ray Oldenburg prägte den Begriff, doch seine Theorie hat blinde Flecken – besonders bei Geschlechtergerechtigkeit. Kritische Stadtforscher wie Henri Lefebvre und David Harvey zeigen: Kapital hat kein Interesse daran, Städte für Menschen zu bauen, nur für Profit. Das Recht auf Stadt wird zur Ware.
Patrick und Jens analysieren, warum Einsamkeit zur Epidemie wird, wie Gentrifizierung funktioniert und was wir tun können, um unsere Gemeinschaftsräume zurückzuerobern.
Themen
- Third Places: Definition und Charakteristika nach Ray Oldenburg
- Neoliberale Zerstörung öffentlicher Infrastruktur seit den 1980ern
- Feministische und kapitalismuskritische Einordnung von Oldenburgs Theorie
- Right to the City-Bewegung (Henri Lefebvre, David Harvey)
- Kommerzialisierung des Sozialen und Branded Third Places
- Hostile Architecture: Menschenfeindliche Stadtplanung
- Gentrifizierung und soziale Segregation
- Auswirkungen: Einsamkeit, Polarisierung, Verlust von Zivilgesellschaft
- Lösungsansätze: Vereinswesen, Community-Initiativen, politisches Engagement
Erwähnte Personen & Organisationen
- Ray Oldenburg: US-amerikanischer Soziologe, prägte den Begriff „Third Places“ 1989
- Henri Lefebvre: Französischer Soziologe, entwickelte 1968 die „Right to the City“-Theorie
- David Harvey: Britisch-amerikanischer Geograf, erweiterte Lefebvres Ansatz um Kapitalismuskritik
- Erich Fromm: Psychoanalytiker der Frankfurter Schule, Entfremdungstheorie
- Ulrich Lilie: Präsident der Diakonie Deutschland
- Margaret Thatcher: Britische Premierministerin, neoliberale Ideologin
- Ronald Reagan: US-Präsident, Verfechter des Neoliberalismus
- Helmut Kohl: Deutscher Bundeskanzler, führte neoliberale Politik in Deutschland ein
- Christian Lindner: FDP-Vorsitzender, Kritiker der „Gratis-Mentalität“
- Thilo Sarrazin: Ehemaliger Berliner Finanzsenator, neoliberaler Hardliner
Begriffe
- Third Places: Informelle öffentliche Räume jenseits von Zuhause und Arbeitsplatz für ungezwungene soziale Begegnung
- Hostile Architecture: Menschenfeindliche Architektur zur Verdrängung unerwünschter Personen aus öffentlichen Räumen
- Right to the City: Konzept des Rechts aller Stadtbewohner auf Teilhabe an der Gestaltung urbaner Räume
- Gentrifizierung: Aufwertung von Stadtteilen mit Verdrängung einkommensschwacher Bewohner
- Branded Third Places: Kommerzialisierte „dritte Orte“ wie Starbucks als Marketing-Strategie
- Anti-Homeless-Spikes: Metallspitzen im öffentlichen Raum zur Verhinderung des Verweilens
- Austeritätspolitik: Sparpolitik mit Kürzungen öffentlicher Ausgaben
- Sumis: Jugendliche, die während Corona sozialisiert wurden
Weiterführende Quellen
- Ray Oldenburg: „The Great Good Place“ (1989)
- David Harvey: „Rebel Cities: From the Right to the City to the Urban Revolution“
- Henri Lefebvre: „The Right to the City“ (1968)
- Bundeszentrale für politische Bildung: Gentrifizierung
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