<figure style="float: left; margin: 0 5px 5px 0;"><figcaption class="copyright" style="display: none;">© Frank Wiesen</figcaption></figure>

Haben Sie Feinde? – Gut, wir alle haben in unserem näheren und weiteren Umfeld immer wieder mal mit Menschen zu tun, die uns nicht wirklich sympathisch sind. Aber ich frage noch einmal: Haben Sie Feinde?

Mit einem Feind konfrontiert zu werden, ist eine Grenzerfahrung, die ich keinem von uns wünsche. Und doch kommt es vor. Mancher Streit unter Nachbarn, mancher Rosenkrieg unter Eheleuten, manches Mobbing unter Schülern oder am Arbeitsplatz kann so eskalieren, dass sie irgendwann merken: Hier helfen keine guten Worte mehr. Ich habe einen Feind, der mir schaden will. Ich fühle mich zornig, ausgeliefert und hilflos zugleich. Und ich spüre, nun werde ich ernsthaft bedroht.

„Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.“

So lautet ein Vers in einem der berühmtesten Lieder der Bibel, dem 23. Psalm. Das Bild, das da besungen wird, finde ich so atemberaubend und schön, dass ich es mir ausmalen möchte:

Direkt vor mir stehen meine Feinde, sie legen schon auf mich an, sie wollen mir Böses. Und Gott? Er stellt einen Tisch vor mich hin, rückt meinen Stuhl zurecht, bittet mich, Platz zu nehmen. Dann breitet er eine weiße Tischdecke aus, stellt Kerzen darauf und serviert mir zunächst einen kleinen Gruß aus der Küche, das „Amuse-Gueule“.

Vor dem Menü tritt Gott hinter mich und beginnt eine sanfte Kopfmassage mit teurem Salböl. Dann entkorkt Gott eine 20 Jahre gereifte Flasche edlen Chianti Classico aus der Toskana und füllt mein Glas bis zum Rand. Und ich sitze an diesem Tisch, genieße den Wein und schaue dabei immer noch in die Mündungen der Gewehre, die meine Feinde auf mich gerichtet haben. Und Gott lächelt mich an, schenkt noch etwas Wein nach und sagt: „Wohl bekomm‘s!“

Der Song zum Impuls

Autor: Martin Buchholz

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