Vom All aus Tiere gucken: Projekt ICARUS startet neu
Update: 2025-11-26
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Sieben Milliarden Euro wollen die Mitgliedstaaten für die ESA jährlich ausgeben. Das klingt viel, aber wenn man das mit den Geldern, die die USA für die Weltraumforschung ausgeben, vergleicht, dann sind das eher Peanuts. Deren Budget ist nämlich fünf bis sechs Mal so hoch. Können die Europäer da überhaupt mithalten?
Bianca Schwarz:Rein finanziell könnte die ESA da wirklich nach wie vor nicht mithalten, obwohl die Summe, um die es jetzt geht, sieben Milliarden, die höchste aller Zeiten ist. Aber es geht ja hier nicht nur um die Finanzen, es geht auch um die Programme. Und da gibt es immer noch Dinge, wo die ESA die Zusammenarbeit mit der NASA dringend braucht: um Astronauten in den Orbit bringen zu können beispielsweise. Aber in anderen Bereichen ist die ESA weltweit führend, bei der Erdbeobachtung zum Beispiel. Und in Bremen werden teils Module für die NASA gebaut, weil Deutschland einfach ein großes technisches Know-how hat. Es ist immer die Frage, wie man auf welchen Bereich schaut. Wenn man jetzt im Großen und Ganzen drauf schaut, dann hängt die ESA finanziell nach wie vor hinterher.
SWR Aktuell: Jetzt sieht ja die ESA selbst auch einen guten Grund, dass es eigene europäische Satellitenprogramme geben muss. Josef Aschbacher, der ESA-Generaldirektor, sieht das so.
Josef Aschbacher: Der Krieg in der Ukraine, aber auch die Situation in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo Europa aufgefordert wird, selbstständiger zu sein und mehr zu investieren in Verteidigung, aber auch in anderen Bereichen, veranlasst uns dazu, auch im Weltraum Europa stärker zu machen.
SWR Aktuell: Das klingt ja erst mal merkwürdig. Die ESA ist doch eigentlich auf friedliche Zwecke ausgerichtet. Stichwort Tiere beobachten mit dem ICARUS-System. Was ist denn da in Sachen Verteidigung geplant?
Schwarz: Ja, das ist wirklich ein wichtiger Punkt. Sie sagen es gerade, die ESA hat in ihren Statuten verankert, dass sie friedlichen und Forschungszwecken dient. Deswegen wird da dann sehr genau unterschieden: Wenn es um Verteidigung geht, also um Schutz, dann kann die ESA das machen. Da ist „Dual Use“ das Stichwort der Stunde. Satelliten, die zum Beispiel eigentlich dafür gebaut wurden, dass sie den Zustand der Wälder beobachten, die könnten natürlich auch den Soldaten in der Ukraine als Augen dienen und diese Daten weitergeben.
Aktuell ist es so, dass die Soldaten in der Ukraine zu großen Teilen angewiesen sind auf Aufklärungs-Satelliten, Aufklärungsdaten von NASA und von SpaceX. Und wenn Trump oder Musk morgen früh entscheiden, dass sie diese Daten nicht mehr liefern wollen, dann wäre die Ukraine nahezu blind. Das heißt, so was weitergeben, das könnte die ESA. Aber wenn es um Angriff geht, also zum Beispiel darum, andere Satelliten gezielt zu stören, zu verfolgen oder anzugreifen, dann kann die ESA das nicht machen. An der Stelle kommt dann das Verteidigungsministerium ins Spiel mit Boris Pistorius. Der hat ja ein Extrabudget für die Raumfahrt ausgegeben. Das hat dann aber mit der ESA nichts mehr zu tun.
SWR Aktuell: Die europäischen Satelliten im All müssen ja auch geschützt werden vor zum Beispiel Angriffen anderer Staaten. Nehmen wir jetzt mal Russland zum Beispiel. Was ist denn da erforderlich?
Schwarz: Boris Pistorius hat letztens eine Rede in Berlin gehalten, die hat eine knappe halbe Stunde gedauert, und er hat gesagt, in dieser Zeit haben rund 40 russische und chinesische Aufklärungssatelliten Berlin überflogen. Und da ist Jamming ein Riesenthema. Beim Jamming werden Satellitensignale gezielt gestört, um die Kommunikation, die Navigation oder was auch immer diese Satelliten liefern, zu unterbrechen. Und dann wären auch für uns als Endnutzer zum Beispiel die Navigationssatelliten nicht mehr nutzbar. Boris Pistorius will neben dem Geld für die ESA mehr Geld jetzt in die deutsche Raumfahrtindustrie stecken – mit Schwerpunkt Verteidigung. Und da hat Pistorius 35 Milliarden bis 2030 veranschlagt, nur für Deutschland. Vielleicht nochmal die Zahl zum Vergleich. Die ESA, also ganz Europa, verhandelt gerade um rund 22 Milliarden bis 2028.
Im Großen und Ganzen hängt die ESA finanziell nach wie vor hinterher.Quelle: Bianca Schwarz, ARD-Reporterin
Bianca Schwarz:Rein finanziell könnte die ESA da wirklich nach wie vor nicht mithalten, obwohl die Summe, um die es jetzt geht, sieben Milliarden, die höchste aller Zeiten ist. Aber es geht ja hier nicht nur um die Finanzen, es geht auch um die Programme. Und da gibt es immer noch Dinge, wo die ESA die Zusammenarbeit mit der NASA dringend braucht: um Astronauten in den Orbit bringen zu können beispielsweise. Aber in anderen Bereichen ist die ESA weltweit führend, bei der Erdbeobachtung zum Beispiel. Und in Bremen werden teils Module für die NASA gebaut, weil Deutschland einfach ein großes technisches Know-how hat. Es ist immer die Frage, wie man auf welchen Bereich schaut. Wenn man jetzt im Großen und Ganzen drauf schaut, dann hängt die ESA finanziell nach wie vor hinterher.
SWR Aktuell: Jetzt sieht ja die ESA selbst auch einen guten Grund, dass es eigene europäische Satellitenprogramme geben muss. Josef Aschbacher, der ESA-Generaldirektor, sieht das so.
Der Krieg in der Ukraine, und die Situation in den Vereinigten Staaten veranlassen uns, auch im Weltraum Europa stärker zu machen.Quelle: Josef Aschbacher, ESA-Generaldirektor
Josef Aschbacher: Der Krieg in der Ukraine, aber auch die Situation in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo Europa aufgefordert wird, selbstständiger zu sein und mehr zu investieren in Verteidigung, aber auch in anderen Bereichen, veranlasst uns dazu, auch im Weltraum Europa stärker zu machen.
SWR Aktuell: Das klingt ja erst mal merkwürdig. Die ESA ist doch eigentlich auf friedliche Zwecke ausgerichtet. Stichwort Tiere beobachten mit dem ICARUS-System. Was ist denn da in Sachen Verteidigung geplant?
Schwarz: Ja, das ist wirklich ein wichtiger Punkt. Sie sagen es gerade, die ESA hat in ihren Statuten verankert, dass sie friedlichen und Forschungszwecken dient. Deswegen wird da dann sehr genau unterschieden: Wenn es um Verteidigung geht, also um Schutz, dann kann die ESA das machen. Da ist „Dual Use“ das Stichwort der Stunde. Satelliten, die zum Beispiel eigentlich dafür gebaut wurden, dass sie den Zustand der Wälder beobachten, die könnten natürlich auch den Soldaten in der Ukraine als Augen dienen und diese Daten weitergeben.
Wenn Trump oder Musk morgen früh entscheiden, dass sie keine Satelliten daten mehr liefern, wäre die Ukraine nahezu blind.Quelle: Bianca Schwarz, ARD-Reporterin
Aktuell ist es so, dass die Soldaten in der Ukraine zu großen Teilen angewiesen sind auf Aufklärungs-Satelliten, Aufklärungsdaten von NASA und von SpaceX. Und wenn Trump oder Musk morgen früh entscheiden, dass sie diese Daten nicht mehr liefern wollen, dann wäre die Ukraine nahezu blind. Das heißt, so was weitergeben, das könnte die ESA. Aber wenn es um Angriff geht, also zum Beispiel darum, andere Satelliten gezielt zu stören, zu verfolgen oder anzugreifen, dann kann die ESA das nicht machen. An der Stelle kommt dann das Verteidigungsministerium ins Spiel mit Boris Pistorius. Der hat ja ein Extrabudget für die Raumfahrt ausgegeben. Das hat dann aber mit der ESA nichts mehr zu tun.
SWR Aktuell: Die europäischen Satelliten im All müssen ja auch geschützt werden vor zum Beispiel Angriffen anderer Staaten. Nehmen wir jetzt mal Russland zum Beispiel. Was ist denn da erforderlich?
Schwarz: Boris Pistorius hat letztens eine Rede in Berlin gehalten, die hat eine knappe halbe Stunde gedauert, und er hat gesagt, in dieser Zeit haben rund 40 russische und chinesische Aufklärungssatelliten Berlin überflogen. Und da ist Jamming ein Riesenthema. Beim Jamming werden Satellitensignale gezielt gestört, um die Kommunikation, die Navigation oder was auch immer diese Satelliten liefern, zu unterbrechen. Und dann wären auch für uns als Endnutzer zum Beispiel die Navigationssatelliten nicht mehr nutzbar. Boris Pistorius will neben dem Geld für die ESA mehr Geld jetzt in die deutsche Raumfahrtindustrie stecken – mit Schwerpunkt Verteidigung. Und da hat Pistorius 35 Milliarden bis 2030 veranschlagt, nur für Deutschland. Vielleicht nochmal die Zahl zum Vergleich. Die ESA, also ganz Europa, verhandelt gerade um rund 22 Milliarden bis 2028.
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