„Das Summen“
Description
<figcaption class="copyright" style="display: none;">© Frank Wiesen</figcaption></figure>Am Tag danach war das Ganze Stadtgespräch und in aller Munde. Die Leute standen an den Häuserecken, am Bahnhof und beim Supermarkt, Wildfremde redeten plötzlich miteinander, gestikulierten und schüttelten ungläubig die Köpfe.
Doch ausnahmsweise war es mal keine Empörung über irgendeinen Skandal, was sie derart beschäftigte. Ein Lächeln lag auf den erstaunten Gesichtern, und alle waren sich einig: Etwas so Seltsames hatten sie hier in ihrem Ort noch nie erlebt. Doch wie es begonnen hatte, darüber gingen die Meinungen weit auseinander:
Der Bäcker meinte, es sei sein gut gelaunter Lehrling gewesen, gestern Morgen um vier; mit den Händen im Brotteig.
Der Busfahrer schwor Stein und Bein, die Kinder hätten damit angefangen, kurz bevor sie an der Schule ausstiegen.
Eine ältere Dame meinte, sie habe aus dem Fenster geschaut und die lachenden Männer von der Müllabfuhr gesehen; ganz klar, bei denen sei es losgegangen.
Irgendwie glaubte schließlich jeder, es zuerst gehört zu haben; doch viel erstaunlicher war: Irgendwann hörten es alle!
Das Summen der Stimmen verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Und schon bald klang die ganze Stadt wie ein stimmgewaltiger Bienenkorb, es klang nach „Exsultate, jubilate“, wie ein Regen aus buntem Konfetti, wie Händels großes Hallelujah, wie das Präludium zu „All you need is love“, aber irgendwie noch schöner, noch leichter und beschwingter, es war, als schwebte die ganze Stadt für einige zauberhafte Momente schwerelos auf Wolke sieben …
Und so unverhofft, wie es gekommen war, verschwand es dann auch wieder. Doch alle, die es miterlebt hatten, waren sich am nächsten Tag ganz sicher: Diesen himmlischen Moment würden sie niemals vergessen!
Der Song zum Impuls
Autor: Martin Buchholz
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