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„Hannah Arendt: Denken ist gefährlich“

„Hannah Arendt: Denken ist gefährlich“

Update: 2025-09-18
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„Mein Beruf – wenn man davon überhaupt sprechen kann – ist politische Theorie“


Hannah Arendts Denken war ein tastender Gang ins unbekannte Terrain: Der Dokumentarfilm der US-amerikanischen Regisseure Jeff Bieber und Chana Garzit befreit die deutsch-jüdische Denkerin aus den Ketten des Zeitgeist. Der Abend des 28. Oktober 1964: Günter Gaus interviewt Hannah Arendt für seine Sendung „Zur Person“ - ein Gespräch, das Epoche machen wird. Sie korrigiert ihn von der ersten Frage an. Nein, sie sei keine Philosophin.
 

Der Auftritt ihres Lebens bei Günter Gaus


Der Auftritt ihres Lebens im Fernsehstudio: Eine scharfe, kompromisslose, dabei erkennbar lustvolle Intellektuelle, die das Medium beherrscht; eine Frau, die ihre Intelligenz genussvoll zelebriert, Kettenraucherin wie ein Schlot – eine Erscheinung.
Wer diesen Auftritt sieht, versteht alles – die ungebrochene Faszination, die sie zu Lebzeiten und auf alle Generationen nach ihrem Tod ausübt. Die US-amerikanischen Regisseure Jeff Bieber und Chana Garzit haben Arendt jetzt auf zugängliche und trotzdem anspruchsvolle Weise porträtiert: Mit vielen Original-Bildern und Kommentaren von Wegfährten. 

Hannah Arendts Denken ist heute noch aktuell


Der Film, der jetzt ins Kino kommt und vom SWR koproduziert wurde, zeigt, dass vieles, was Arendt vor 60 oder mehr Jahren gedacht und geschrieben hat, heute ungemein aktuell ist. Hannah Arendt ist vor allem und zuallererst einmal eine Denkerin des Totalitarismus, des Antisemitismus, der Propaganda und der Macht. Sie ist auch eine Denkerin der Revolution und ihrer utopischen Potenziale, eine Denkerin des politischen Möglichkeitssinns. 

Optimismus und Hoffnung überwiegen immer


Und schließlich ist sie natürlich die entscheidende Denkerin des Zivilisationsbruchs, der sich Mitte des 20. Jahrhunderts ereignete und mit dem Namen „Auschwitz" verbunden ist. Dass ihr Denken trotzdem Optimismus und Hoffnung enthält, ist das Erstaunliche angesichts der Erfahrungen, die auch Arendt selbst als Jüdin, als Emigrantin, als Vertriebene, als dann auch in den USA angefeindete unbequeme Denkerin machen musste.

„Der Sinn von Politik ist Freiheit“


„Der Sinn von Politik ist Freiheit" - in diesen Satz goss Arendt einmal die Essenz ihres Denkens. Sie ist eine Denkerin des Offenen und in einem gewissen Sinn auch eine offene Denkerin. Dieser Film erklärt ihre Theorie gut und führt es auf deren zentrale Thesen zurück – und befreit damit Arendt aus dem Ketten des Zeitgeists.

Hannah Arendt hätte sich nicht instrumentalisieren lassen


Denn tatsächlich reduziert man Hannah Arendts Potential, ihre Widerständigkeit und verfälscht ihr Denken, wenn man es auf konsumierbare Statements zurechtstutzt – egal ob sie für Aussagen zur AfD, zu Israel oder zur Ukraine instrumentalisiert wird. Dafür hätte sie sich nie hergegeben. Hannah Arendt war keine einfache Person, aber sie ist sehr leicht zugänglich und hat allen auch heute noch etwas zu sagen. Genau das zeigt dieser Film.

Trailer „Hannah Ahrendt-Denken ist gefährlich“, ab 18.9. im Kino

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