DiscoverAlles Geschichte - History von radioWissenDIE FIRST LADY UND DIE KÖNIGIN (1/3) - Martha Washington und Marie Antoinette
DIE FIRST LADY UND DIE KÖNIGIN (1/3) - Martha Washington und Marie Antoinette

DIE FIRST LADY UND DIE KÖNIGIN (1/3) - Martha Washington und Marie Antoinette

Update: 2024-11-01
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Description

Die eine steigt als First Lady der jungen USA zur Ikone auf. Die andere wird als Königin geköpft. Martha Washington und Marie Antoinette sind Frauen an der Spitze von Staaten in revolutionären Zeiten. Getroffen haben sie sich nie, aber ähnliche Erfahrungen gemacht auf der Suche nach ihrer Rolle. Folge 1. Von Susi Weichselbaumer (BR 2024)

Credits
Autorin & Regie: Susi Weichselbaumer
Es sprachen: Katja Amberger, Irina Wanka, Florian Schwarz, Katja Schild, Peter Weiß, Friedrich Schloffer, Hemma Michel, Peter Veit, Gudrun Skupin, Jennifer Güzel
Technik: Josef Angloher
Redaktion: Thomas Morawetz
Im Interview: Catherine Allgor, Michaela Lindinger

Linktipps:

Deutschlandfunk (2019): First Ladies in Deutschland – Die Rolle der Bundespräsidenten- und Kanzlergattinnen

Mal sozial engagiert, mal selbst politisch aktiv: Die Frauen der deutschen Staatsmänner hatten durchaus Einfluss – doch ihr Engagement geriet im Schatten der Ehemänner oft in Vergessenheit. Historikerin und Buchautorin Heike Specht hat die First Ladies seit 1949 porträtiert. JETZT ANHÖREN

radioWissen (2021): Frei, gleich und brüderlich – Die Französische Revolution  

In schwarzem Trauergewand sitzt Marie Antoinette in ihrer primitiven Zelle in der Conciergerie - bewacht von Soldaten der Revolutionsregierung. Mit der Losung "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" schafften die Revolutionäre nicht bloß die Abkehr vom feudalen Ständestaat - sie formulierten ein Ideal, das heute in den Verfassungen der Demokratien zur selbstverständlichen Norm geworden ist. Noch heute gedenken die Franzosen an ihrem Nationalfeiertag, dem 14. Juli, des Sturms auf die Bastille. Doch das anfängliche Hochgefühl wich bald dem Terror. JETZT ANHÖREN

Deutschlandfunk (2024): George Washington – Das Erbe des ersten „Mr. President“  

Am 30. April 1789 wurde George Washington als erster US-Präsident vereidigt. Er begründete nicht nur den Supreme Court, die US-Marine und die nach ihm benannte Hauptstadt. Washington prägte auch das neue Amt und wie sich ein Mr. President inszeniert. JETZT ANHÖREN

Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:


Im Podcast „TATORT GESCHICHTE“ sprechen die Historiker Niklas Fischer und Hannes Liebrandt über bekannte und weniger bekannte Verbrechen aus der Geschichte. True Crime – und was hat das eigentlich mit uns heute zu tun?

DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.

Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN

Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.

Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Alles Geschichte
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Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:


MUSIK & ATMO


1 ERZÄHLERIN
Martha kommt. In dichten Reihen drängen sich die Menschen an diesem Frühlingstag in den staubigen Straßen von New York. Die Menge jubelt, schwenkt Fahnen, wirft Hüte.


2 ERZÄHLERIN
Ellbogen stechen in Rippen. Hände schieben.


1 ERZÄHLERIN
Dreizehnmal donnern die Kanonen zum Salut. Als die prächtig geschmückte Fähre - Stoffbahnen und Blumenranken an Bug und Heck in rot, weiß und blau - als die prächtig geschmückte Fähre anlegt an der Südspitze Manhattans –


2 ERZÄHLERIN
Sehen die meisten in der Masse gar nichts vor lauter wedelnder Wimpel und grüßender Taschentücher.


1 ERZÄHLERIN
Dabeisein ist alles an diesem 27. Mai 1789.


ZITATOR PRESSE 1
Der erste Präsident bezieht offiziell seinen provisorischen Amtssitz an der Ecke Cherry und Queen Street –


ZITATOR PRESSE 2
Wochenlang haben George Washington und sein Stab hier alles vorbereitet – nun kommt seine Frau Martha nach –


ZITATOR PRESSE 1
Cherry Street Number 3 –


ZITATOR PRESSE 2
Später wird der Präsident mit seiner Familie in Philadelphia wohnen, in der neuen Hauptstadt der – neuen – Vereinigten Staaten.


1 ERZÄHLERIN
Die USA haben einen Präsidenten, gewählt vom Volk, seine Macht ist eine qua Amt. Damit beginnt eine neue Zeitrechnung: Die westliche Moderne.


MUSIK


2 ERZÄHLERIN
Nur drei Wochen später, am 14. Juli 1789 geht eine andere Ära zu Ende. Im alten Europa, in Frankreich stürmen die Revolutionäre die Bastille. Die Monarchie muss weg.


1 ERZÄHLERIN
Im Zentrum dieser beiden Großereignisse so knapp hintereinander, stehen zwei Frauen, deren Leben gar nicht so unähnlich sind. Getroffen haben sie sich nie. Aber sicher ähnliche Erfahrungen gemacht – wenn auch mit sehr unterschiedlichem Ausgang. Die eine: Marie Antoinette, Königin von Frankreich, bekannt für ihre berüchtigte Verschwendungssucht, ihre modischen Exzesse, frivolen Partys. Die andere: Martha Washington. Die erste Mutter einer neuen Nation. Die eine Tochter aus österreichischem Kaiserhaus. Der Vater der anderen ein Tabakpflanzer aus Virginia. Beide stehen irgendwann an der Spitze eines Staates, in der Rolle einer Königin, einer First Lady. Die eine wird helfen ein neues System zu etablieren, der anderen wird ein altes System aus den Fingern gleiten. 


2 ERZÄHLERIN
Ausgesucht haben sich die beiden ihre jeweiligen Spitzenposten nicht.


MUSIK & ATMO


2 ERZÄHLERIN
Als am 27. Mai 1789 ganz Manhattan auf den Beinen ist, um die Gattin des Präsidenten zu begrüßen, macht Martha Washington mit, weil man an die Seite des Mannes gehört, wie sie findet:


ZITATORIN MARTHA
„Er ist viel zu alt, um nochmal groß einzusteigen in die Politik. Aber da es nicht zu verhindern ist, gehe ich mit.“


1 ERZÄHLERIN
Per Fähre holt er sie feierlich ab von der anderen Seite des Hudson River. Die begeisterten Bürgerinnen und Bürger der rund 33.000 Einwohner zählenden Stadt New York, überhaupt der neuen Nation, der United States of America, feiern: Martha Washington…


2 ERZÄHLERIN
Die winkt. Wohl eher verhalten.


MUSIK & ATMO


2 ERZÄHLERIN
Die kleine, rundliche Frau mit den weißen Locken unter der Haube ist 58 Jahre alt, mehrfache Großmutter und mit Leib und Seele Managerin des Familienanwesens Mount Vernon. Das liegt 250 Meilen, also mehrere Tagesreisen entfernt, idyllisch an den Ufern des Potomac River, mit Blick auf die grünen Hügel und Wälder des ländlichen Virginia. 


1 ERZÄHLERIN
Jetzt ist sie zudem die erste –


2 ERZÄHLERIN
Ja, was eigentlich?


1 ZU (0.52+5.42) It is interesting… without job description
OVw
Diese Rolle der „First Lady“, hatte keine Jobbeschreibung.


2 ERZÄHLERIN
Sagt Catharine Allgor. Sie ist Vorsitzende der Massachusetts Historical Society in Boston.
2 ZU (6.02) This happens a lot…
OVw
Wenn man sich mit Frauengeschichte beschäftigt, hat da vieles keinen offiziellen Rahmen. Bei George Washington als erstem Staatsoberhaupt einer Republik war klar, eine aristokratische Ansprache geht gar nicht. Also wurde er auf eigenen Vorschlag „Mister President“.


2 ERZÄHLERIN
Und sie?


MUSIK


03 ZITATOR PRESSE 1 + 03 ZITATOR PRESSE 2 + div.
„Gott schütze Lady Washington!“     


1 ERZÄHLERIN
Rufen die Menschen bei ihrer Ankunft in New York.


2 ERZÄHLERIN
Die Zeitungen titeln genauso. Oder ganz anders. Der Daily Advertiser vom 15. Juni 1789 etwa berichtet:


04 ZITATOR PRESSE 2
„Ihre Hoheit (Martha Washington), die letzte Woche durch einen Schmerz im dritten Gelenk des vierten Fingers der linken Hand sehr indisponiert war, ist – wir sind in der glücklichen Lage, dies kundzutun – auf dem Wege der Genesung, nachdem sie sich eine Erkältung zugezogen hatte, als sie in jenem Pelzmantel ausging, den ihr jüngst der russische Botschafter als Geschenk der Prinzessin vermacht hatte.“ 


2 ERZÄHLERIN
Lady Washington. Hoheit. Prinzessiale Pelzmantelgeschenke. Und plötzlich ist das dritte Gelenk des vierten Fingers - 


1 ERZÄHLERIN 
Der linken Hand -


2 ERZÄHLERIN
Ist selbst das von allseitigem Interesse. Offizielle Dinner und Empfänge müssen sein -


ZITATORIN MARTHA
“Mein Leben ist langweilig. Tatsächlich fühle ich mich wie eine Staatsgefangene.”


2 ERZÄHLERIN
Schreibt Martha Washington am 23. Oktober 1789 aus New York an ihre Lieblingsnichte Fanny, wenige Monate nach dem Amtsantritt ihres Mannes. 


MUSIK


03 ZITATORIN MARTHA
“Es gibt bestimmte Grenzen für mich, die ich einhalten muss. Und da ich nicht hartnäckig angehen kann dagegen, sitze ich eben viel zuhause. Der Präsident ist diese Woche aufgebrochen zu einer Reise an die Ostküste.“


2 ERZÄHLERIN
Einsamkeit von Amtswegen. Genauer ob Amt des Ehemannes. In Europa kennen diesen Zustand Kaiserinnen und Königinnen seit

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Susi Weichselbaumer