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Die halbe Erde unter Schutz - Rettungsmaßnahmen für Klima und Arten

Die halbe Erde unter Schutz - Rettungsmaßnahmen für Klima und Arten

Update: 2025-01-202
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Description

Umweltorganisationen gehen davon aus, dass nur große globale Schutzgebiete den Klimawandel und das Artensterben aufhalten können. 50 Prozent des Planeten müssten und könnten unter Schutz gestellt werden, es sei der günstigste und einfachste Weg. Von Marko Pauli (BR 2021)

Credits
Autor dieser Folge: Marko Pauli
Regie: Irene Schuck
Es sprachen: Irina Wanka, Andreas Neumann, Diana Gaul
Technik: Monika Gsaenger
Redaktion: Bernhard Kastner


Im Interview:
Eric Dinerstein, Biologe und Sachbuchautor; 
Bernie Krause, Natur- und Klangforscher; 
Günter Mitlacher, Leiter internationale Naturschutzpolitik beim WWF; 
Jana Ballenthien, Jana Ballenthien, Waldreferentin bei Robin Wood; 
Pierre Ibisch, Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung; 
Karin Neumann, Sprecherin Aktionsbündnis "Beltretter"; 
Ana Bugnot, Ökologin


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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.


Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:


Sprecherin


Nach der Auswertung von 14.000 Studien zur klimatischen Entwicklung ist der Weltklimarat zu dem Schluss gekommen, dass das Ziel von nur 1,5 Grad Erwärmung wohl nicht erst 2040 überschritten wird, sondern bereits Anfang der 2030er. Dürren, Stürme, Starkregen - Wetterextreme werden sich häufen. Der Meeresspiegel wird ansteigen, bis zum Jahre 2100 im ungünstigen Fall auf bis zu zwei Meter. Zeitgleich findet ein großes Artensterben statt, seit 1970 sind global 68 Prozent der Wirbeltierbestände zurückgegangen.


Musik 2


"Path leading to the high grass" - Album: Shenzhou - Komponist: Geir Jenssen - Touch TO 55 - Länge: 0'10


Sprecherin


Noch ist es nicht zu spät für Artenvielfalt und Klima. Doch schnelleres und konsequenteres Handeln ist nötig. 


Atmo 02 Global Safety Net


Sprecherin


Das Global Safety Net ist eine Studie*, veröffentlicht im Fachblatt Science Advances, in der ein Wissenschaftlerteam ermittelt hat, in welchen Regionen auf der Welt Schutzzonen nötig wären, um das rasante Tempo, in dem Artensterben und Klimaerhitzung voranschreiten, zu verlangsamen. Große Schutzgebiete seien der logische, einfachste und finanziell günstigste Weg, um beides zu erreichen, sagt Eric Dinerstein [Aussprache: Dinnerstein (spitzes s)], US-amerikanischer Biologe und Hauptautor der Studie:


O-Ton 01 Dinerstein 


What is the foundation ... we've done in the paper.


Overvoice (männlich)


"Zugrunde liegt, dass die Lösung des Problems des sechsten großen Artensterbens, des Verlusts der biologischen Vielfalt und die Lösung des Problems des Klimawandels voneinander abhängen. Man kann das eine nicht ohne das andere lösen. Wenn die Temperatur weiter steigt, verwandelt sich der Amazonas von einem Regenwald in eine Savanne. Wir verlieren dann nicht nur die dort lebenden Arten, sondern auch die Fähigkeit, eine riesige Menge an Kohlenstoff abzubauen. Es ist also eine doppelte Katastrophe. Deshalb ist es so wichtig, eine Lösung zu finden, die beide Probleme angeht, und genau das haben wir in diesem Papier getan."


Sprecherin


Die angedachten Schutzzonen im Global Safety Net, dem weltweiten Sicherheitsnetz, sind online auf einer Weltkarte zu sehen. 


Musik 3


"Part 04" - Ausführender und Komponist: Stephan Micus - Album: Ocean Länge: 0'40 


Sprecherin


Die erste Ebene, grün gezeichnet, lässt die bereits existierenden 15 Prozent Schutzzonen erscheinen. Hinzu kommen fünf weitere Ebenen: Gebiete für seltene Arten und solche mit hoher biologischer Vielfalt, Landschaften für große Säugetiere, derzeit noch intakte Wildnisgebiete und Gebiete zur Klimastabilisierung. Das Team um Eric Dinerstein hat zwei Jahre am Global Safety Net gearbeitet:


O-Ton 02 Dinerstein


And from there ... and so on. 


Overvoice (männlich)


„Die verschiedenen Ebenen sind aus den wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnissen der verschiedenen Spezialisten für biologische Vielfalt auf der Welt entstanden: Wo gibt es gefährdete Vögel, Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Pflanzen und so weiter.“ 


Sprecherin


Eric Dinerstein war 25 Jahre lang leitender Wissenschaftler beim WWF und dort u.a. beteiligt an Naturschutzplänen in aller Welt. Für das Safety Net am wichtigsten, so Dinerstein, sei der Schutz der tropischen Regenwälder. 


Diese bedecken zwar nur noch rund sieben Prozent der Erdoberfläche, hier leben aber nach Schätzungen mehr als 30 Millionen Tier- und Pflanzenarten, und viele davon sind stark gefährdet. 


Damit dort, aber auch in abgelegenen Gegenden auf der Nordhalbkugel Schutzzonen entstehen können, sei das Engagement westlicher Länder nötig.


O-Ton 03 Dinerstein


By far the single most important investment ... So that's critical. 


Overvoice (männlich)


"Die bei weitem wichtigste Einzelinvestition, die wir tätigen können, um eine lebendige Biosphäre für künftige Generationen zu sichern, ist die Investition in die Unterstützung indigener Völker, um das Land, das sie beanspruchen, besser zu schützen. Etwa 37 Prozent des Safety Nets wird von indigenen Gruppen bewohnt. Wir können helfen, indem wir diese indigenen Gemeinschaften besser finanzieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten - wenn sie sich denn dafür entscheiden, Teil des Safety Nets zu sein, und das ist natürlich ihre Entscheidung.


Sprecherin


Menschenrechtler geben zu bedenken, dass neue Schutzgebiete bisher oft eingerichtet wurden, ohne dabei die Rechte der indigenen Bevölkerung zu beachten. Das soll hier anders sein, betont Dinerstein. Die Bevölkerung möglicher Schutzgebiete soll ansässig bleiben, ansonsten aber der Kontakt zwischen Menschen und Wildnis stark eingeschränkt werden. Das könnte auch das Aufkommen und die Verbreitung neuartiger Viren verhindern.


O-Ton 04 Dinerstein


Overvoice (männlich)


Durch die Verringerung von Kontaktzonen retten wir nicht nur die Artenvielfalt dieser Wälder, erhalten den Kohlenstoff und schützen unser Klima, wir verringern auch die Wahrscheinlichkeit künftiger Pandemien.“


Atmo 03 Krause 01 - Tropischer Regenwald


Sprecherin


Was für einzigartige Lebensräume die tropischen Regenwälder sind, ist in den Aufnahmen des Bioakustikers Bernie Krause [Aussprache: Böhrni Krauss] zu erahnen. Krause spricht von "Biophonien" und meint das Zusammenspiel der einzelnen Tierstimmen - ein "Orchester der Tiere"**, in dem jede Tierart eine eigene akustische Nische besetze.  


Atmo Krause hoch


Sprecherin


In den tropischen Regenwäldern leben nicht einfach nur Tierarten, hier wird nicht einfach nur CO2 gespeichert, betont Bernie Krause, hier lebten auch unsere Vorfahren einst selbst und eng verbunden mit der Natur. Hier seien die Ursprünge der menschlichen Kultur zu finden.


O-Ton 05 Krause


Animals taught us to dance and sing ... language, spirituality, medicine from it.


Overvoice (männlich)


"Aus den Tierstimmen, die aus den Lebensräumen kamen, in denen wir einst lebten, haben wir die Rhythmen, die Melodien und die Anordnung der Klänge herausgehört und nachgeahmt. Wir haben diese natürlichen Gaben dann in unseren musikalischen Ausdruck integriert. 


Und daraus entwickelte sich nicht nur die Musik, sondern auch die Sprache. 


Musik 4


"Part 04" - Ausführender und Komponist: Stephan Micus - Album: Ocean Länge: 0'55


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