DiscoverWDR ZeitzeichenKindheit im Krieg: verschickt und umerzogen
Kindheit im Krieg: verschickt und umerzogen

Kindheit im Krieg: verschickt und umerzogen

Update: 2025-10-05
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Am 5.10.1940 beginnt die Erweiterte Kinderlandverschickung im Zweiten Weltkrieg. Sie bringt Kinder in Sicherheit - und in die NS-Wehrerziehung.



In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:

  • warum man während des Zweiten Weltkriegs von "erweiterter" Kinderlandverschickung spricht,
  • wo die Kinder untergebracht werden und wie ihr Tagesablauf aussieht,
  • wie Erwachsene heute auf ihre Zeit im KLV-Lager zurückblicken,
  • von Heimweh, zensierten Briefen und schlechten Nachrichten von zu Hause.

Im Zweiten Weltkrieg werden rund zwei Millionen Kinder in Gastfamilien, Jugendherbergen oder Lagern weit weg von der Heimat untergebracht. Diese "Erweiterte Kinderlandverschickung", wie es offiziell heißt, soll in erster Linie dem Schutz der Kinder vor den Bomben dienen. Das eigentliche Ziel ist jedoch ein anderes: Der Nachwuchs soll - ungestört von Elternhaus oder Kirche - im Sinne des Nationalsozialismus umerzogen werden.

Oberaufsicht über die Lager haben jeweils ein Lehrer und ein Mitglied der Hitlerjugend oder des Bundes Deutscher Mädel. Besuche oder eine Rückholung ist verboten. In der Regel bleiben die Kinder zwischen sechs und neun Monaten.

Die Kinderlandverschickung ist kostenlos - und zumindest formal freiwillig. Allerdings wird auf die Eltern zunehmend moralischer Druck ausgeübt, sich "nicht am Tode" des eigenen Kindes schuldig zu machen. Trotzdem ist die Verschickung für die meisten Eltern keine Option. Sie bringen ihre Kinder lieber zu Verwandten aufs Land - um sie nicht nur vor den Bomben, sondern auch vor dem NS-Regime zu schützen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Martin Rüther, Historiker (ehemals NS-Dokumentationszentrum Köln)
  • Gerhard Kock: Der Führer sorgt für unsere Kinder. Die erweiterte Kinderlandverschickung im Zweiten Weltkrieg. Paderborn/München/Wien/Zürich 1997
  • Gerhard E. Sollbach: Flucht vor den Bomben. Kinderlandverschickung aus dem östlichen Ruhrgebiet im 2. Weltkrieg. Hagen 2002
  • Sigrid Bremer: Muckefuck und Kameradschaft - Mädchenzeit im Dritten Reich. Frankfurt am Main 1989
  • Eduard Füller: Kriegsheimat. Die Kinderlandverschickung aus dem nördlichen Westfalen im Zweiten Weltkrieg. Münster 2010

Weiterführende Links:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Jana Magdanz
Redaktion: Christoph Tiegel / Frank Zirpins

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Jana Magdanz