DiscoverDer Börseninvestor - Aktien, Börse & Geldanlage mit Ulrich Müller#327 Haben wir eine KI Blase und was passiert, wenn sie platzt?
#327 Haben wir eine KI Blase und was passiert, wenn sie platzt?

#327 Haben wir eine KI Blase und was passiert, wenn sie platzt?

Update: 2025-11-17
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Ist die KI schon in einer Blase und was lehrt uns die Geschichte?

Heute stellen wir uns die Frage, ob wir schon eine KI Blase haben, und was uns die Geschichte darüber lehrt. Außerdem schauen wir uns an, wie sich die Wirtschaftszyklen bewegen, und welche Phasen es gibt. Es geht auch um menschliche Emotionen an der Börse und darum, warum wir denken, dass die Welt immer weitergeht und wir dabei sein müssen. Du erfährst auch, welche psychologischen Fallen an der Börse lauern, und wie Du Dein Portfolio robust aufstellst, um in jeder Marktphase bestehen zu können.

Das erwartet Dich in dieser Folge:

  1. Meine klare Einschätzung: KI Blase oder nicht?

  2. Was uns die Tulpenmanie, die Dotcom-Blase und andere Crashs lehren

  3. Die 6 klassischen Phasen einer Börsenblase 

  4. Wie Du Dein Depot jetzt diversifizierst und Gewinne sicherst 

Meine klare Einschätzung: KI Blase oder nicht?

Haben wir schon eine KI Blase und was lehrt uns die Geschichte? Ich freue mich ganz besonders auf diese Folge, denn das Thema ist hochaktuell. Wir beobachten im KI-Bereich mittlerweile schon sehr interessante Verwerfungen und müssen feststellen, dass der Markt insgesamt sehr hoch bewertet ist.

Vor ein paar Tagen bin ich auf interessante Zahlen gestoßen. Wenn wir die Zeit der Dotcom-Krise mit der heutigen Situation rund um KI vergleichen – manche mögen sagen, es handele sich noch gar nicht um eine Krise oder Blase – dann bin ich der Meinung: Wir befinden uns auf jeden Fall in einer Blase. Denn wenn wir sehen, dass bestimmte Unternehmen ihre Zahlen präsentieren und über Nacht um Milliarden steigen, manche an einem einzigen Börsentag mehr zulegen, als sie im gesamten Jahr an Umsatz machen oder überhaupt an Börsenwert hatten, dann muss man ganz klar sagen: Wir befinden uns definitiv in einer Blase.

Für mich steht fest: Es ist eine Blase. Die entscheidende Frage ist nicht mehr das „Ob", sondern das „Wie lange?". Das Problem dabei ist, dass solche Blasen massiv lange weiter steigen können. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Die globale Verschuldung ist enorm. Gleichzeitig erleben wir aktuell wieder Zinssenkungen, was Geld günstiger macht. Und natürlich wurden in den letzten 10, 15, 20 Jahren Unmengen an Geld gedruckt. Dieses Geld steht nun zur Verfügung und sucht verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten – es herrscht ein gewisser Anlagenotstand. Genau das kann eine Blase noch lange am Leben erhalten. Die große Frage, die sich uns stellt, ist: Was ist eigentlich mit den Aktienkursen los? Befinden wir uns in der Boom-Phase? Oder ist der Boom schon am Ende? Ist das nur ein kleiner Zwischenstopp, oder werden wir in ein paar Wochen und Monaten noch mehrere Stufen weiter nach oben geklettert sein?

Ich möchte gerne ein paar Menschen zitieren, die mich und mein Denken maßgeblich geprägt haben. Ich bin auf einen sehr interessanten Artikel gestoßen, in dem es um folgende Frage ging: Kann es sein, dass ein kleines Automobilunternehmen mehr wert ist als alle anderen Automobilkonzerne zusammen? Wenn wir uns heute Tesla anschauen, dann hat dieses Unternehmen einen gigantischen Börsenwert. Man muss sich ernsthaft fragen, ob das noch gesund ist. Was sagt es uns, wenn gleichzeitig die Zahl der Kleinanleger an der Börse steil nach oben geht? Und was passiert eigentlich parallel dazu auf dem Markt der Kryptowährungen?

Wenn wir uns all diese aktuellen Entwicklungen an den Börsen und Finanzmärkten ansehen, dann ist es vielleicht an der Zeit, sich an einen bestimmten Ökonomen zu erinnern: Hyman P. Minsky. Er wurde 1919 in Chicago geboren und ist 1996 in der Nähe von New York verstorben. Seine bahnbrechende Arbeit wurde allerdings erst einem breiteren Publikum nach seinem Tod so richtig bekannt. Denn während der Finanzkrise 2007/2008 erkannte man, dass seine Modelle die dramatische Realität erstaunlich gut vorweggenommen hatten. Mehr als 10,15 Jahre nach seinem Tod wurde vielen klar, dass Begriffe wie Minsky-Kollaps, Minsky-Meltdown oder der Minsky-Moment endgültig in die Finanzfachsprache Einzug gehalten haben.

Ein Minsky-Moment tritt genau dann ein, wenn die Kurse an den Finanzmärkten auf breiter Front und schlagartig zusammenbrechen. Doch wie kommt es überhaupt so weit? Minsky hat ein prägnantes Zitat formuliert, das ich Dir unbedingt mitgeben möchte:

„Erfolg führt dazu, dass die Gefahr des Scheiterns unterschätzt wird."

Diesen Satz halte ich im Zusammenhang mit unserer Trader-Psychologie für extrem wichtig. Vielleicht warst Du ja schon einmal auf einem meiner „Geld verdienen mit System"-Seminare. Dort spreche ich genau dieses Thema an, denn ich sage oft: Ich wünsche jedem Teilnehmer, dass er am Anfang ein paar kleine Rückschläge erlebt, Fehler macht und vielleicht auch ein bisschen Geld verliert. Für mich ist das dann kein verlorenes Geld, sondern eine gekaufte Erfahrung.

Ich bin überzeugt, dass Minskys Beobachtung zutrifft: Erfolg lässt uns die Gefahren unterschätzen, und wir verlieren ein Stück weit die Demut und Dankbarkeit. Deshalb ist es am Anfang sogar gut, wenn es mal nicht nur aufwärts geht.

Minsky hat jahrelang erforscht, wie sich die Wirtschaft von einem stabilen Zustand immer wieder in chaotische Situationen manövriert. Er hat analysiert, welches Verhalten in diese spekulative Übertreibung führt, und wie man sich danach wieder daraus befreien kann. Dabei wird eines deutlich: Je stabiler die Zustände erscheinen und je länger diese Stabilität anhält, desto instabiler wird das gesamte System, wenn die Krise schließlich zuschlägt. Der Grund liegt, wie gesagt, in der menschlichen Psyche: Erfolg führt einfach dazu, dass wir das Scheitern unterschätzen.

Was uns die Tulpenmanie, die Dotcom-Blase und andere Crashs lehren

Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, einen genaueren Blick auf den typischen Zyklus einer Blase zu werfen. Es gibt sechs Stufen, die Du Dir immer wieder vor Augen führen solltest, denn es ist immer das gleiche Muster. Wie ich bereits in der Überschrift angedeutet habe, geht es heute genau darum: Ist die KI-Blase real, und welche Lehren kann uns die Geschichte bieten, die sich bekanntlich oft wiederholt. Wir haben in der Vergangenheit bereits absurde Börsenblasen erlebt. Isaac Newton brachte es einst auf den Punkt, als er sagte:

„Ich kann die Bewegung der Himmelskörper berechnen, aber nicht den menschlichen Wahnsinn und schon gar nicht an der Börse."

Wenn wir auf die großen Krisen der Vergangenheit schauen, steht an erster Stelle die Tulpenmanie im Jahr 1637. Diese Blase, die gewissermaßen im Garten begann, ist mittlerweile legendär. Die Nachfrage nach Tulpenzwiebeln stieg immer weiter an, bis sie auf ihrem Höhepunkt wahnsinnige Preise erreichte.

Doch die Party endete mit einem krassen Kater: 1637 platzte die Blase und die Preise stürzten ins Bodenlose.

1720 folgte die Südseeblase, ein wahrer Schiffbruch für Anleger.

Doch was definiert eigentlich eine Blase? Ganz einfach: Eine Börsenblase entsteht, wenn die Kurse von Vermögenswerten in irrationale Höhen getrieben werden, weil Anleger dem Glauben verfallen, dass es nur noch aufwärts geht. Oft fehlt es dafür komplett an fundamentalen Grundlagen.

Die klassischen Anzeichen einer Blase aus der Literatur sind:

  • Übertriebene Kursanstiege ohne nachvollziehbare Unternehmensgewinne oder Wirtschaftsdaten.

  • Gier und Herdenverhalten: Menschen investieren nur, weil alle es tun. Du musst einfach dabei sein, genau wie wir es aktuell im KI-Bereich beobachten.

  • Ein leichter Zugang zu Krediten, mit denen Spekulanten den Markt aufpumpen.

  • Eine Überbewertung im Vergleich zu historischen Maßstäben, wie wir sie derzeit im KI-Sektor, aber auch im S&P 500 sehen.

Allerdings ist ein hoher Kurs allein noch kein sicheres Anzeichen für eine Blase. Nehmen wir die Dotcom-Blase im Jahr 2000. Während viele Internetfirmen in die Bedeutungslosigkeit verschwanden, haben sich andere wie Amazon, Google und Apple zu den wertvollsten Unternehmen der Welt entwickelt. Das beweist, dass nicht jede scheinbare Blase auch eine echte ist.

Lass uns noch zwei weitere historische Blasen betrachten: Die Gründerkrise 1873.

Dieser „Große Krach" des Kaiserreichs folgte auf die Reichsgründung 1871, die eine wahre Goldgräberstimmung an den Börsen auslöste. Doch auch diese Euphorie fand ein jähes Ende. Im Mai 1873 kam es zum „Schwarzen Freitag", der zunächst in Wien die Kurse in den Abgrund riss, dann Berlin erfasste und sich schließlich wie ein Flächenbrand über die ganze Welt ausbreitete. Die Wirtschaft wurde durch diesen Crash bis 1890 gelähmt und das satte 17 Jahre lang.

Kommen wir in die jüngere Vergangenheit. Ein Paradebeispiel ist die Silberblase von 1980. Hier handelte es sich um ein gescheitertes Monopol. Silber war, ähnlich wie Gold, ein begehrtes Anlagegut und wurde in den 70er und 80er Jahren zur Obsession einiger Superreicher. Die texanischen Hunt-Brüder beschlossen, den Markt unter ihre Kontrolle zu bringen und kauften Silber in riesigen Mengen auf. Dadurch schoss der Preis pro Unze auf fast 50 Dollar in die Höhe, nur um anschließend auf etwa 10 Dollar abzustürzen. Ähnlich verlief es mit der chinesischen Börsenblase von 2005 bis 2007, in der die Aktienkurse explodierten, bevor sie zusammenbrachen. Und natürlich dürfen wir die Dotcom-Krise und die Lehman-Pleite nicht vergessen.

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