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STEINZEIT UND DANACH - Überleben in der Eiszeit

STEINZEIT UND DANACH - Überleben in der Eiszeit

Update: 2024-11-291
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Description

Vor 30.000 Jahren hatte die Eiszeit Europa noch fest im Griff. Damals, in der Altsteinzeit, verdrängte der anatomisch moderne Mensch zunehmend den Neandertaler. Was wissen wir über unsere Vorfahren? Von Katharina Hübel (BR 2024)

 Credits
Autorin: Katharina Hübel
Regie: Irene Schuck
Sprecherin: Jennifer Güzel
Technik: Wolfgang Lösch
Redaktion: Thomas Morawetz
Im Interview: Dr. George McGlynn, Prof. Dr. Cosimo Posth, Prof. Dr. Wilfried Rosendahl, Prof. Dr. Thorsten Uthmeier

Besonderer Linktipp der Redaktion:

NDR (2024): Becoming the Beatles – Hamburger Jahre

"We grew up in Hamburg", hat John Lennon gesagt. Und auch: "Live waren wir nie besser." Obwohl der erste Auftritt der Band in einem Stripclub auf St. Pauli ein totaler Reinfall war. Was ist da also passiert auf dem Hamburger Kiez zwischen 1960 und 1963? Wie wurden aus ein paar unbedarften Liverpooler Jungs absolute Superstars? Der Podcast erzählt, wie die jungen Beatles auf den Bühnen der Reeperbahn die Nächte durchspielen. Mit eisernem Willen einen Traum verfolgen. Und für immer die Popmusik-Geschichte verändern. Eine sechsteilige Podcast-Serie von NDR Kultur. ZUM PODCAST
 
Linktipps:

WDR (2023): Die Eiszeitkünstler – Als der Homo Sapiens kreativ wurde

Die ältesten Kunstwerke der Menschheit liegen in einer schwäbischen Höhle - das berichtet "Nature" am 18.12.2003. Ein neuer Blick auf die frühe Menschheitsgeschichte ... Wissenschaftler finden bei Ausgrabungen auf der Schwäbischen Alb drei kleine Skulpturen aus Mammutelfenbein. Sie sind ein neuer Beleg dafür, dass das Gebiet an der oberen Donau ein wichtiges Zentrum der kulturellen Entwicklung des anatomisch modernen Menschen ist. JETZT ANHÖREN

ARD alpha (2022): Vom Geben und Nehmen – Jäger und Sammler

Steinzeitmensch Ötzi erzählt uns von seinen Vorfahren und aus seiner Zeit. Vor 15000 Jahren arbeiteten die Menschen zwei bis vier Stunden täglich. Sie arbeiteten und lebten für den Moment und planten nicht für die Zukunft. Die Männer jagten, die Frauen sammelten: eine erste klare Arbeitsteilung! Trotzdem waren alle gleichgestellt. Das Ergebnis der eigenen Arbeit ließ man - anders als heute - anderen zukommen. Man teilte, weil es sich so gehörte. Ab ca. 10000 v. Chr. wurden die Menschen dann sesshaft. Zu ihnen gehörte auch Ötzi. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht. Die Frauen hatten ihren "Preis". Nach und nach entstand die wirtschaftliche Basis für Herrschaft und Ungleichheit. JETZT ANSEHEN

ARD alpha Uni (2024): Archäologin

Elena arbeitet als Archäologin bei einer Grabungsfirma in Bayern. Natürlich ist das Ziel alte Befunde auszugraben, doch ein großer Teil der Arbeit ist Koordination, Bürokratie, Spurensuche bei den kleinsten Details und auch Fehlschläge. JETZT ANSEHEN

Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:

Im Podcast „TATORT GESCHICHTE“ sprechen die Historiker Niklas Fischer und Hannes Liebrandt über bekannte und weniger bekannte Verbrechen aus der Geschichte. True Crime – und was hat das eigentlich mit uns heute zu tun?

DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.

Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN

Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.

Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Alles Geschichte
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Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:


MUSIK & ATMO (Knistern)


01 OT McGlynn
Wie Sie sehen: sehr gut verpackt, um den Schutz zu gewähren… In diesem Fall haben wir hier einen Oberschenkel und sehr schön intakt…


Sprecherin:
In drei unspektakulär grauen Pappkartons – Spezialanfertigung, säurefrei – lagert er: der älteste Homo Sapiens, den Wissenschaftler bislang in Deutschland gefunden haben, der Menschentyp, der dem Neandertaler den Rang ablaufen wird. Rund 34.000 Jahre alt, aus der Eiszeit. Ein „Bayer“, wenn man so will. Der so genannte „Mann von Neu-Essing“. In den Kisten der Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München lagert sein Schädel, mit deutlichen Löchern zwar, aber dennoch gut erkennbar als menschlich, die beiden Kiefer mit Zähnen, Rückenwirbel, Arm- und Fingerknochen, Rippenbögen, Bruchstücke des Beckens, Schenkelknochen…


02 OT McGylnn
Knochenoberflächengelenk hier… und Muskelansätze auf der anderen Seite sehr gut zu erkennen…


MUSIK


Sprecherin:
Der „Mann von Neu-Essing“ ist einer der ersten anatomisch modernen Menschen, die in Europa überhaupt gelebt haben. Menschen, die uns mitgeprägt haben. Können deren Skelette Antworten geben auf die Fragen: Woher stammen wir? Wer sind unsere Vorfahren?


03 OT McGlynn
Funde aus dieser Zeit sind absolute Raritäten.


Sprecherin
Sagt der Wissenschaftler Dr. George McGlynn. Das heutige Nordspanien, Frankreich oder Belgien, beispielsweise, sind Regionen, die vor 34.000 Jahren ebenfalls eisfrei waren und bewohnt von homo sapiens. Zudem waren Teile des heutigen Tschechiens und Österreichs von einzelnen Menschengruppen bewohnt. Jäger und Sammler, die mobil waren und den Tieren hinterher zogen.


04 OT McGlynn
Wir sprechen von einem Zeitpunkt, wo doch viel Vergletscherung war und eine sehr harsche Umgebung. Der Neuessinger Mann ist ein fast vollständig intakter Skelettfund, manche von den anderen Funden sind lediglich einzelne Knochenfunde, ein Kiefer, ein Schädelstück, deshalb ist der Neuessinger Fund auch etwas ganz Besonderes wegen seiner Intaktheit. Man kann schon sagen, die Fundzahl von fünf, sechs Fundplätzen beträgt so um die 35 bis 40 Funde. Das ist ein absoluter Glücksfall, wenn man etwas findet, ganz selten findet man mehrere Teile eines einzelnen Individuums. Und anhand dieser fragmentierten Funde ist man praktisch als Wissenschaftler gezwungen, sehr viel reinzulesen. Aber es ist auch eine Riesenherausforderung.


Sprecherin
Die George McGlynn nicht alleine angeht.


MUSIK


Sprecherin
Die Archäologie hat im letzten Jahrzehnt durch naturwissenschaftliche Methoden einen Modernisierungsschub bekommen. Archäologen kooperieren mit Chemikern, Genetikern, Informatikern. Denn manchmal trügt der Anschein und erst das Labor verrät die korrekten Daten. Wie beim „Mann von Neu-Essing“, der über viele Jahrzehnte falsch datiert, nämlich viel jünger geschätzt, in den Archiven verschwunden war. Sein Fall ist nun wieder aufgerollt und liefert neue Erkenntnisse über die Menschen in der Eiszeit.


ATMO (Wind und Schritte)


Sprecherin
Wobei mit „Eiszeit“ die letzte Kaltzeit in der Geschichte unseres Planeten gemeint ist. Durchgängig kalt und eisig war es dabei gar nicht immer, erklärt Prof. Thorsten Uthmeier, der am Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg arbeitet und den Fundort des Mannes von Neu-Essing mit untersucht hat.


OT05 Uthmeier
Im Schnitt ist es so, dass die Jahresmitteltemperaturen bestimmt so zwischen sechs und acht Grad niedriger waren als die heutigen Jahresmittelwerte, mit auch während der Eiszeiten relativ milden Sommern, aber eine kurze Vegetationsperiode und sehr, sehr kalte Winter. Also im Schnitt Temperaturen von minus zwanzig bis minus zehn Grad.


ATMO (Schritte auf Schnee / Wintersturm)


Sprecherin
Die Temperaturen konnten aber auch auf Minus vierzig Grad fallen, Dauerfrost war angesagt. Und oft gab es Winterstürme. Klima-Archäologen rekonstruieren die Temperaturen der Vergangenheit über Eisbohrkerne, aus Grönland oder der Antarktis. Gigantische Bohrkerne von über 3 Kilometern Länge.


MUSIK


Sprecherin
Im Eis ist Staub eingeschlossen, außerdem Luft. Noch wichtiger: Sauerstoff, der im gefrorenen Eiszeitwasser konserviert ist. Er kann Chemikern etwas über die damalige Temperatur verraten. Je nachdem, wie viele Neutronen sich in den Sauerstoffatomen befinden. Ihre Anzahl schwankt je nach Außentemperatur. Außerdem geben Knochen-Funde Aufschluss über die eiszeitlichen Lebensbedingungen. Wissenschaftler nennen sie: „Umwelt-Archive“. Über die Knochen bestimmen die Archäologen die Tierarten und wann sie gelebt haben. Damit wissen sie, wovon sich die Menschen damals ernährt haben und bekommen auch eine Vorstellung von den Temperaturen.


07 OT Uthmeier
Hier sind es in der Regel Rentiere, zum Teil auch Pferde, die haben eine große Temperaturtoleranz, die weichen dann vielleicht auf andere Weidegeb

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