Hamas stellt Gaza-Waffenruhe in Frage
Description
Die militante Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen sieht durch die gezielte Tötung ihres ranghohen Kommandanten Raed Saad durch Israel die ohnehin brüchige Waffenruhe in Gefahr. “Die fortgesetzten Verstöße Israels gegen das Waffenruheabkommen und die jüngsten Attentate, die Saad und andere zum Ziel hatten, gefährden die Gültigkeit des Abkommens”, erklärte der Anführer der radikal-islamischen Organisation, Khalil al-Hayya, am Sonntag.
“Wir fordern die Vermittler und insbesondere den Hauptgarantiegeber, die US-Regierung und Präsident Donald Trump auf, darauf hinzuarbeiten, Israel zur Einhaltung des Waffenstillstands zu verpflichten”, fügte er hinzu. Die Hamas bestätigte zugleich, Saad sei bei einem israelischen Angriff am Samstag ums Leben gekommen. Mit ihm wurde seit Inkrafttreten der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 10. Oktober das ranghöchste Hamas-Mitglied gezielt getötet.
Hayya äußerte sich auch zu der vorgeschlagenen, von den Vereinten Nationen autorisierten Internationalen Stabilisierungstruppe (ISF). Diese sollte sich darauf beschränken, die Waffenruhe aufrechtzuerhalten und die beiden Seiten entlang der Grenzen des Gazastreifens zu trennen – “ohne jegliche Rolle innerhalb des Streifens oder Einmischung in seine inneren Angelegenheiten”, sagte Hayya.
Der Einsatz der Truppen ist ein zentraler Bestandteil der nächsten Phase von Trumps Gaza-Friedensplan. Die erste Phase begann mit der Waffenruhe in dem zweijährigen Krieg, nachdem die Hamas die restlichen Geiseln und Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen hatte.
Drahtzieher der Massaker von 2023
Nach israelischen Angaben vom Samstag kam Saad bei einem Luftangriff auf ein Fahrzeug in Gaza-Stadt ums Leben. Saad gilt als einer der Drahtzieher des überraschenden Angriffs der Hamas und des mit ihr verbündeten Islamischen Jihad auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1.200 Menschen getötet und 251 in den Gazastreifen verschleppt.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Israel Katz hatten am Samstag in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt, der Angriff sei eine Reaktion auf einen Anschlag der Hamas gewesen, bei dem zuvor am Samstag zwei Soldaten durch einen Sprengsatz verletzt worden seien. Bei dem Angriff auf das Auto wurden nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde fünf Menschen getötet und mindestens 25 weitere verletzt.
Ein Vertreter des israelischen Militärs beschrieb Saad als ein ranghohes Hamas-Mitglied, das geholfen habe, das Waffenproduktionsnetzwerk der Organisation aufzubauen. Aus Kreisen der Hamas hieß es, Saad sei nach Izz al-Din al-Haddad der zweite Mann im bewaffneten Teil der radikalen Palästinenserorganisation gewesen.
Seit Beginn der Waffenruhe wurden nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mindestens 386 Menschen bei Angriffen des israelischen Militärs getötet. Israel gibt an, dass seither drei seiner Soldaten getötet wurden. Bei der auf den Hamas-Angriff im Oktober 2023 folgenden Offensive des israelischen Militärs wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörden im Gazastreifen mehr als 70.700 Menschen getötet – die meisten von ihnen Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder. Die Zahlen könnten deutlich höher sein, da der schmale Küstenstreifen weitgehend zerstört ist und unter den Trümmern der Gebäude vermutlich viele Tote verschüttet sind.
Hamas schreibt Tod von weiterem Funktionär Israel zu
Unterdessen wurde angeblich ein weiteres ranghohes Hamas-Mitglied ist bei einem Angriff im Gazastreifen getötet. Ahmad Zamzam, Offizier in der internen Sicherheitsbehörde der Hamas, sei im Flüchtlingsviertel Al-Maghazi im zentralen Abschnitt des Küstengebiets getötet worden, teilte das von der Hamas kontrollierte Innenministerium in Gaza-Stadt mit.
Die Hamas machte israelische Agenten für den Angriff verantwortlich, eine Sprecherin der israelischen Armee sagte jedoch, der Vorfall sei dem Militär “nicht bekannt”. Es war in Gaza zunächst spekuliert worden, Zamzam könnte auch von palästinensischen Angreifern getötet worden sein.
(APA/Reuters/dpa)




