Zonen der Angst“ – Ex-Politiker Michael Roth über den Druck zur Unfehlbarkeit
Update: 2025-09-18
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Gefühle und Politik, wie passt das zusammen? Der Frage geht Ex-Politiker Roth in seinen Memoiren nach. „Zonen der Angst“ hat er sie genannt. Im Titel klingt die große Rolle der Emotionen in Roths Leben an – oder vielmehr, der Versuch, sie zu verdrängen.
Irgendwann ging es dann aber nicht mehr, so beschreibt es Roth gleich zu Beginn von „Zonen der Angst“: Wie er mehr und mehr ein Schatten seiner selbst wurde, nicht mehr funktionierte, auch privat in Freundschaft und Partnerschaft versagte.
Die Ängste und Depressionen, die Roth zu dieser Zeit entwickelte, haben ihre Wurzeln in seiner Kindheit und Jugend, davon ist Roth überzeugt. Er beschreibt ein von Härte und Willkür geprägtes Aufwachsen, in dem für die eigene Vulnerabilität kein Platz war.
Auch mit den Einstieg in die Politik brachte Roth große Anstrengungen auf, um die Fassade aufrecht zu erhalten – auch im Bezug auf Umstände, auf die er selbst gar keinen Einfluss hatte, wie etwa die Alkoholerkrankung seines Vaters oder die Herkunft aus dem Arbeitermilieu. Erfolgreich in der Politik zu sein, ist das Ergebnis von harter PR-Arbeit, so wirkt es in Roths Schilderungen.
Dabei wünsche er sich eigentlich mehr Authentizität und Empathie in der Politik, sagt Roth im Gespräch mit SWR Kultur.
Aus Angst vor Fehltritten, so beschreibt es Roth, würden viele Politiker und Politikerinnen stattdessen in vermeintlich sichere Phrasen verfallen. Social Media mache das Ganze noch schwieriger: Zum einen sei der Druck da, ständig starke, wirkungsvolle Statements zu bringen, gleichzeitig würde alles aber auch für die Ewigkeit konserviert.
Daraus entstehe im politischen Betrieb eine große Angst, etwas zu sagen, das unbequem, vielleicht auch anstößig sei. Roth vermisst eine Kultur der Nachsicht und des Verzeihens. Diese, so sagt er es im Gespräch mit SWR Kultur, fehle uns völlig.
Es sei wichtig, nicht nur den Lauten, Wütenden und Zornigen den politischen Raum zu überlassen. Auch die Sensiblen müssten weiter an Bord bleiben.
Auch im internationalen Kontext dürfe man sich der Angst nicht hingeben. Putin etwa setze genau darauf, die Angst vor der akuten Gefahr des russischen Imperialismus zu nähren. Es ginge hier nicht um einen regionalen Konflikt, sondern um eine Art zu leben, die Putin vernichten wolle. Hier, so Roth, dürfe man sich nicht von den Drohungen eines Diktators beeinflussen lassen.
Die Angst ist aus der Politik nicht wegzudenken, das wird in Roths Memoiren klar. Ob in der Präsentation auf Social Media, in Verhandlungen mit internationalen Konfliktpartnern oder auch parteiintern. Damit umzugehen, ist kein Selbstläufer.
Kein Platz für Fehler
Irgendwann ging es dann aber nicht mehr, so beschreibt es Roth gleich zu Beginn von „Zonen der Angst“: Wie er mehr und mehr ein Schatten seiner selbst wurde, nicht mehr funktionierte, auch privat in Freundschaft und Partnerschaft versagte.
Die Ängste und Depressionen, die Roth zu dieser Zeit entwickelte, haben ihre Wurzeln in seiner Kindheit und Jugend, davon ist Roth überzeugt. Er beschreibt ein von Härte und Willkür geprägtes Aufwachsen, in dem für die eigene Vulnerabilität kein Platz war.
Auch mit den Einstieg in die Politik brachte Roth große Anstrengungen auf, um die Fassade aufrecht zu erhalten – auch im Bezug auf Umstände, auf die er selbst gar keinen Einfluss hatte, wie etwa die Alkoholerkrankung seines Vaters oder die Herkunft aus dem Arbeitermilieu. Erfolgreich in der Politik zu sein, ist das Ergebnis von harter PR-Arbeit, so wirkt es in Roths Schilderungen.
Politik braucht Empathie
Dabei wünsche er sich eigentlich mehr Authentizität und Empathie in der Politik, sagt Roth im Gespräch mit SWR Kultur.
Wenn wir das Emotionale nationalistischen, populistischen, bösen Kräften überlassen, die mehr auf Hass und Lüge setzen als auf Wahrhaftigkeit und auf Respekt, dann haben wir als liberale Demokratie verloren.Quelle: Michael Roth im Gespräch mit SWR Kultur
Keine Politroboter
Aus Angst vor Fehltritten, so beschreibt es Roth, würden viele Politiker und Politikerinnen stattdessen in vermeintlich sichere Phrasen verfallen. Social Media mache das Ganze noch schwieriger: Zum einen sei der Druck da, ständig starke, wirkungsvolle Statements zu bringen, gleichzeitig würde alles aber auch für die Ewigkeit konserviert.
Früher haben Journalistinnen und Journalisten mir immer gesagt, ach Michael, das versendet sich. Heute vergisst das Netz überhaupt nichts. Es wird immer wieder hervorgekramt.Quelle: Michael Roth im Gespräch mit SWR Kultur
Daraus entstehe im politischen Betrieb eine große Angst, etwas zu sagen, das unbequem, vielleicht auch anstößig sei. Roth vermisst eine Kultur der Nachsicht und des Verzeihens. Diese, so sagt er es im Gespräch mit SWR Kultur, fehle uns völlig.
Nicht zu sehr beeinflussen lassen durch Drohungen Putins
Es sei wichtig, nicht nur den Lauten, Wütenden und Zornigen den politischen Raum zu überlassen. Auch die Sensiblen müssten weiter an Bord bleiben.
Auch im internationalen Kontext dürfe man sich der Angst nicht hingeben. Putin etwa setze genau darauf, die Angst vor der akuten Gefahr des russischen Imperialismus zu nähren. Es ginge hier nicht um einen regionalen Konflikt, sondern um eine Art zu leben, die Putin vernichten wolle. Hier, so Roth, dürfe man sich nicht von den Drohungen eines Diktators beeinflussen lassen.
Die Angst ist aus der Politik nicht wegzudenken, das wird in Roths Memoiren klar. Ob in der Präsentation auf Social Media, in Verhandlungen mit internationalen Konfliktpartnern oder auch parteiintern. Damit umzugehen, ist kein Selbstläufer.
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