Runter vom Sofa! Demokratie-Training mit Satirikerin Sarah Bosetti
Update: 2025-11-25
Description
Ausgangspunkt von Sarah Bosettis Essay ist die Feststellung, dass viele mittlerweile so frustriert sind, dass sie „die Serie, die sich ‚Weltgeschehen‘ nennt“ nur noch kopfschüttelnd beobachten. Aber, so Bosetti:
Ihr Buch ist deshalb ein Weckruf an alle: An ‚die da oben‘, aber auch an uns ‚hier unten‘ – denn in Demokratien ist die Beteiligung aller gefragt.
An verschiedenen Beispielen zeigt die Autorin, was schiefläuft und wer an welcher Stelle etwas ändern sollte: Sie kommentiert den Ampelbruch, die Debatten um das AfD-Verbotsverfahren, Taurus-Lieferungen und Grenzkontrollen.
Es geht um Mediendiskurse zu sexualisierter Gewalt und Wokeness, aber auch um Bayerns ‚Bierzelt-Monarchie‘. Der Essay ist also thematisch dicht – und oft ziemlich sprunghaft.
Es mag an Struktur fehlen, nicht aber an kreativen Erzählformaten. Bosetti bastelt Fantasie-Dialoge zwischen Politikern, schaltet einen aberwitzigen Nachrichtenblock mit skurrilen – leider nur ausgedachten – Kurzmeldungen und versucht sich als Dolmetscherin.
Wenn Friedrich Merz etwa sage „Was in der Sache richtig ist, wird nicht dadurch falsch, dass die Falschen zustimmen“, meine er eigentlich:
Die Satirikerin bringt uns damit trotz der oft frustrierenden und ernsten Bestandsaufnahmen oft zum Lachen. Und immer wieder gibt es auch Seitenhiebe der derberen Art:
Bei Grundsatzfragen positioniert sich Bosetti deutlich: Häusliche Gewalt, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit werden klar verurteilt. Auch zu Parteien nimmt sie teilweise Stellung, etwa wenn sie die AfD kategorisch als faschistisch und rechtsextrem bezeichnet.
Der Autorin geht es aber weniger um parteipolitische Fragen, sondern um demokratische Grundsätze: Kritik ist ebenso legitim wie Zustimmung, wenn sie begründet ist. Und man darf Vorschläge ablehnen – aber nur, wenn man eigene, konstruktive Ideen zur Problemlösung einbringt. Denn weg-reden lassen sich Probleme nicht. Und:
Die meisten Debatten, die Bosetti aufgreift, sind altbekannt und die Argumente nicht wirklich neu. Aber sie bringt absurde Zustände satirisch zugespitzt auf den Punkt und legt so die eigentlichen Probleme in Gesellschaft und Politik offen.
Pflichten von Politikerinnen und Politikern werden ebenso klar benannt, wie die von Wählerinnen und Wählern. Doch Dank der gewitzten Formulierungen, Metaphern und Gedankenspiele lässt man sich auf den Dialog mit der Autorin gerne ein. Zumal sie mit mancher Feststellung wohl vielen aus der Seele spricht.
Drei Mal setzt Bosetti mit einem Schlusskapitel an, bevor sie tatsächlich zum Ende kommt – und nach vielen frustrierenden Erkenntnissen doch noch motivierende Worte für uns bereithält:
Die Endgegnerin im Kampf für eine bessere Welt ist die Gewöhnung an das gruselige Jetzt.Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again
Kreative Formate machen auch frustrierende Debatten erträglich
Ihr Buch ist deshalb ein Weckruf an alle: An ‚die da oben‘, aber auch an uns ‚hier unten‘ – denn in Demokratien ist die Beteiligung aller gefragt.
An verschiedenen Beispielen zeigt die Autorin, was schiefläuft und wer an welcher Stelle etwas ändern sollte: Sie kommentiert den Ampelbruch, die Debatten um das AfD-Verbotsverfahren, Taurus-Lieferungen und Grenzkontrollen.
Es geht um Mediendiskurse zu sexualisierter Gewalt und Wokeness, aber auch um Bayerns ‚Bierzelt-Monarchie‘. Der Essay ist also thematisch dicht – und oft ziemlich sprunghaft.
Es mag an Struktur fehlen, nicht aber an kreativen Erzählformaten. Bosetti bastelt Fantasie-Dialoge zwischen Politikern, schaltet einen aberwitzigen Nachrichtenblock mit skurrilen – leider nur ausgedachten – Kurzmeldungen und versucht sich als Dolmetscherin.
Wenn Friedrich Merz etwa sage „Was in der Sache richtig ist, wird nicht dadurch falsch, dass die Falschen zustimmen“, meine er eigentlich:
Das Tolle daran, dass die Falschen zugestimmt haben, ist, dass jetzt niemand mehr darüber redet, dass es auch in der Sache falsch war.Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again
Die Satirikerin bringt uns damit trotz der oft frustrierenden und ernsten Bestandsaufnahmen oft zum Lachen. Und immer wieder gibt es auch Seitenhiebe der derberen Art:
Eine [Partei] hatte ein sehr seltsames Verständnis davon, wie eine Firewall funktioniert (CDU), eine hatte eine Programmiersprache, die nur aus Metaphern bestand (Grüne), auf einer lief noch das Betriebssystem Windows 33 (AfD), und alle, wirklich alle hielten ihre eigene Prozessorleistung für größer, als sie war.Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again
Auf den Punkt gebracht: Grundsatzfragen statt parteipolitischer Befindlichkeiten
Bei Grundsatzfragen positioniert sich Bosetti deutlich: Häusliche Gewalt, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit werden klar verurteilt. Auch zu Parteien nimmt sie teilweise Stellung, etwa wenn sie die AfD kategorisch als faschistisch und rechtsextrem bezeichnet.
Der Autorin geht es aber weniger um parteipolitische Fragen, sondern um demokratische Grundsätze: Kritik ist ebenso legitim wie Zustimmung, wenn sie begründet ist. Und man darf Vorschläge ablehnen – aber nur, wenn man eigene, konstruktive Ideen zur Problemlösung einbringt. Denn weg-reden lassen sich Probleme nicht. Und:
Es ist nicht unsere Aufgabe, uns zu überlegen, welche Erzählung uns am besten gefällt, und die durchzuboxen, bis sie als Wahrheit gilt. Es ist unsere Aufgabe, Realitäten anzuerkennen und mit ihnen umzugehen.Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again
Die meisten Debatten, die Bosetti aufgreift, sind altbekannt und die Argumente nicht wirklich neu. Aber sie bringt absurde Zustände satirisch zugespitzt auf den Punkt und legt so die eigentlichen Probleme in Gesellschaft und Politik offen.
Demokratietraining statt Bequemlichkeit
Pflichten von Politikerinnen und Politikern werden ebenso klar benannt, wie die von Wählerinnen und Wählern. Doch Dank der gewitzten Formulierungen, Metaphern und Gedankenspiele lässt man sich auf den Dialog mit der Autorin gerne ein. Zumal sie mit mancher Feststellung wohl vielen aus der Seele spricht.
Es ist das 21. Jahrhundert, und der Satz «Die Ausländer sind schuld!» bringt immer noch mehr Wählerstimmen als jeder konstruktive Lösungsansatz für politische Probleme.Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again
Drei Mal setzt Bosetti mit einem Schlusskapitel an, bevor sie tatsächlich zum Ende kommt – und nach vielen frustrierenden Erkenntnissen doch noch motivierende Worte für uns bereithält:
Und wenn das Schicksal schon will, dass ich zum Abschluss klinge wie eine übermotivierte Fitnesstrainerin, dann auch richtig: If you don’t use it, you’ll lose it! Wir müssen unsere Demokratiemuskeln benutzen. Also streichelt euer Sofa noch mal kurz, sagt ihm, dass ihr gleich wiederkommt und dann geht raus, redet mit Menschen, die ihr seltsam findet, gründet Vereine, geht wählen, guckt Nachrichten und vor allem: Streitet euch gut.Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again
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