DiscoverF.A.Z. Künstliche Intelligenz„KI-Markt für Musik wird explodieren“
„KI-Markt für Musik wird explodieren“

„KI-Markt für Musik wird explodieren“

Update: 2024-03-06
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F.A.Z. Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz wird auch für die Musikbranche zum Gamechanger: Einerseits ein hilfreiches Instrument, andererseits aber auch eine Bedrohung, die viele Musiker aus dem Geschäft drängen könnte, erläutern Götz von Sydow, Musiker, Komponist und Manager der Band PUR, sowie Matthias Hornschuh, Filmkomponist, GEMA-Aufsichtsratsmitglied und Sprecher der Kreativen in der Initiative Urheberrecht, im KI-Podcast der F.A.Z.
Zum Beispiel sei KI „wirklich toll im Stimme isolieren. Die Bänder von Abenteuerland – dem größten Hit von PUR – hat keiner mehr. […] Wir brauchten aber die Stimme daraus. Und KI sei Dank, kriegt man die aus dem kompletten Mix raus“, erzählt von Sydow. Die Qualität der mit KI komponierten Musiktiteln sehen von Sydow und Hornschuh aber eher kritisch: „Die Aufgabe eines Komponisten ist ja gerade, Dinge neu zu konstruieren und zusammenzubringen, die eine auf Statistik und Vergangenheitsdaten beruhende KI nicht leisten kann“. Laut von Sydow fehle ihr außerdem die Haltung eines Künstlers, die sich Menschen erst über ihren Lebensweg aneignen, wie Lewis Capaldi, der seit seinem zwölften Lebensjahr in Pubs auftritt und mittlerweile zum Superstar wurde. „KI tritt nicht in Pubs auf“, so von Sydow.
Für die Musikbranche kommt die KI-Disruption aus Sicht von Hornschuh und von Sydow zu einem schwierigen Zeitpunkt. Erst vor wenigen Jahren haben sich durch das Aufkommen der Streamingdienste die Einnahmequellen der Musiker drastisch verändert und viele Existenzen sind bedroht. „Im Moment lauern für uns Musiker hinter jedem Busch Tiger“, so von Sydow. „Es gibt eine Studie der GEMA und der französischen SACEM, dass der Markt für KI in der Musik in fünf Jahren auf drei Milliarden Euro weltweit explodieren wird“, berichtet Hornschuh.
Eine weitere Herausforderung ist der so genannte Model Collapse, wenn KI von synthetisch generierter Musik lernt. Für die Digital Single Market Richtlinie der EU, die in eineinhalb Jahren evaluiert werden soll, sagt Hornschuh deshalb: „Wir werden alle Kraft reinsetzen, die Inputebene (also Scraping und Training) zu monetarisieren.“ Deutlich komplizierter sei es, Musikerinnen und Musiker am Output von KI-Modellen zu beteiligen – doch auch dafür sollen Vorschläge vorgelegt werden. Hintergrundmusik, zum Beispiel in Supermärkten, werde dann von der KI erzeugt – mit der Folge, dann die GEMA-Gebühren, die für viele Künstler einen wichtigen Teil ihres Einkommens darstellten, wegfallen könnten. Die Urheberrechtsfrage rund um KI-generierte Musik sei noch nicht abschließend geklärt.
Die Folge ist Teil unseres Podcasts „Künstliche Intelligenz“. Er geht den Fragen nach, was KI kann, wo sie angewendet wird, was sie bereits verändert hat und welchen Beitrag sie in der Zukunft leisten kann. Hosts des Podcasts sind Peter Buxmann, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der TU Darmstadt, und D:ECONOMY-Redaktionsleiter Holger Schmidt. Die Podcast-Folgen erscheinen jeweils am ersten Mittwoch im Monat.


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