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Aktivistin: Migration lässt sich nur über Ursachen bekämpfen

Aktivistin: Migration lässt sich nur über Ursachen bekämpfen

Update: 2025-12-11
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Zwangsmigration in Form von Flucht lässt sich nur bekämpfen, indem man gegen ihre Ursachen vorgeht. Das unterstreicht die Politikwissenschafterin, Aktivistin und Schriftstellerin Ishraga Mustafa Hamid, die ihre Heimat Sudan selbst nach dem Militärputsch 1989 verlassen musste und seit 1993 in Wien lebt. Wenn man die Ursachen der Flucht bekämpfe, werden die Menschen das Land auch nicht verlassen, betont sie.





Die sudanesische Diaspora in Österreich ist klein, Schätzungen zufolge besteht sie aus 2.000, maximal 3.000 Personen. Doch die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat haben viele nicht aufgegeben, sagt Hamid im APA-Gespräch. “Ich war nie vom Sudan abgetrennt. Von meiner Wohnung in Ottakring aus habe ich Demonstrationen im Sudan mitorganisiert.” Bei jeder politischen Wendung habe sie neu gehofft, in den Sudan zurückkehren zu können.



Laut UNO derzeit schlimmste humanitäre Krise der Welt im Sudan



Aktuell ist so etwas undenkbar. Der seit 2023 im Sudan tobende Krieg hat die laut UNO derzeit schlimmste humanitäre Krise der Welt ausgelöst. Über zehn Millionen Menschen sind innerhalb des Landes geflüchtet, weitere Millionen in Nachbarländer. Die Armee von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Dagalo führen einen blutigen Krieg, dem schon Tausende Zivilisten zum Opfer gefallen sind. Wie in den meisten Kriegen geht es letztlich um Macht und Ressourcen.



Doch: “Der Krieg wird irgendwann beendet”, ist Mustafa Hamid überzeugt. “Er wurde auch in Österreich beendet, und das gibt mir Hoffnung”, spielt sie auf das Ende des Zweiten Weltkriegs an. Bis es soweit sei, werde es aber “wirklich viel, viel Zeit” brauchen, damit alle Wunden heilen können, und einen starken Willen der Bevölkerung. Derzeit sei die Bevölkerung aber sehr gespalten – egal ob ins Ausland Geflüchtete oder jene innerhalb des Landes.



Hamid gründete Organisation Mendy für Friedensprojekte vor Ort



Hamid gründete 2022, also ein Jahr vor Ausbruch des Kriegs, die Organisation Mendy für Friedenskultur und Diversitätsmanagement in Wien. In Österreich betreibt der Verein nur Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Die meisten Mitglieder befinden sich im Sudan selbst bzw. in Ägypten, wohin sie mittlerweile geflüchtet sind. Vor Ort werden Projekte mit Partnern durchgeführt, etwa Workshops mit Kindern und Jugendlichen zum Thema Frieden oder Umweltschutz. Eine humanitäre Organisation ist der Verein nicht, denn fast alles ist rein spendenfinanziert.



Projekte von Mendy gibt es im Sudan und eben auch in Ägypten. Viele Sudanesen sind in das benachbarte Land geflohen. Genaue Zahlen liegen nicht vor, denn eine beträchtliche Zahl von ihnen dürfte gar nicht registriert sein. Flüchtlingslager oder eine offizielle Versorgung von Seiten des Staates gibt es nicht für sie. Vielen wollen auch gar nicht in Ägypten bleiben.



Migration ist “elementares Menschenrecht”



“Migration kann man nie bekämpfen”, meint die Politikwissenschafterin und Aktivistin dazu. “Für mich ist das ein elementares Menschenrecht. Denn ich bewege mich, wohin ich will, wie die anderen in der Welt.” Doch die Zwangsmigration, gegen die könne man eben sehr wohl vorgehen: Bei einem Projekt mit 20 sudanesischen Jugendlichen habe sich gezeigt, dass ursprünglich 18 davon Ägypten verlassen wollten. Mit Unterstützung der Organisation hätten aber zehn von ihnen einen Job gefunden – und nun eine Perspektive, zu bleiben.



(Das Gespräch führte Verena Unger/APA)



(APA)

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