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Weltweite Waffenumsätze so stark wie nie angestiegen

Weltweite Waffenumsätze so stark wie nie angestiegen

Update: 2025-12-01
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Die Einnahmen aus dem Verkauf von Waffen und militärischen Dienstleistungen durch die 100 größten Waffenproduzenten stiegen im Vorjahr um 5,9 Prozent. Sie erreichten einen Rekordwert von 679 Milliarden US-Dollar (586,05 Mrd. Euro), geht aus neuen Daten des Stockholmer Instituts für Internationale Friedensforschung (SIPRI) hervor, die am Montag veröffentlicht wurden. Im Jahrzehnt 2015-24 wuchsen sie um 26 Prozent. 49 Prozent der Umsätze machten Unternehmen in Nordamerika.





Als Grund für den Zuwachs bei den weltweiten Rüstungsumsätzen nennt SIPRI die Nachfrage durch die Kriege in der Ukraine und Gaza, globale und regionale geopolitische Spannungen sowie immer höhere Militärausgaben. Der Großteil des weltweiten Anstiegs war auf Unternehmen mit Sitz in Europa und den Vereinigten Staaten zurückzuführen. In Asien und Ozeanien führten Probleme innerhalb der chinesischen Rüstungsindustrie dagegen zu einem Rückgang des regionalen Gesamtumsatzes. Dennoch blieb China mit 13 Prozent der gesamten Waffenumsätze der Top 100 auf Platz 2 hinter den USA. Platz 3 mit 7,7 Prozent der Umsätze fiel auf britische Rüstungsfirmen.



Mehr als drei Viertel der Unternehmen in den Top 100 steigerten ihre Waffenumsätze im Jahr 2024, wobei 42 davon ein zweistelliges prozentuales Wachstum verzeichneten. Zwei Firmen konnten ihre Waffenumsätze sogar mehr als verdoppeln: Czechoslovak Group (+193 Prozent) und SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk (+103 Prozent). In den Top 100 findet sich kein österreichisches Unternehmen.



Tschechisches Unternehmen mit größter Umsatzsteigerung



39 der 100 größten Waffenhersteller weltweit sind in den USA angesiedelt. Die US-Waffenproduzenten konnten 2024 ihre Umsätze um 3,8 Prozent auf 334 Milliarden US-Dollar steigern. Vier der fünf größten Rüstungsunternehmen der Welt sind US-amerikanisch. Nur mit BAE Systems (Großbritannien) schaffte es zum ersten Mal seit 2017 ein Unternehmen mit Sitz außerhalb der USA unter die Top 5. In Europa verzeichneten 23 von den 26 Rüstungsunternehmen in den Top 100 steigende Einnahmen. Ihre gesamten Rüstungsumsätze stiegen um 13 Prozent auf 151 Milliarden US-Dollar.



Die tschechische Czechoslovak Group verzeichnete dabei 2024 den stärksten prozentualen Anstieg: um 193 Prozent. Das Unternehmen profitierte von der tschechischen Munitionsinitiative, einem von der Regierung geleiteten Projekt zur Beschaffung von Artilleriegeschossen für die Ukraine. Die ukrainische Verteidigungsindustrie ihrerseits steigerte ihren Waffenumsatz um 41 Prozent auf 3,0 Milliarden US-Dollar.



In Russland zählen zwei Rüstungsunternehmen zu den Top 100, Rostec und United Shipbuilding Corporation. Deren Waffenumsätze erhöhten sich um 23 Prozent auf 31,2 Milliarden US-Dollar – trotz internationaler Sanktionen, die zu einem Mangel an Komponenten führten. Die Binnennachfrage habe dennoch ausgereicht, um die durch sinkende Waffenexporte verlorenen Umsätze mehr als auszugleichen, erklärte SIPRI in einer Aussendung. Russland ist für 4,8 Prozent der weltweiten Rüstungsumsätze der 100 größten Rüstungsunternehmen verantwortlich.



Deutschland kommt hier auf einen Wert von 2,2 Prozent. Vier deutsche Unternehmen in den Top 100 konnten ihre Umsätze um 36 Prozent auf 14,9 Milliarden US-Dollar steigern. Eine gestiegene Nachfrage nach bodengestützten Luftabwehrsystemen, Munition und gepanzerten Fahrzeugen aufgrund der wahrgenommenen Bedrohung durch Russland führte dazu.



Probleme in chinesischer Rüstungsindustrie



Auch im Nahen Osten gab es einen Anstieg. Neun der 100 größten Rüstungsunternehmen haben ihren Sitz im Nahen Osten. Der Waffenumsatz in der Region stieg um 14 Prozent. Rüstungsunternehmen aus der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien meldeten für 2024 ebenfalls höhere Waffenumsätze. Erstmals schaffte es außerdem mit Defend ID ein indonesisches Unternehmen in die Top 100.



In Asien und Ozeanien machten sich jedoch Probleme in der chinesischen Rüstungsindustrie bemerkbar und drückten das regionale Gesamtergebnis auf 130 Milliarden US-Dollar – 1,2 Prozent weniger als 2023. Dies war auf einen Rückgang von 10 Prozent in China zurückzuführen, da Korruptionsvorwürfe dazu führten, dass dort mehrere große Rüstungsaufträge verschoben oder storniert wurden, erklärte SIPRI.



Im Gegensatz dazu stiegen die Rüstungsumsätze japanischer und südkoreanischer Unternehmen in den Top 100 aufgrund der starken Nachfrage aus Europa und dem Inland weiter an.



Unsicherheiten und Herausforderungen für Produzenten



Umsatzsteigerungen und Auftragseingänge haben viele Rüstungsunternehmen veranlasst, ihre Produktionslinien zu erweitern, ihre Anlagen zu vergrößern, neue Tochtergesellschaften zu gründen oder Übernahmen durchzuführen. Dennoch stehen sie laut SIPRI vor einer Reihe von Herausforderungen. Weit verbreitete Verzögerungen bei Lieferketten und Budgetüberschreitungen beeinträchtigen demnach die Entwicklung und Produktion wichtiger US-Güter wie des Kampfflugzeugs F-35, des U-Boots der Columbia-Klasse und der Interkontinentalrakete (ICBM) Sentinel.



Mehrere der größten Waffenhersteller der USA seien von Kostenüberschreitungen betroffen, was zu Unsicherheit darüber führe, wann neue Waffensysteme und Upgrades für bestehende Systeme geliefert und eingesetzt werden könnten. “Die Verzögerungen und steigenden Kosten werden sich unweigerlich auf die militärische Planung und die Militärausgaben der USA auswirken”, sagte SIPRI-Forscher Xiao Liang.



In Europa findet eine Aufrüstung statt, aber auch hier wächst laut SIPRI die Gefahr von Lieferkettenproblemen. “Insbesondere die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen dürfte die europäischen Wiederaufrüstungspläne erschweren”, erklärte SIPRI-Expertin Jade Guiberteau Ricard. So hätten etwa Unternehmen wie Airbus und das französische Unternehmen Safran die Hälfte ihres Titanbedarfs vor 2022 mit russischen Importen gedeckt und mussten neue Lieferanten finden. Angesichts der chinesischen Exportbeschränkungen für Seltene Erden und andere Rohstoffe warnten Unternehmen wie das französische Unternehmen Thales und das deutsche Unternehmen Rheinmetall vor den potenziell hohen Kosten einer Umstrukturierung ihrer Lieferketten.



Attac fordert Friedenspolitik



Die globalisierungskritische NGO Attac kritisierte den Anstieg der Militärumsätze. “Das aktuelle Wettrüsten führt nicht zu mehr Sicherheit, sondern zu weiterer Eskalation und Krisen”, betonte Max Hollweg von Attac Österreich in einer Aussendung. Eine aktive Friedenspolitik müsse sich für die Opfer von Krieg und Gewalt, die Beendigung von Kriegen, für Diplomatie sowie internationale Abrüstungs- und Rüstungsbegrenzungsabkommen einsetzen, forderte Attac. Was an Geld in Waffen investiert wird, fehle zudem für Gesundheit, Pflege, Bildung, Klimaschutz und Infrastruktur.



(APA)

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