DiscoverSWR2 Kultur AktuellNahaufnahme des Scheiterns: „Jetzt.Wohin.“ begleitet Robert Habeck im Wahlkampf
Nahaufnahme des Scheiterns: „Jetzt.Wohin.“ begleitet Robert Habeck im Wahlkampf

Nahaufnahme des Scheiterns: „Jetzt.Wohin.“ begleitet Robert Habeck im Wahlkampf

Update: 2025-12-05
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Wie wurde Robert Habeck zum Buhmann der Nation?


Brände, Überflutungen, Stürme – gleich zu Beginn von „Jetzt. Wohin. Meine Reise mit Robert Habeck“ stehen wie eine Anklage Bilder der Apokalypse.
Denn Regisseur Lars Jessen treibt seit dem Scheitern der Grünen bei der Bundestagswahl die Frage um: Wie kann es sein, dass angesichts des sich entfaltenden Klimawandels eine Politik gewinnt, die weiter auf fossile Energien setzt? Und wie wurde Robert Habeck, der als einer der wenigen glaubwürdig für Klimaschutz eintrat, zum Buhmann der Nation?

Kampagne gegen den grünen Kanzlerkandidaten Habeck


Die Antwort auf die erste Frage beantwortet die Doku komplex. Sie hat viel mit der Verflechtung von Politik und der Lobby für fossile Energien zu tun. Die Antwort auf die Frage zur Person Habeck fällt so schlicht wie eindeutig aus: Es war das Heizungsgesetz.
Opposition und Medien nutzen den Gesetzesentwurf im deutschen Dauerwahlkampf zu einer Kampagne gegen den grünen Kanzlerkandidaten Habeck. Dieser dringt mit seinen Argumenten nicht mehr durch.

Habecks Niederlage ist auch die Niederlage des Filmemachers


Für „Jetzt. Wohin.“ hat Lars Jessen die Form einer teilnehmenden Beobachtung gewählt. Er begleitet Habeck nicht als objektiver Filmemacher durch den Wahlkampf, sondern als dessen Freund und Berater.
Diese Konstellation entpuppt sich als Problem dieser Doku, da der Beobachter zugleich der Beobachtete ist, er sich also gewissermaßen in der einen Rolle ratlos dabei zusieht, wie er in der anderen scheitert. Denn Habecks Niederlage ist auch Jessens Niederlage.

Grüne tun sich schwer im Netz


Die Strategie, die gesellschaftliche Mitte mit Geschichten des Gelingens anzusprechen, verfängt nicht. Denn wie die Doku nachzeichnet: die Euphorie in den Hallen findet keine Entsprechung im Netz.
Vielleicht, weil die Grünen die Funktionsweise der sozialen Medien nicht ausreichend verstanden haben. Stattdessen zu sehr auf einen digitalen Verständigungsraum setzen, der nach Einschätzung von Experten dort längst nicht mehr existiert.

Trailer „Wohin. Jetzt.“


Erklärungsversuch des gescheiterten Wahlkampf


So erklärt sich der Film in einem der seltenen selbstkritischen Momente das Scheitern der Grünen. Hinzu kommt die Überforderung mit dem wahlkampfbestimmenden Migrationsdiskurs.
Man habe die Verlustängste der Menschen unterschätzt und sei dadurch als weltfremde Moralapostel erschienen, gesteht sich Jessen ein. Die Doku gibt Einblicke hinter die Kulissen des Wahlkampfs und porträtiert Habeck als nachdenklichen Menschen, dem man abnimmt, dass er wirklich etwas zum Besseren verändern wollte.

Trauerbewältigung für die linksliberale Bubble


Auf einer übergeordneten Ebene erkundet Jessen, wie Politik heute erzählt wird und fragt sich: Wie kann eine Politik der Vernunft überhaupt Gehör finden, wenn die sozialen Medien Ängste und Abneigungen so sehr verstärken, dass eine gesellschaftliche Verständigung immer schwerer erscheint?
Allerdings beschränkt sich Jessen bei der Auswahl seiner Gesprächspartner auf die eigene linksliberale Bubble. Der Appell, sich gegenseitig wieder besser zuzuhören, wirkt so hohl. Trotzdem gibt der Film einige Denkanstöße. Eine Trauerbewältigung für all jene, die darauf gesetzt hatten, dass sich eine progressive Politik durchsetzt.
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