DiscoverDie GeschichtsgreißlereiKündigungsgrund Nicht-Arier
Kündigungsgrund Nicht-Arier

Kündigungsgrund Nicht-Arier

Update: 2025-05-27
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Der Inhalt:

Während der nationalsozialistischen Herrschaft in Wien wurden jüdische Bewohner:innen von Gemeindewohnungen gezwungen diese innerhalb kürzester Zeit zur räumen. Die meisten der ehemaligen Mieter:innen gerieten in den Sog des faschistischen Terrors und wurde in Folge vertrieben, eingesperrt oder deportiert. Mindestens 1090 von ihnen wurden auch ermordet. Diese wenig bekannte dunkle Geschichte des Wiener Gemeindebauwesens wurde nun im Rahmen eines Wissenschaftsprojekts erforscht. Die Initiative ging vom Wiener Wohnen, der Verwaltungsstruktur der Wiener Gemeindebauten, aus. Dabei wurde eine Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes und der Literatin Evelyn Steinthaler ins Leben gerufen. Das DÖW erforschte das Schicksal von fast 3.600 jüdischen Menschen. Im Rahmen von buchbaren Rundgängen in ausgesuchten Gemeindebauten wird anhand von 50 ausgewählten Biografien die menschenverachtende Politik der Nationalsozialisten und die Mechanismen des Terrors durchleuchtet. Diese Folge der Geschichtsgreißlerei behandelt die Entstehungsgeschichte, die Inhalte und die Zukunftsperspektive dieses wichtigen Projekts.


Der Ort: 

Gemeindebau Brandmayergasse 27, 1050 Wien. Der Gemeindebau wird von einem vom Künstler Rudolf Böttger gefertigten Mural geschmückt. Böttger war schon vor 1938 illegale NSDAP-Mitglied und spielte eine wichtige Rolle in der faschistischen Kulturpolitik in der sogenannten „Ostmark“. Auf diesem Wandbild wird eine aus faschistischer Perspektive „perfekte“ deutsche Familie abgebildet. Einer der Söhne trägt in HJ-Uniform eine Fahne, aus der nach 1945 das Hakenkreuz entfernt wurde. Nachdem für viele Jahre das Bild ohne kritische Bemerkungen unverändert blieb, wird seit 2002 das Werk durch eine künstlerische Intervention von Ulrike Lienbacher in einen kritischen Kontext präsentiert. 

Die Gäste:

Claudia Kuretsidis-Haider ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des DÖW. Sie leitet den Bereich „Durchführung und Koordinierung wissenschaftlicher Forschungs- und Dokumentationsprojekte“. Sie ist auch Autorin von zahlreichen Publikationen zum Thema rassistisch motivierter Vertreibung und Nachkriegsjustiz

Karin Ramser ist seit 2017 Direktorin von „Stadt Wien - Wiener Wohnen“. Die gelernte Juristin verwaltet mit ihrem Stab 220.000 Wohnungen. Unter ihrer Ägide wurde die Aktion „Stadtführungen gegen das Vergessen“ ins Leben gerufen.

Evelyn Steinthaler ist Schriftstellerin, Comicautorin, Lektorin, literarische Übersetzerin und Podcasterin. Die Rundgänge werden von ihr organisiert und auch abgehalten.

Tipps: 

Herbert Exenberger, Johann Koss, Brigitte Ungar-Klein: "Kündigungsgrund Nichtarier: Die Vertreibung jüdischer Mieter aus den Wiener Gemeindebauten in den Jahren 1938-1939", Wien Picus 1996 


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Andreas Filipovic, Walter Szevera