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Grönländischer Experte sieht Insel schutzlos gegenüber USA

Grönländischer Experte sieht Insel schutzlos gegenüber USA

Update: 2025-12-14
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Im Falle einer US-amerikanischen Aggression wäre Grönland militärisch schutzlos. Diese nüchterne Einschätzung der politischen Lage der Insel im Krisenfall stammt von dem grönländischen Medienfachmann und Kommentator Ole Aggo Markussen. Grönland hoffe aber, das es nicht zu einem derartigen Szenario kommen wird und zähle auf die politische Unterstützung von Ländern wie Kanada, Frankreich und Deutschland.





Dänemark, zu dem Grönland bis heute völkerrechtlich gehört und mit dem es eine autonom geführte “Reichsgemeinschaft” bildet, sei jedenfalls trotz jüngster Ankündigungen, seine militärische Präsenz in der Arktis zu verstärken, nicht in der Lage, Grönland im Krisenfall militärisch zu beschützen, sagte Markussen in einem am vergangenen Donnerstag vom Wiener Forum Journalismus und Medien (fjum) organisierten Videogespräch.



Paradoxe Sicherheitssituation



“Wir haben nur ein Land, das uns verteidigen kann, und das sind die USA. Das ist das Paradoxe an unserer aktuellen Sicherheitssituation”, so Markussen. Bisher habe sich das Verteidigungsszenario im Rahmen der NATO abgespielt, nun hätten die USA jedoch damit begonnen, die NATO zu demontieren. “Die einzigen, die uns schützen könnten, wenn beispielsweise die Russen kämen, sind die USA, vielleicht noch Kanada.”



Wenn aber die USA selbst beschlössen, die Kontrolle über die Insel mitsamt ihren Bodenschätzen – darunter die begehrten Seltenen Erden – zu übernehmen, könne man “nichts machen”, konstatiert Markussen. “Das ist die schmerzliche Situation, in der wir sind.” Die europäischen Staaten, allen voran Deutschland und Frankreich, könnten allerdings politisch auf die USA einwirken, dass sie sich weiterhin an die demokratischen Spielregeln halten.



“Nichts ohne uns, was uns betrifft”



Grönland wolle sich in Zukunft nicht mehr durch fremde Mächte dominieren lassen, sagte Markussen. Das bedeute aber keinesfalls, das sich das Land isolieren wolle, es handle sich vielmehr um eine “globalistische Vision”, in der andere Länder und Unternehmen bei der Nutzung der Bodenschätze behilflich sein könnten, aber “auf eine Weise, die wir kontrollieren können”. In diesem Sinn seien selbstverständlich auch die USA willkommen, so Markussen, der früher auch Funktionär der nach Unabhängigkeit von Dänemark strebenden Siumut-Partei war.



Grönland sei darauf angewiesen, seine Wirtschaft zu entwickeln. Dies dürfe aber nicht im Rahmen eines ausbeuterischen, kolonialistischen Regimes erfolgen. Deshalb und auch unter dem Eindruck der von US-Präsident Donald Trump gemachten Äußerungen hinsichtlich einer möglichen Annexion oder eines Kaufs der Insel habe Grönland unter dem Motto “Nichts ohne uns, was uns betrifft” heuer erstmals eine eigene außenpolitische Doktrin in Form einer “arktischen Strategie” formuliert.



De facto ist allerdings nach wie vor Kopenhagen für die grönländische Außenpolitik zuständig – ebenso wie für die Justiz. Dänemark unterstützt die grönländische Autonomieregierung in ihren eigenen Zuständigkeiten mit einem jährlichen Betrag (“Blockzuschuss”), der rund ein Drittel der gesamten öffentlichen Einnahmen Grönlands ausmacht. 2024 betrug der Zuschuss 4,3 Milliarden dänische Kronen (575,71 Mio. Euro).



(APA)

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